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Erich Erlers Radierzyklus "Krieg"
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0068
ordentlich stark war, weil sie auf optischem Weg zu- keiner Allegorie mehr, wie sie in dem Tod-Skelett
stände kam und der erklärenden Worte nahezu ent- des ersten Blattes dem Künstler noch nötig schien,
raten konnte. Man merkt die Flugblatt-Absicht den Man beobachtet das besonders charakteristisch an
frühesten Blättern des Zyklus an. Das eine zeigt den der Radierung „Entsetzen": Die gierige Flamme
Generalissimus Rußlands in Gesellschaft Höchst- des brennenden Dorfes, die in wildem Verlangen
selbst des Todes, darunter stehen die Bibelworte: nach den fliehenden Menschen zu greifen scheint,
,,Dies alles will ich dir geben, so du niederfällst ist eine Tatsächlichkeit, wahrheitsgetreu geschil-
und mich anbetest." Das andere gilt England und dert: indessen ist die Stimmung des Blattes so
auch hier spricht die Bibel (Offenbarung St. Jo- grauenvoll, daß man Irotzdem das Ueberirdische,
hannis), insofern die Stelle von dem blutbefleckten die ewige Gewalt, die baut und zerstört, am Werke
Weib, das aus dem Wasser emporsteigt, auf Eng- glaubt und so empfindet. Den ,,Müttern" gilt das
land gedeutet wurde. In die Stimmung der Mobil- Blatt mit dem Christus im Grab: Erler hat den
machungstage versetzt das Blatt „Zu den Waffen", Kruzifixus nicht visionär gemeint, sondern als
in dem der Rhythmus der Sturmglocke Bild ge- eine kirchliche Plastik, von der für die andächtige
worden ist. Wenn dann die Soldaten ausmarschie- Mutter eine Fülle des Trostes ausgeht, als ob
ren, schwebt ihnen der Sturmadler voran. Wie für die fromme Beterin in dem Kultbild geheim-
Freund und Feind, alt und jung, nach heißem Kampf nisvolle Kräfte lebendig würden. — Da im übrigen
im Tod erstarrt, das wird Erich Erler zum Symbol die Blätter in ihrer volkstümlichen Art und in
des Todes von Flandern. Denn indem er den Ein- ihrer künstlerischen Eindeutigkeit für sich selbst
zelfall, der immer realistisch ist, ausschaltet oder sprechen, sei nur noch angemerkt, daß sie Erlers
ins Typische steigert, ergibt sich für ihn das Sym- erste graphische Arbeiten sind: wer möchte das
bolische von selbst; wenigstens ist es auf den spä- ahnen bei solcher sieghaften Beherrschung der
teren Blättern des Zyklus so, und es bedarf da Technik! W.
ERICH ERLER VORMARSCH
Verlag von P. H. Beyer & Sohn, Leipzig
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stände kam und der erklärenden Worte nahezu ent- des ersten Blattes dem Künstler noch nötig schien,
raten konnte. Man merkt die Flugblatt-Absicht den Man beobachtet das besonders charakteristisch an
frühesten Blättern des Zyklus an. Das eine zeigt den der Radierung „Entsetzen": Die gierige Flamme
Generalissimus Rußlands in Gesellschaft Höchst- des brennenden Dorfes, die in wildem Verlangen
selbst des Todes, darunter stehen die Bibelworte: nach den fliehenden Menschen zu greifen scheint,
,,Dies alles will ich dir geben, so du niederfällst ist eine Tatsächlichkeit, wahrheitsgetreu geschil-
und mich anbetest." Das andere gilt England und dert: indessen ist die Stimmung des Blattes so
auch hier spricht die Bibel (Offenbarung St. Jo- grauenvoll, daß man Irotzdem das Ueberirdische,
hannis), insofern die Stelle von dem blutbefleckten die ewige Gewalt, die baut und zerstört, am Werke
Weib, das aus dem Wasser emporsteigt, auf Eng- glaubt und so empfindet. Den ,,Müttern" gilt das
land gedeutet wurde. In die Stimmung der Mobil- Blatt mit dem Christus im Grab: Erler hat den
machungstage versetzt das Blatt „Zu den Waffen", Kruzifixus nicht visionär gemeint, sondern als
in dem der Rhythmus der Sturmglocke Bild ge- eine kirchliche Plastik, von der für die andächtige
worden ist. Wenn dann die Soldaten ausmarschie- Mutter eine Fülle des Trostes ausgeht, als ob
ren, schwebt ihnen der Sturmadler voran. Wie für die fromme Beterin in dem Kultbild geheim-
Freund und Feind, alt und jung, nach heißem Kampf nisvolle Kräfte lebendig würden. — Da im übrigen
im Tod erstarrt, das wird Erich Erler zum Symbol die Blätter in ihrer volkstümlichen Art und in
des Todes von Flandern. Denn indem er den Ein- ihrer künstlerischen Eindeutigkeit für sich selbst
zelfall, der immer realistisch ist, ausschaltet oder sprechen, sei nur noch angemerkt, daß sie Erlers
ins Typische steigert, ergibt sich für ihn das Sym- erste graphische Arbeiten sind: wer möchte das
bolische von selbst; wenigstens ist es auf den spä- ahnen bei solcher sieghaften Beherrschung der
teren Blättern des Zyklus so, und es bedarf da Technik! W.
ERICH ERLER VORMARSCH
Verlag von P. H. Beyer & Sohn, Leipzig
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