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Voll, Karl: Neue Beiträge zur Schwind-Literatur
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0494
NEUE BEITRÄGE ZUR SCHWIND-LITERATUR
Von karl Voll
ür den populärsten der zu geben und einige wenig bekannte Werke
deutschen Maler-Zeichner seiner Hand zu besprechen. Ich will mit
aus der ersten Hälfte des seiner bekanntesten Schöpfung beginnen, mit
19. Jahrhunderts: Moritz dem Gestiefelten Kater, der als Nr. 48 der
von Schwind, hat es sich Münchner Bilderbogen erschienen ist und,
seltsam geschickt, sein wie man das bei Holland nachlesen mag,
Name lebt wohl noch im bei seinem Erscheinen außerordentlich viel
Munde, aberwie es scheint Anerkennung gefunden hat. Wie sehr man
nicht im Herzen seines dieses Hauptblatt deutscher Graphik ge-
Volkes; denn heute, wo fast ein halbes Jahr- schätzt hat, geht vielleicht daraus hervor,
hundert seit seinem Tode vergangen ist, hat daß es im Gegensatz zu Schwinds übrigen
sich noch niemand gefunden, der Schwinds Bilderbogen verhältnismäßig häufig im ersten
künstlerisches Lebenswerk historisch und Druck anzutreffen ist. Woran erkennt man
kritisch genau geordnet hätte. Wer sich damit aber diesen Erstdruck? Bis vor kurzem be-
befassen will, steht zurzeit vor lauter unbe- urteilte man das nach demselben Grund-
antworteten Fragen. Vor einigen Jahren kam satz, nach dem die Münchner Bilderbogen
wohl aus Wien die hoffnungsvolle Nachricht, im allgemeinen beurteilt werden, daß jene
daß Oesterreich seinem großen Sohn ein lite- Drucke zur Erstauflage gehören, die links
rarisches Denkmal setzen wolle und eine mit unten keinen Auflagevermerk tragen. Aber
StaatsmittelnherausgegebeneSchwind-Mono- vor kurzem tauchte in Münchner Sammler-
graphie plane. Leider ist aus ihr noch nichts und Händlerkreisen die Behauptung auf,
geworden. Dann erschien allerdings in daß die frühesten Drucke des Gestiefelten
Stuttgart ein ziemlich umfangreiches corpus Katers jene seien, die in dem zweiten oberen
von Reproduktionen nach graphischen Ar- Querstreifen, der über die Mitte des Blattes
beiten und Gemälden von Schwinds Hand, geht, die Inschrift: Der Gestiefelte Kater
Dieses große Material war von dem Mit- tragen. Diese Inschrift sei das Kennzeichen
arbeiterstab der Deutschen Verlagsanstalt der frühesten Drucke und erst später weg-
Stuttgart zusammengebracht worden und genommen worden. Im besonderen seien
wurde dann als eine gegebene Größe dem die bei Schurich gedruckten Blätter sehr
damaligen Konservator an der Münchner spät und trügen die Inschrift nicht. Das
Graphischen Sammlung Dr. Otto Weigmann kann nicht richtig sein, denn gerade von
zur Bearbeitung unterbreitet, um als einer Schurich rührt einer der frühesten, schön-
der bekannten Stuttgarter Klassikerbände sten Drucke her, den ich selbst besitze, und
veröffentlicht zu werden. Auf diese Weise er trägt auch die Inschrift. Der Gestiefelte
blieb für Dr. Weigmann zu wenig Zeit, um Kater kommt unter anderem auch in einer
den sehr großen Stoff mit der nötigen histo- sehr seltenen Ausgabe auf dickem Papier
rischen Feinarbeit zu durchdringen, und wir vor, die den Druckvermerk Dr. Wolf & Sohn
sind heute zur Erkenntnis von Schwinds in München trägt. Ein solcher Druck hing
Entwicklung noch immer auf die Biographie lange Zeit wegen seiner auffallenden Schön-
angewiesen, die vor Jahrzehnten von Hyazinth heit als Ehrenstück in der Münchner Gra-
Holland geschrieben worden ist. phischen Sammlung. Wie schön nun auch
Nun hat aber vor kurzem im 69. Band das Blatt gedruckt ist, so muß doch fest-
der Zeitschrift für die Geschichte des Ober- gestellt werden, daß es nur ein Fragment
rheins Dr. Josef August Beringer eine sehr ist. Es ist ein Ausschnitt aus einem großen, in
dankenswerte Studie über „Moritz von späterer Zeit entstandenen, von Wolf &, Sohn
Schwinds Karlsruher Zeit" veröffentlicht, mit besonderer Sorgfalt für Braun &. Schnei-
in der er viel neues Material beigebracht der gedruckten Musterbogen, der eine große
und gezeigt hat, daß auf diesem Gebiet Anzahl von Schwindschen Holzschnitten ent-
noch sehr viel zu tun ist. Beringers Bei- hält. Der aus ihm geschnittene Gestiefelte
spiel ermutigt mich, im nachfolgenden einige Kater kann also als selbständiger Erstdruck
Beiträge zur Geschichte von Schwinds Kunst nicht in Betracht kommen und noch weniger
Die Kunst für Alle XXXL
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Von karl Voll
ür den populärsten der zu geben und einige wenig bekannte Werke
deutschen Maler-Zeichner seiner Hand zu besprechen. Ich will mit
aus der ersten Hälfte des seiner bekanntesten Schöpfung beginnen, mit
19. Jahrhunderts: Moritz dem Gestiefelten Kater, der als Nr. 48 der
von Schwind, hat es sich Münchner Bilderbogen erschienen ist und,
seltsam geschickt, sein wie man das bei Holland nachlesen mag,
Name lebt wohl noch im bei seinem Erscheinen außerordentlich viel
Munde, aberwie es scheint Anerkennung gefunden hat. Wie sehr man
nicht im Herzen seines dieses Hauptblatt deutscher Graphik ge-
Volkes; denn heute, wo fast ein halbes Jahr- schätzt hat, geht vielleicht daraus hervor,
hundert seit seinem Tode vergangen ist, hat daß es im Gegensatz zu Schwinds übrigen
sich noch niemand gefunden, der Schwinds Bilderbogen verhältnismäßig häufig im ersten
künstlerisches Lebenswerk historisch und Druck anzutreffen ist. Woran erkennt man
kritisch genau geordnet hätte. Wer sich damit aber diesen Erstdruck? Bis vor kurzem be-
befassen will, steht zurzeit vor lauter unbe- urteilte man das nach demselben Grund-
antworteten Fragen. Vor einigen Jahren kam satz, nach dem die Münchner Bilderbogen
wohl aus Wien die hoffnungsvolle Nachricht, im allgemeinen beurteilt werden, daß jene
daß Oesterreich seinem großen Sohn ein lite- Drucke zur Erstauflage gehören, die links
rarisches Denkmal setzen wolle und eine mit unten keinen Auflagevermerk tragen. Aber
StaatsmittelnherausgegebeneSchwind-Mono- vor kurzem tauchte in Münchner Sammler-
graphie plane. Leider ist aus ihr noch nichts und Händlerkreisen die Behauptung auf,
geworden. Dann erschien allerdings in daß die frühesten Drucke des Gestiefelten
Stuttgart ein ziemlich umfangreiches corpus Katers jene seien, die in dem zweiten oberen
von Reproduktionen nach graphischen Ar- Querstreifen, der über die Mitte des Blattes
beiten und Gemälden von Schwinds Hand, geht, die Inschrift: Der Gestiefelte Kater
Dieses große Material war von dem Mit- tragen. Diese Inschrift sei das Kennzeichen
arbeiterstab der Deutschen Verlagsanstalt der frühesten Drucke und erst später weg-
Stuttgart zusammengebracht worden und genommen worden. Im besonderen seien
wurde dann als eine gegebene Größe dem die bei Schurich gedruckten Blätter sehr
damaligen Konservator an der Münchner spät und trügen die Inschrift nicht. Das
Graphischen Sammlung Dr. Otto Weigmann kann nicht richtig sein, denn gerade von
zur Bearbeitung unterbreitet, um als einer Schurich rührt einer der frühesten, schön-
der bekannten Stuttgarter Klassikerbände sten Drucke her, den ich selbst besitze, und
veröffentlicht zu werden. Auf diese Weise er trägt auch die Inschrift. Der Gestiefelte
blieb für Dr. Weigmann zu wenig Zeit, um Kater kommt unter anderem auch in einer
den sehr großen Stoff mit der nötigen histo- sehr seltenen Ausgabe auf dickem Papier
rischen Feinarbeit zu durchdringen, und wir vor, die den Druckvermerk Dr. Wolf & Sohn
sind heute zur Erkenntnis von Schwinds in München trägt. Ein solcher Druck hing
Entwicklung noch immer auf die Biographie lange Zeit wegen seiner auffallenden Schön-
angewiesen, die vor Jahrzehnten von Hyazinth heit als Ehrenstück in der Münchner Gra-
Holland geschrieben worden ist. phischen Sammlung. Wie schön nun auch
Nun hat aber vor kurzem im 69. Band das Blatt gedruckt ist, so muß doch fest-
der Zeitschrift für die Geschichte des Ober- gestellt werden, daß es nur ein Fragment
rheins Dr. Josef August Beringer eine sehr ist. Es ist ein Ausschnitt aus einem großen, in
dankenswerte Studie über „Moritz von späterer Zeit entstandenen, von Wolf &, Sohn
Schwinds Karlsruher Zeit" veröffentlicht, mit besonderer Sorgfalt für Braun &. Schnei-
in der er viel neues Material beigebracht der gedruckten Musterbogen, der eine große
und gezeigt hat, daß auf diesem Gebiet Anzahl von Schwindschen Holzschnitten ent-
noch sehr viel zu tun ist. Beringers Bei- hält. Der aus ihm geschnittene Gestiefelte
spiel ermutigt mich, im nachfolgenden einige Kater kann also als selbständiger Erstdruck
Beiträge zur Geschichte von Schwinds Kunst nicht in Betracht kommen und noch weniger
Die Kunst für Alle XXXL
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