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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Eisler, Max: Die Wiener Kriegsbilderausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0090

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h. göhler

Große Berliner Kunstausstellung

parktreppe

oder unwertigen Arbeiten österreichischer Herkunft,
die das erste Kriegsjahr in die Oeffentlichkeit brachte,
hatten über das Schicksal der hier beteiligten Kunst
Besorgnisse und Zweifel entstehen lassen und die
Erwartungen niedrig gestimmt. Um so stärker ist
jetzt der Gesamteindruck der Ausstellung. Sie be-
weist ein weit verbreitetes Vermögen unmittelbar
zeichnerischer Wiedergabe und dazu eine ganz all-
gemeine straffe Spannung der Sinne, die mit dem
Tatleben der Zeit zusammengeht. Dabei wirkt die
Leistung durch den Verzicht auf Gefühlsparade und
gewaltsame Pathetik frisch und überzeugend. Es ist
noch nicht Kunst, aber es sind tüchtige Bausteine
für dieses Ziel. Und mehr wäre für den Augen-
blick gar nicht wünschenswert.

Deutlich scheidet sich das Oesterreichische von
dem Ungarischen. Die Oesterreicher führt ludwig
hesshaimer, — aktiver Hauptmann und Autodidakt.
Seine Arbeit ist vorderhand noch roh gezimmert,
aber sie ist aus dem Holze, aus dem einfache und
gerade wachsende Kunst wird. Er vergräbt sich
in den gewählten Ausschnitt, hat noch die gleiche
Hingabe an jedes Ding, und jedes Ding wird ihm
zum Erlebnis des Auges. Ihm zunächst hugo

Reichsritter von Bouvard. Wieder ein Militär.
Aber schon kultivierter, schon mit der Distanz
vertraut, aus der man die bildhafte Wirkung des
Gegebenen ermißt, — in den Zeichnungen zugleich
fein und eindringlich, in den Oelbildern von einer
fast sanften Tonempfindung. Der dritte Kriegs-
mann, hugo Klein, folgt — trotz seiner unver-
kennbaren Gabe für die Andeutung des Wesentlichen
— schon in einigem Abstand von seinen Kameraden.

Die geschulten Künstler kommen zumeist aus
einem kriegsfremden Fache. Einem john quincy
Adams und Nicolaus Schattenstein merkt man
das auch ohne weiteres an. Es ist distinguiertes
Werk, das sich hier nicht recht behaupten will,
trotzdem es bei Adams gelegentlich zu feinen Farb-
sätzen führt. Aber im Ganzen hat der Krieg auch
in diesem Kreise seine erfrischende Kraft bewiesen.
Namentlich karl Ludwig Prinz hat sich in seinen
farbigen Zeichnungen jetzt erst gefunden. Den
schnellsten und weitesten Schritt von der Wirklich-
keit zu ihrer künstlerischen Umsetzung scheint
vorläufig anton karlinsky gemacht zu haben.
In gleicher Richtung fallen durch ihre aparten Reize
die zarten,ins Idyllische schwenkenden Zeichnungen

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