in unbefangener Nacktheit, keusch wie alles
Elementare und beobachtet von frechen Sa-
tyrn, die ja auch keinen Unterschied wissen
zwischen Scham und Verlangen!
Mächtig imponiert die „Kreuzigung", die
1913 im Münchener Glaspalaste erschien, durch
die grandiose Einfachheit der malerischen Idee:
von überirdischem, weißen Lichte verklärt der
Gekreuzigte — dazu samtig schwarze Tiefen
und das starke Lasurblau des Mantels der
Gottesmutter. Die beiden schwarzen Kreuze
mit den Schachern nur als Nebensächliches
angedeutet, ebenso die Figur eines Johannes,
der die ohnmächtige Madonna unterstützt. Man
wird in einer Zeit, in der so unabsehbar viele
„religiöse" Bilder gemalt werden, das Motiv
der Kreuzigung nicht leicht wieder mit glei-
cher Schlichtheit und Größe behandelt sehen.
Auch im Jahre 1914 hat Franz v. Stuck in
der München er Secessionsausstellung wiederum
gezeigt, wie frisch und ungebrochen seine
Kraft noch ist. Er brachte ein halbes Dutzend
neuer Werke heraus, einen „Drachentöter",
der hier abgebildet ist und das alte Bildmotiv
von Perseus und Andromeda, „zeitlos" und
wuchtig variiert, einen Faun von sinnenfroher
Lebenskraft, eine unheimliche „Pest", die in
den Straßen einer Stadt mit ihrer Sense droht,
erntebereit, u. a. Das originellste Werk der
Reihe aber ist zweifellos ein Bild kleineren
Formats „Das Diner" : eine festlich gekleidete,
festlich tafelnde Gesellschaft, interessant be-
leuchtet in schönem Raum — dem Atelier Franz
v. Stucks, in dem dieser hin und wieder solche
Feste gibt. In diesem Bild, das der maleri-
schen Idee nach an kein früheres Werk des
Künstlers erinnert und in seltsamer Weise
romantischen Reiz mit fesselnder Wirklichkeit
verbindet, spiegelt sich so recht das ureigenste
Wesen des Malers.
FRANZ V.STUCK AMAZONE
Die Kunst für Alle XXXI.
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Elementare und beobachtet von frechen Sa-
tyrn, die ja auch keinen Unterschied wissen
zwischen Scham und Verlangen!
Mächtig imponiert die „Kreuzigung", die
1913 im Münchener Glaspalaste erschien, durch
die grandiose Einfachheit der malerischen Idee:
von überirdischem, weißen Lichte verklärt der
Gekreuzigte — dazu samtig schwarze Tiefen
und das starke Lasurblau des Mantels der
Gottesmutter. Die beiden schwarzen Kreuze
mit den Schachern nur als Nebensächliches
angedeutet, ebenso die Figur eines Johannes,
der die ohnmächtige Madonna unterstützt. Man
wird in einer Zeit, in der so unabsehbar viele
„religiöse" Bilder gemalt werden, das Motiv
der Kreuzigung nicht leicht wieder mit glei-
cher Schlichtheit und Größe behandelt sehen.
Auch im Jahre 1914 hat Franz v. Stuck in
der München er Secessionsausstellung wiederum
gezeigt, wie frisch und ungebrochen seine
Kraft noch ist. Er brachte ein halbes Dutzend
neuer Werke heraus, einen „Drachentöter",
der hier abgebildet ist und das alte Bildmotiv
von Perseus und Andromeda, „zeitlos" und
wuchtig variiert, einen Faun von sinnenfroher
Lebenskraft, eine unheimliche „Pest", die in
den Straßen einer Stadt mit ihrer Sense droht,
erntebereit, u. a. Das originellste Werk der
Reihe aber ist zweifellos ein Bild kleineren
Formats „Das Diner" : eine festlich gekleidete,
festlich tafelnde Gesellschaft, interessant be-
leuchtet in schönem Raum — dem Atelier Franz
v. Stucks, in dem dieser hin und wieder solche
Feste gibt. In diesem Bild, das der maleri-
schen Idee nach an kein früheres Werk des
Künstlers erinnert und in seltsamer Weise
romantischen Reiz mit fesselnder Wirklichkeit
verbindet, spiegelt sich so recht das ureigenste
Wesen des Malers.
FRANZ V.STUCK AMAZONE
Die Kunst für Alle XXXI.
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