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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Markus, Stefan: Max Buri: zur Zürcher Gedächtnisausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0135

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MAX BURI DIE JASSER

sich dabei geriert, was für [ein Gesicht er
schneidet, das bildet den Inhalt der Burischen
Kompositionen. Man durchgehe daraufhin etwa
die einzelnen Charakterköpfe der „Politiker",
oder des „Tapferen Schneiderleins" (1913),
von den „Jassern" (1913) gar nicht zu sprechen.
Hier steigert sich das Verhältnis der beiden
Männer zur dramatischen Situation: Der Glatz-
kopf im blauen Kittel soll ausspielen und schaut
nochmals seine Karten durch; man sieht, was
er hat: Herz- und Kreuzaß und den Sechser
Herz; ausgespielt aber ist Pick .. . Aehnliches
realistisches Detail findet sich auch auf andern
Bildern, ohne daß es den großen, monumen-
talen Zug irgendwie beeinträchtigte. Buri
schaut nicht nur seinen Jassern in die Karten,
er weiß, daß die Zeitung da auf dem Tisch
„Der Bund" ist (Politiker), er unterscheidet
haarscharf die einzelnen Stunden auf dem Zif-
fernblatt der Wanduhr (Die Rothaarige 1907),
er verfolgt den ornamentalen Schmuck an einer
Tasse (Dorfklatsch 1912), er unterscheidet ge-
nau die Form einer goldnen Brosche mit blauem
Stein (Frau Buri 1906) oder Gestalt und Farbe

einer winzigen Streichholzschachtel (Die Alten
1910). Das alles, weil seine Kunst — bei
aller Realistik — dekorativ ist. Darum emp-
findet es der Beschauer auch nicht als klein-
lich oder gar stilwidrig, sondern vielmehr als
natürlich und selbstverständlich ... Interessant
ist es übrigens, wie auf allen Bildern Buris
beinahe dieselben Requisiten wiederkehren:
die unvermeidliche Weinflasche mit Gläsern,
die Zeitung, Blumentöpfe, Gardinen und Fenster.
Das Kompositionelle ist von einer verblüffenden
Einfachheit und Primitivität. Buri setzt seine
Bauern auf Stühlen oder Bänken an und um
einen Tisch, oder er plaziert sie auf einer Bank
vor landschaftlichem Hintergrund oder vor einer
Wand. Diese in allen Bildern wiederkehrende
Anordnung wirkt, besonders in einer Ausstel-
lung von 150 Stücken und in Anbetracht der
geringen Mannigfaltigkeit der dargestellten Ob-
jekte, die überdies, wie der stolze Bauer mit
den Koteletten auf unsern Bildern „Politiker",
„Nach dem Begräbnis" (1905), und „Tanz-
musikanten" (1906), häufig dieselben sind, et-
was einseitig. Aber wenn der Dichter in seinen

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