OTTO RAUTH
landschaft mit aufziehendem gewitter
Ausstellung des Kunstvereins Hannover
HANNOVERSCHE KUNST AUF DER 84. GROSSEN KUNST-
AUSSTELLUNG IN HANNOVER
Von Paul Erich Küppers
Frisches künstlerisches Leben hat auch in Han-
nover stets nur langsam Eingang und An-
erkennung gefunden. Der Hannoveraner ist
zurückhaltend gegen alles Neue, mißtrauisch
auch gegen das Starke und Wuchtige, wenn
es vom herkömmlichen Wege abweicht. Mit
echt niedersächsischer Beharrlichkeit hängt er
am Alten und Ueberkommenen und verschließt
sich hartnäckig gegen alle Versuchungen der
neuen, unaufhaltsam vorwärts drängenden Zeit.
Noch heute wertet man hier überwiegend das
Kunstwerk nicht nach seiner künstlerischen
Form, sondern nach seinem Inhalt, nicht nach
seiner inneren Gesetzmäßigkeit, sondern nach
dem Grade seiner äußerlichen Naturtreue.
Dabei fehlt es in Hannover durchaus nicht
an einer recht anständigen künstlerischen Ueber-
lieferung.*) Seit Hermann Schaper, dem leider
*) Vergl. A. Brinckmann: Die bildende Kunst in Hannover.
Festschrift zur Einweihung des Rathauses 1913.
zu früh Verstorbenen, hat eine technisch gut
geschulte und sorgfältig in der Stille arbei-
tende Künstlerschaft mit emsigem Fleiß Han-
novers Kunstbedürfnis zu befriedigen gesucht.
Wir nennen hier Ernst Pascual Jordan, der
u. a. mit zwei Landschaften, von welchen wir den
„Trüben Sommertag" hier abbilden (S. 357),
auf der Ausstellung charakteristisch vertreten
ist, und Robert Stratmann, der in leider
allzuoft wiederholten Heidebildern die Reize
der niedersächsischen Heimat festzuhalten
sucht. Richard Schlösser (Abb. S. 360)
zeigt in seinen meist aus Erzeugnissen ost-
asiatischer Kultur zusammengesetzten Stille-
ben eine glücklichere Hand als in seinen großen
figürlichen Gemälden. Diese Maler und einige
andere sind mit dem, was man so etwas wie
eine Kunstgeschichte Hannovers nennen kann,
aufs engste verknüpft. Damit ist aber die aus der
Tradition hervorgegangene Künstlerschar noch
355
landschaft mit aufziehendem gewitter
Ausstellung des Kunstvereins Hannover
HANNOVERSCHE KUNST AUF DER 84. GROSSEN KUNST-
AUSSTELLUNG IN HANNOVER
Von Paul Erich Küppers
Frisches künstlerisches Leben hat auch in Han-
nover stets nur langsam Eingang und An-
erkennung gefunden. Der Hannoveraner ist
zurückhaltend gegen alles Neue, mißtrauisch
auch gegen das Starke und Wuchtige, wenn
es vom herkömmlichen Wege abweicht. Mit
echt niedersächsischer Beharrlichkeit hängt er
am Alten und Ueberkommenen und verschließt
sich hartnäckig gegen alle Versuchungen der
neuen, unaufhaltsam vorwärts drängenden Zeit.
Noch heute wertet man hier überwiegend das
Kunstwerk nicht nach seiner künstlerischen
Form, sondern nach seinem Inhalt, nicht nach
seiner inneren Gesetzmäßigkeit, sondern nach
dem Grade seiner äußerlichen Naturtreue.
Dabei fehlt es in Hannover durchaus nicht
an einer recht anständigen künstlerischen Ueber-
lieferung.*) Seit Hermann Schaper, dem leider
*) Vergl. A. Brinckmann: Die bildende Kunst in Hannover.
Festschrift zur Einweihung des Rathauses 1913.
zu früh Verstorbenen, hat eine technisch gut
geschulte und sorgfältig in der Stille arbei-
tende Künstlerschaft mit emsigem Fleiß Han-
novers Kunstbedürfnis zu befriedigen gesucht.
Wir nennen hier Ernst Pascual Jordan, der
u. a. mit zwei Landschaften, von welchen wir den
„Trüben Sommertag" hier abbilden (S. 357),
auf der Ausstellung charakteristisch vertreten
ist, und Robert Stratmann, der in leider
allzuoft wiederholten Heidebildern die Reize
der niedersächsischen Heimat festzuhalten
sucht. Richard Schlösser (Abb. S. 360)
zeigt in seinen meist aus Erzeugnissen ost-
asiatischer Kultur zusammengesetzten Stille-
ben eine glücklichere Hand als in seinen großen
figürlichen Gemälden. Diese Maler und einige
andere sind mit dem, was man so etwas wie
eine Kunstgeschichte Hannovers nennen kann,
aufs engste verknüpft. Damit ist aber die aus der
Tradition hervorgegangene Künstlerschar noch
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