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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0165

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sich meistauf eine einzige geistige Linie des Gebietes gemeinen Entwicklungsgeschichte der Dürerzeich-
beschränken, wie das eben erschienene Buch von nungen, dem Nachweis sachlicher und zeitlicher
Albert Dresdner „Die Kunstkritik. Ihre Ge- Unterschiede in seinem Stil. Der übrige Text ist
schichte und Theorie". Einer der Exponenten, die der Spezialanalyse einzelner Zeichnungen gewidmet
den Wandel der Kunstanschauung nach außen hir undnichtohneeinenleichtphilologischenGeschmack,
dokumentieren, ist durch dieses Buch festgelegt und der Fremdere verstimmen könnte. Nun wird freilich
auf das Sorgfältigste untersucht. Damit ist ein großer jeder, der sich mit Dürers Zeichnungen befaßt,
Schritt weitergetan. sehr rasch erkennen, daß die Beschäftigung mit

Eine Kunstkritik im heutigen, engeren Sinne fin- diesen Zeichnungen eben wesentlich eine sozusagen

det sich erst im 18. Jahrhundert vornehmlich in philologische Freude ist und daß die Liebe zu diesen

Frankreich. Dresdner legt hierauf und auf die glän- Blättern von selbst zu sehr speziellen fachlich-kri-

zende Gestalt Diderots mit Recht den Hauptakzent. tischen Betrachtungen drängt. Gleichwohl hätte

Erst in dieser Epoche gewinnt das Laienurteil die die Spezialanalyse vielleicht doch besser mit den

ihm zukommende (mitunter freilich auch sehr ver- hinter den Zeichnungen angefügten Erläuterungen

dachte) publizistische Stellung. Was vorhergeht, ist verbunden werden können. Das beneidenswerte

wesentlich eine ebenfalls sehr dankenswerte Dar- Talent Wölfflins, Grundtatsachen der Kunst und

legung des historischen Verhältnisses von Künstler Grundfragen des Geschmacks mit breiter, ein-

und Publikum. Alles — was hervorgehoben werden dringlicher und zugleich vornehmer Kraft zu be-

muß — auf genauer Kenntnis der Quellen beruhend. zeichnen, würde dann eine ganze Einleitung zu

Ein zweiter Band soll die Geschichte der Kritik einer sehr gelungenen Auswahl von Zeichnungen

im 19. Jahrhundert, ein dritter die Theorie der beherrscht haben, während es jetzt, in der philo-

Kunstkritik bringen. w. Fr. logischen Kommentierung, verhältnismäßig wenig

hervortritt. Am Schluß erhebt es sich wieder wie

A lb recht D ü re r: Han d zeich nungen. Her- am Anfang. Das Buch mündet in die Frage nach

ausgegeben von Heinrich W ö lf f Ii n. Gebd.M 12. — . der Relativität des Wertes Dürerischer Zeichnungen.

.München 1914. R. Piper &. Co. Die Frage mußte nicht nur am Anfang und am

Wir entbehrten bisher neben der großen, einst- Schluß erscheinen, sondern das Thema der Ein-
weilen auf fünf Folianten angewachsenen Monu- leitung bilden. Vor allem interessiert uns ja, was
mentalausgabe der Zeichnungen Dürers eine Hand- die Zeichnungen etwa im Verhältnis zu Rembrandt
ausgäbe ausgewählter Dürerischer Handzeich- sind — Wölfflin berührt die Frage — und was sie
nungen. Heinrich Wölfflin hat in einer sehr schönen für das künstlerische Verlangen der Gegenwart
Publikation des Verlags Piper versucht, das Ent- sozusagen grundsätzlich gelten. Trotz mancher
behrte zu geben. Möglich allerdings, daß seine Vorbehalte wird man das Buch indes zu den wich-
Art, die Zeichnungen Dürers zu vermitteln, nicht tigsten Publikationen der letzten Zeit zählen und
jeden zufriedenstellt. Die allgemeine Charakteristik es in jeder kunstgeschichtlichen Hausbibliothek Ver-
des Stils Dürerischer Zeichnungen, auf die es bei wahrt, bei jeder Gelegenheit geschenkt wünschen,
einem wohl der breiteren Oeffentlichkeit gewid- Die Reproduktionen sind gut und bringen die Juwele
meten Buch besonders angekommen wäre, nimmt Dürerischer Zeichenkunst; eine Zeichnung ist farbig
wenig Raum ein: vier Seiten nur von immerhin reproduziert; die Gestalt des Buchs ist stattlich,
dreiundzwanzig gehören der Darstellung einer all- W. H.

EMIL POTTNER PERLHUHN
Ausstellung der Berliner Secession

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