DOI Artikel:
Plietzsch, Eduard: Die Grosse Berliner Kunstausstellung 1915
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0050
EDUARD CUCUEL WINTER
Große Berliner Kanstaasstelliing
fer Historienmaler zu sehen hat. Die Art, wie aber immer wieder fesselt. In der kleinen
er religiöse Inbrunst und leidenschaftliche Ge- Studie „Wilhelmatheater" behandelt er ein
fühle zu charakterisieren versteht, wie er be- Menzel-Motiv auf eigene flotte Weise,
wegte Menschengruppen auf ihre malerische Unter den Arbeiten Münchener Maler be-
Wirkung hin sieht und sie temperamentvoll gegnet man dem übermütigen „Bacchanale"
hinsetzt, muß allen, die sonst mit dieser anek- von Leo Putz, das an Frische noch nichts
dotischen Richtung der Malerei nicht mehr eingebüßt hat, obwohl es schon einige Jahre
viel anzufangen wissen, unbedingt imponieren, alt ist. Daß sich das Bild noch immer hält,
Die feine Kunst des Stuttgarters Christian ist umso überraschender, als es mit sorgloser
Landenberger kommt mit dem Gemälde Unbekümmertheit auf einen kecken Effekt
„Frühling" schön zur Geltung (Abb. S. 35). hin gemalt ist. Edward Cucuel (Abb. S. 39)
Trotz des symbolischen Titels handelt es sich lehnt sich bei der Schilderung einer Dame,
auch bei diesem Bilde um rein malerische die unter Kastanienzweigen an einem Früh-
Dinge; die weiche träumerische Stimmung, Stückstisch sitzt und bei seinem eleganten Da-
die über der schlichten Komposition liegt, wird menporträt eng an die Maler der ehemaligen
durch den gedämpften Klang der blassen Far- „Scholle" an, deren bunte Wirkungsmittel er
ben, durch das milde Licht und die noble Mal- mit Geschick übernommen hat. Von Schramm-
weise erzielt. Amandus Faure ist wieder mit Zittau sieht man ein flott gemaltes Affen-
gut gemalten Artistenbildern vertreten, deren theater im Freien und das große Bild einer
Art man längst kennt, bei denen die solide Frau mit Ziegen. Beide Bilder sind nicht
Durchführung und die aparte Farbengebung schlecht, es fehlt ihnen aber die Kraft und
39
Große Berliner Kanstaasstelliing
fer Historienmaler zu sehen hat. Die Art, wie aber immer wieder fesselt. In der kleinen
er religiöse Inbrunst und leidenschaftliche Ge- Studie „Wilhelmatheater" behandelt er ein
fühle zu charakterisieren versteht, wie er be- Menzel-Motiv auf eigene flotte Weise,
wegte Menschengruppen auf ihre malerische Unter den Arbeiten Münchener Maler be-
Wirkung hin sieht und sie temperamentvoll gegnet man dem übermütigen „Bacchanale"
hinsetzt, muß allen, die sonst mit dieser anek- von Leo Putz, das an Frische noch nichts
dotischen Richtung der Malerei nicht mehr eingebüßt hat, obwohl es schon einige Jahre
viel anzufangen wissen, unbedingt imponieren, alt ist. Daß sich das Bild noch immer hält,
Die feine Kunst des Stuttgarters Christian ist umso überraschender, als es mit sorgloser
Landenberger kommt mit dem Gemälde Unbekümmertheit auf einen kecken Effekt
„Frühling" schön zur Geltung (Abb. S. 35). hin gemalt ist. Edward Cucuel (Abb. S. 39)
Trotz des symbolischen Titels handelt es sich lehnt sich bei der Schilderung einer Dame,
auch bei diesem Bilde um rein malerische die unter Kastanienzweigen an einem Früh-
Dinge; die weiche träumerische Stimmung, Stückstisch sitzt und bei seinem eleganten Da-
die über der schlichten Komposition liegt, wird menporträt eng an die Maler der ehemaligen
durch den gedämpften Klang der blassen Far- „Scholle" an, deren bunte Wirkungsmittel er
ben, durch das milde Licht und die noble Mal- mit Geschick übernommen hat. Von Schramm-
weise erzielt. Amandus Faure ist wieder mit Zittau sieht man ein flott gemaltes Affen-
gut gemalten Artistenbildern vertreten, deren theater im Freien und das große Bild einer
Art man längst kennt, bei denen die solide Frau mit Ziegen. Beide Bilder sind nicht
Durchführung und die aparte Farbengebung schlecht, es fehlt ihnen aber die Kraft und
39