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Dresdner, Albert: Die Entstehung der Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0197
CÄCILIE GRAF IM ALTEN PARK (ÖLGEMÄLDE)
bei Gelegenheit gewisser Feiertage verknüpft anspornte, lieferte die Atmosphäre, in der er
blieben. So gab es in Venedig Himmelfahrts-, zur Reife gedieh. Da gab es Konkurrenzaus-
inNeapel Fronleichnamsausstellungen; übrigens Stellungen der Akademiker; Ausstellungen in
hielten Kirchenfest und Markt auch hier gute Kirchen und in Ateliers; eine öffentliche Aus-
Geschwisterschaft, und was zur Ehre der Hei- Stellung zeigte dem römischen Kunstpublikum
ligen ausgestellt wurde, bot sich wohl zum Teil die zwölf Bilder, die der König von Spanien
auch den Kauflustigen an. bei den gefeiertsten Malern der Stadt bestellt
Die italienische Renaissance hat dann einen hatte; die Congregazione dei Virtuosi beging
neuen Zug in die Geschichte der Kunstaus- alljährlich den Tag ihres Schutzpatrons, des
Stellungen hineingetragen, indem sie die Kunst- hl. Joseph, durch eine Kunstausstellung unter
ausstellung als Organ des freien künstlerischen der Säulenhalle des Pantheons; eine andere
Wettbewerbes schuf,wobeiderdekorativeZweck fand am Tage der Enthauptung S.Johannis
in Wegfall kam und die wirtschaftlichen Rück- statt. So bildete sich die Kunstausstellung in
sichten mehr oder weniger in den Hintergrund Rom zu einem Elemente des modernen Kunst-
traten. So war es in Italien Sitte, daß bedeu- lebens aus — aber erst in Frankreich entwik-
tende neue Werke, besonders solche, die in kelte sie sich zu einer nicht mehr zu ent-
die Fremde gehen sollten, der öffentlichen Be- behrenden Notwendigkeit. Auch hierin dem
sichtigung zugänglich gemacht wurden; die Kon- römischen Vorbilde folgend übernahm die Pa-
kurrenzentwürfe zu den großen Staatsaufträgen riser Kunstakademie den Brauch der Wettbe-
pflegten dem Publikum vorgelegt zu werden, und werbe unter den Schülern, deren Konkurrenz-
überhaupt war es sehr nach dem Geschmacke arbeiten „sur les actions heroiques du Roy"
der Zeit, die Arbeiten rivalisierender Künstler alljährlich ausgestellt werden sollten; außer-
in einer kleinen Ausstellung besichtigen, ver- dem aber wurde in Nachahmung des Brauches
gleichen, kritisieren zu können. Damit war ja der Pantheon-Kongregation angeordnet, daß all-
der Gedanke der modernen Kunstausstellungen jährlich bei der Generalversammlung der Aka-
im Kerne bereits gegeben, und der gewaltige demie am ersten Sonnabend im Juli, wenn die
Kunstbetrieb, der sich im 16. und 17. Jahr- Neuwahl der Würdenträger des Instituts statt-
hundert zu Rom entfaltete und der den Ehr- fand, alle Funktionäre und Mitglieder gehalten
geiz und Wettbewerb der Künstler aufs äußerste sein sollten, auf ein paar Tage „quelque morceau
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bei Gelegenheit gewisser Feiertage verknüpft anspornte, lieferte die Atmosphäre, in der er
blieben. So gab es in Venedig Himmelfahrts-, zur Reife gedieh. Da gab es Konkurrenzaus-
inNeapel Fronleichnamsausstellungen; übrigens Stellungen der Akademiker; Ausstellungen in
hielten Kirchenfest und Markt auch hier gute Kirchen und in Ateliers; eine öffentliche Aus-
Geschwisterschaft, und was zur Ehre der Hei- Stellung zeigte dem römischen Kunstpublikum
ligen ausgestellt wurde, bot sich wohl zum Teil die zwölf Bilder, die der König von Spanien
auch den Kauflustigen an. bei den gefeiertsten Malern der Stadt bestellt
Die italienische Renaissance hat dann einen hatte; die Congregazione dei Virtuosi beging
neuen Zug in die Geschichte der Kunstaus- alljährlich den Tag ihres Schutzpatrons, des
Stellungen hineingetragen, indem sie die Kunst- hl. Joseph, durch eine Kunstausstellung unter
ausstellung als Organ des freien künstlerischen der Säulenhalle des Pantheons; eine andere
Wettbewerbes schuf,wobeiderdekorativeZweck fand am Tage der Enthauptung S.Johannis
in Wegfall kam und die wirtschaftlichen Rück- statt. So bildete sich die Kunstausstellung in
sichten mehr oder weniger in den Hintergrund Rom zu einem Elemente des modernen Kunst-
traten. So war es in Italien Sitte, daß bedeu- lebens aus — aber erst in Frankreich entwik-
tende neue Werke, besonders solche, die in kelte sie sich zu einer nicht mehr zu ent-
die Fremde gehen sollten, der öffentlichen Be- behrenden Notwendigkeit. Auch hierin dem
sichtigung zugänglich gemacht wurden; die Kon- römischen Vorbilde folgend übernahm die Pa-
kurrenzentwürfe zu den großen Staatsaufträgen riser Kunstakademie den Brauch der Wettbe-
pflegten dem Publikum vorgelegt zu werden, und werbe unter den Schülern, deren Konkurrenz-
überhaupt war es sehr nach dem Geschmacke arbeiten „sur les actions heroiques du Roy"
der Zeit, die Arbeiten rivalisierender Künstler alljährlich ausgestellt werden sollten; außer-
in einer kleinen Ausstellung besichtigen, ver- dem aber wurde in Nachahmung des Brauches
gleichen, kritisieren zu können. Damit war ja der Pantheon-Kongregation angeordnet, daß all-
der Gedanke der modernen Kunstausstellungen jährlich bei der Generalversammlung der Aka-
im Kerne bereits gegeben, und der gewaltige demie am ersten Sonnabend im Juli, wenn die
Kunstbetrieb, der sich im 16. und 17. Jahr- Neuwahl der Würdenträger des Instituts statt-
hundert zu Rom entfaltete und der den Ehr- fand, alle Funktionäre und Mitglieder gehalten
geiz und Wettbewerb der Künstler aufs äußerste sein sollten, auf ein paar Tage „quelque morceau
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