Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

DOI Artikel:
Wolf, Georg Jacob: Richard von Poschinger: (1839-1914)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0420

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
R. VON POSCHINGER 7

Vi ALDLANDSCHAFT

RICHARD VON POSCHINGER

(1839—1914)

Ueber der neueren Münchner Landschafts-
malerei steht groß und fest der Name
Adolf Lier. Was in München an Landschaften
entstand, ehe im Jahre 1868 Lier aus dem Atelier
des Jules Dupre zurückkehrte nach München
und den Duft des Waldes von Fontainebleau
mit sich brachte, das war kaum etwas anderes
als gemalte Geographie, als gemalte Heimat-
kunde. Oft ausgezeichnet gemalt, aber immer-
hin gebunden an den Stoff, häufig genug gegen-
ständlich zu interessant, um noch rein künst-
lerisch wirken zu können. Von Domenico Qua-
glio geht diese Entwicklungslinie zu Rottmann,
und selbst unser vielgeliebter Eduard Schleich,
der Feinschmecker satter Töne in der Art der
Niederländer, wahrhaftig nicht schlechthin ein
Vedutenmaler, ist nicht ganz ohne Absichtlich-
keit, ist nicht voll reiner Naivität, wenn er vor
die Natur hintritt. Das hat schon Pecht emp-
funden, als er meinte, Schleich beabsichtige die
Pracht zu zeigen, deren die Heimat fähig sei.

Dagegen Lier! Er sucht nicht nach „abschil-
derungswürdigen Partien" der Natur, er ist

nicht wählerisch mit seinen Landschaftsaus-
schnitten, er geht nicht den Knalleffekten der
Natur nach. Sondern kaum hat er den Bann-
kreis der Stadt, das graue Häusermeer ver-
lassen, so tun sich ihm ganz von selbst die
Reize der Nähe, die intimen Schönheiten der
Landschaft auf, und ein Steinbruch, ein Korn-
feld, ein Waldrand, eine Mooswiese sind ihm
Gegenstand genug für seine Kunst.

Was Lier erkannt, erarbeitet und sich fest-
gehalten, das verriet er willig und überlieferte
er bewußt seinem kleinen Schülerkreis. Die
Lier-Schule — so viel ich weiß, nur aus sieben
Kunstbeflissenen bestehend — hat unter solchen
Umständen in der Münchner Landschaftsmalerei
eine bedeutende Stellung eingenommen und
das ganze Stoffgebiet ein Jahrzehnt hindurch
beeinflußt und beherrscht, ja, in den ferneren
Ausstrahlungen ist das Wirken Liers und seines
Kreises heute noch in der Münchner Land-
schafterschule wahrnehmbar. Von diesen Lier-
Schülern haben Wenglein, Baisch und Schön-
leber ihren Weg in die weitesten Kreise des

Die Kunst für Alle XXXI.

389

50
 
Annotationen