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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0011
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DEUTZ.

7

der berühmte Stifter begraben wurde und daselbst nunmehr in dem nachbeschriebenen herr-
lichen Schreine ruht.

6. 6 a. 6b.

Obertheii des Stabes des b. Heribert in natürlicher Grösse in jener altern Form der
bischöflichen Hirtenstäbe, die im 12. Jahrh. im Occidcnt verschwand, während sie im Orient
noch andauerte.3 Die Krücke des Stabes ist von Elfenbein und endet, in zwei ornamentirten
Löwenköpfen; sie zeigt auf der einen Seite (6a) den Gekreuzigten mit Sonne und Mond
nebst zwei Figuren, die man ungeachtet ihrer Undeutlichkeit für Maria und Johannes wird
hallen müssen, und dazu gehörig auf der obern Knickenfläche die Hand Gottes über dem
Gekreuzigten; auf der andern den wiederkehrenden Heiland , dessen Glorie von vier Engeln
getragen wird. Die Figuren sind theils abgeschliffen, theils verdeckt durch ein silbernes
Band, welches einen Bruch zusammenfügt, theils durch eine bedauernswerthe Verkürzung
am untern Ende, welche den Figuren bei 6 a die Füsse wegnahm, verstümmelt. Die Elfen-
beinkrücke vermittelt mit dem 4' %" langen Holzstabe ein unten in vier Spitzen endender
Silberbeschlag, auf welchem die Darstellungen der Marien am Grabe und Christus in der
Unterwelt, sowie folgende, einen Reliquieninhalt im Stabe bezeigende, bei 6b genau wieder-
gegebene Inschrift niellirt sind :

\ Reliqui(e). See. Marie, et. Sti. Crislofori: (vgl. 6b).

7. 7 a.

Spätgothischer Behälter, fast 14" hoch, von Silber mit vergoldeten Verzierungen zur
Aufbewahrung der hölzernen Trinkschale des h. Heribertus, weiche vier durchbrochene Ro-
setten im Mantel des Gefässes , von denen man eine in unsrer Abbildung erblickt, sichtbar
machen. Die nur zur Hälfte noch vorhandene Holzschale wird inwärts von einem silbernen
vergoldeten Einsatz überdeckt, auf dessen Boden sich ein getriebenes eingelöthetes Medaillon
befindet, wie die Abbildung gleicher Grösse 7a zeigt, zwei Personen darstellend, von denen
die eine der andern ein Gefäss — ob in Bezug auf das gegenwärtige bleibt dahingestellt —
überreicht. Die eine dieser Personen dürfte nach dem Pallium , dem Krummstab und der
Mitra zu sch Ii essen Heribertus sein, die andre kann nach der gleichen Kopfbedeckung und
der Palme in ihrer Linken nur einen Märtyrer vorstellen.4 Der Einsatzbecher der Holz-
schale, dem Ende des 12. Jahrhunderts angehörig, ist aussen von einem weit überkragenden
Ornamentbande umrandet, welches beim Einlassen des Bechers in das golbische Schaugefäss
über dessen Mantel fällt und unter dem Deckel auf unsrer Abbildung sichtbar ist. Die Cuppe
des gothischen Sciiaugelasscs besteht aus zwei durch ein Scharnier verbundenen Theilen,
eine Einrichtung, die beweist, dass zuweilen der obere Theil zur Sichtbarmachung und Schau-

3. Lind: Der Krummstab, Wien 1863; Didron, X. p. 140; Cahier et Martin, Melanges d'Ar-
cheol. IV. p. 175. Mittheil, d k. k. Centralcommission, 1857, p. 256 und 1859, p. 47.

4. In der letztern Figur einen Kaiser angethan mit dem Kaisermantel, der Krone und dem
Scepter zu erkennen, kann nur der Oberflächlichkeit des Herausgebers des „heil. Cö'lns"
gelingen.
 
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