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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Plietzsch, Eduard: Ulrich Hübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0209

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ULRICH HÜBNER

AUS LÜBECK (ZEICHNUNG)

ULRICH HUBNER

Von E. Plietzsch

Begegnet man in Ausstellungen einer grö-
ßeren Anzahl von Werken Ulrich Hüb-
ners, so denkt man kaum über den Ursprung
und die Voraussetzungen dieser Kunst nach,
und die Frage, welche Entwicklung des
Künstlers Produktion nahm, drängt sich
beim Betrachten seiner Gemälde nicht auf.
Die scheinbare Mühelosigkeit seines Schaf-
fens, die heitere, freie und leichte Art, die
Dinge aufzufassen und sie unmittelbar im
Bilde festzuhalten, verleihen seinen Schöp-
fungen den frischen Reiz ursprünglicher, un-
verkünstelter Aeußerungen. Wenn diese Bil-
der trotzdem keine stil- und formlosen Ab-
schriften des Naturvorbildes sind, sondern
sich immer von Werken anderer Maler als
originell geartete Schöpfungen abheben, so
beweist dies, in wie starkem Grade bei
Ulrich Hübner jedes Erlebnis vor der Natur
unmittelbar im Bilde eine persönliche künst-
lerische Form erhält.

Hübner fand für sein Bestreben, den schö-
nen bunten Schein der Dinge zu geben, die
flüchtig auftauchenden und rasch vergehen-
den farbigen Erscheinungen festzuhalten, im
Impressionismus die geeignete malerische
Form fertig vor. Für seine Auffassung der

Natur ist die impressionistische Malart eine
so naheliegende und selbstverständliche
Aeußerung, daß er beim Malen nicht erst an
fremde Vorbilder zu denken brauchte. Es
erübrigte sich für ihn, sich mit der bereits
so reich durchgebildeten und verfeinerten
Kunstform nochmals eingehend auseinander-
zusetzen. Frei von quälenden Problemen
und nicht beirrt durch künstlerische Zweifel
und tastende Versuche schuf er bis zur
Stunde eine stattliche Reihe heiterer und far-
bensprühender Bilder.

Lübeck, Potsdam und Berlin, die märkische
Landschaft, breite Flußarme und Hafenszenen
bieten ihm die Motive dar. In den Land-
schaften aus dem Binnenlande gibt etwa der
Zusammenklang des satten Grün mit dem
tiefen Blau einer Wasserfläche, über die ein
weißes Segelboot hingleitet, die Anregung
zum Bilde; seine Strand- und Hafenschilde-
rungen entstehen vor allem um deratmosphä-
rischen Erscheinungen willen. Der Dunst,
der aus dem Wasser zitternd aufsteigt, gelbe
Rauchgarben, die den Schornsteinen der
Dampfer entquellen, und leichte lockere Wol-
ken erfüllen ganz den Raum, dessen feste Ge-
genstände aller Schwere und Härte beraubt

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