adolf oberländer
MINOTAURUS (1912)
ZU ADOLF OBERLANDERS 70. GEBURTSTAG
Von Georg Jacob Wolf
Muß man heute im Ernste noch jemand feiern kann, wenn irgendein Wort oder eine
sagen, wer Adolf Oberländer ist und Situation die Erinnerung an jene Zeichnung
was seine Kunst dem deutschen Volk bedeu- Oberländers zurückruft. Denn in ihrer marken-
tet, welche Quelle reinsten Genusses es an artigen Prägnanz und in ihrer gedrungenen Ge-
ihr besitzt? Doch wohl nicht, denn es gibt in schlossenheit vergißt man Oberländers Karika-
Deutschland kaum einen Künstler, der sich turen nicht so leicht; sie lösen nicht nur im
einer ähnlichen Volkstümlichkeit erfreut und Augenblick Lustgefühle aus, sondern haben in
mit seiner Kunst gleich Oberländer über die ihrer höchst sachlichen Komposition eine dau-
immerhin begrenzte Schar der Kunstfreunde ernde Wirkung, und mit ihren wenigen Details
hinaus wirkt und sich einer Gemeinde von prägen sie sich auch optisch unauslöschlich
vielen Hunderttausenden rühmen darf! Zu die- ins Gedächtnis.
ser über das ganze deutsche Sprachgebiet ver- Der Zeichner der „Fliegenden Blätter" ist
streuten Oberländer-Ge- Oberländer vor allem. Sein
meinde gehören alle die, Ruhm gründet sich auf sei-
denen es Genuß bereitet, ner Mitarbeiterschaft an
sich nach des Tages Ar- Kaspar Brauns humoristi-
beit in den heiteren Be- ^jpi scher Wochenschrift, um
zirken des Humors zu er- die sich damals, als Ober-
gehen : gierig greifen sie länder mit ihr in Fühlung
nach den „ Fliegenden Blät- trat, Spitzweg, Schwind,
tern", wenden Seite um Pocci, Busch, Max Haider
Seite, und man kann es und viele andere Humori-
aus ihren Mienen lesen, «•' B, sten des Griffels versam-
ob das betreffende Heft I^Ak. melten, denen sich bald
einen „Oberländer" ent- Hj auch Harburger und Wil-
hält oder nicht. Ist es der heim Diezgesellten.Siealle
Fall, so breitet sich alsbald ^Bt^J sind längst dahin, der Stift
ein verständnisinniges Lä- ^fejsfc-W-ist ihrer Hand entglitten
cheln über ihre Züge, ein . & und das wehmütige Erin-
behagliches Schmunzeln, H nern an sie steigt auf, wenn
das vorhält, auch wenn sie man die leise modernden
das Blatt schon lange wie- alten Bände der Zeitschrift
der aus der Hand gelegt durchblättert und das Wir-
haben und das nach Ta- ken dieser frohen Männer
gen und Monaten noch- von Heft zu Heft verfolgt,
mals seine Auferstehung Phot. e. m. Koiistede, München Als Letzter der Schar ragt
Die Kunst für Alle XXXI.
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MINOTAURUS (1912)
ZU ADOLF OBERLANDERS 70. GEBURTSTAG
Von Georg Jacob Wolf
Muß man heute im Ernste noch jemand feiern kann, wenn irgendein Wort oder eine
sagen, wer Adolf Oberländer ist und Situation die Erinnerung an jene Zeichnung
was seine Kunst dem deutschen Volk bedeu- Oberländers zurückruft. Denn in ihrer marken-
tet, welche Quelle reinsten Genusses es an artigen Prägnanz und in ihrer gedrungenen Ge-
ihr besitzt? Doch wohl nicht, denn es gibt in schlossenheit vergißt man Oberländers Karika-
Deutschland kaum einen Künstler, der sich turen nicht so leicht; sie lösen nicht nur im
einer ähnlichen Volkstümlichkeit erfreut und Augenblick Lustgefühle aus, sondern haben in
mit seiner Kunst gleich Oberländer über die ihrer höchst sachlichen Komposition eine dau-
immerhin begrenzte Schar der Kunstfreunde ernde Wirkung, und mit ihren wenigen Details
hinaus wirkt und sich einer Gemeinde von prägen sie sich auch optisch unauslöschlich
vielen Hunderttausenden rühmen darf! Zu die- ins Gedächtnis.
ser über das ganze deutsche Sprachgebiet ver- Der Zeichner der „Fliegenden Blätter" ist
streuten Oberländer-Ge- Oberländer vor allem. Sein
meinde gehören alle die, Ruhm gründet sich auf sei-
denen es Genuß bereitet, ner Mitarbeiterschaft an
sich nach des Tages Ar- Kaspar Brauns humoristi-
beit in den heiteren Be- ^jpi scher Wochenschrift, um
zirken des Humors zu er- die sich damals, als Ober-
gehen : gierig greifen sie länder mit ihr in Fühlung
nach den „ Fliegenden Blät- trat, Spitzweg, Schwind,
tern", wenden Seite um Pocci, Busch, Max Haider
Seite, und man kann es und viele andere Humori-
aus ihren Mienen lesen, «•' B, sten des Griffels versam-
ob das betreffende Heft I^Ak. melten, denen sich bald
einen „Oberländer" ent- Hj auch Harburger und Wil-
hält oder nicht. Ist es der heim Diezgesellten.Siealle
Fall, so breitet sich alsbald ^Bt^J sind längst dahin, der Stift
ein verständnisinniges Lä- ^fejsfc-W-ist ihrer Hand entglitten
cheln über ihre Züge, ein . & und das wehmütige Erin-
behagliches Schmunzeln, H nern an sie steigt auf, wenn
das vorhält, auch wenn sie man die leise modernden
das Blatt schon lange wie- alten Bände der Zeitschrift
der aus der Hand gelegt durchblättert und das Wir-
haben und das nach Ta- ken dieser frohen Männer
gen und Monaten noch- von Heft zu Heft verfolgt,
mals seine Auferstehung Phot. e. m. Koiistede, München Als Letzter der Schar ragt
Die Kunst für Alle XXXI.
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