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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Plietzsch, Eduard: Theo von Brockhusen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0336

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theo von brockhusen

arnobrocke in florenz

THEO VON BROCKHUSEN

Von E. Plietzsch

Die Behauptung, daß die besten Landschafts-
bilderim 19. Jahrhundert von Großstädtern
gemalt worden sind, hat viel für sich. Es ist
einleuchtend, daß ein künstlerisch veranlagter
Bewohner der großen Stadt, dessen Blick auf
das bunt und vielfältig abgestufte rastlose
Leben der Straße eingestellt ist, auch in der
Landschaft stark auf die zarten Differenzie-
rungen der Luft und des Lichtes reagiert,
daß er den Flug der Vögel, die Ueberschnei-
dungen der Linien im Gewirr der Aeste und
den Wellenschlag des Meeres mit scharfem
Blick beobachtet. Dinge und Erscheinungen,
die dem Landmann oder Fischer altvertraut
sind, werden dem Städter zum beglückenden
Erlebnis, das er im Bilde zu gestalten sucht.
Wie jede allzu bestimmt formulierte Behaup-
tung enthält aber auch diese nur eine halbe
Wahrheit und trifft nur ungefähr zu. Will man

mit Berlin die Probe aufs Exempel machen,
so verliert dieser Satz schon seine Gültigkeit.
Im 19. Jahrhundert gab es keinen bedeutenden
Maler, der die Schönheit der Landschaft um
Berlin, die reicher ist als der ihr Fernstehende
ahnen mag, entdeckt und in eindrucksvollen
Bildern festgehalten hat. Ebensowenig existierte
eine festumrissene Berliner Schule von Land-
schaftsmalern. Als Walter Leistikow einen
kleinen Ausschnitt der märkischen Waldseen
entdeckte und dafür eine wirksame Formel
fand, da konnten diese schwermütigen Schil-
derungen als große Kunstwerke gefeiert werden.
Infolge des neuartigen Sujets wurden diese
Bilder, deren Qualität häufig nur mittelmäßig
ist, bei ihrem Auftauchen stark überschätzt
und noch heute finden die Leistikowmotive
viele Nachahmer. Auf den Berliner Kunst-
ausstellungen begegnet man zwar außerdem

Die Kunst für Alle XXXI.

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