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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Wolf, Georg Jacob: Das Hausbuch eines Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0115

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DAS HAUSBUCH EINES KÜNSTLERS

Im A nfang war ein Zwetfchgengarten. Er war
gepflanzt am Südausgang des oberbayerifchen
Marktfleckens Murnau und von einem dürftigen
Holzzaun umhegt. Steht man heute da, wo fich
einft diefes Gärtchen breitete, fo hat man über
das w eite Murnauer Moos hinweg einen ergrei-
fenden Ausblick auf Benediktenwand, Herzog-
Rand und Heimgarten, auf das Eltern- und
\\ etlerfteingebirge, auf Ettaler Manndl und die
drei Hönde; man fchaut aber auch, wie lieh in
der Ebene die Dörfer und Einöden an die große
Garmifcher Landltraße hinbauen oder an den
Lauf der i x>ifacb fchließen, und wie fich die
bewaldeten Hügel der fogenaimten „Köcheln"
über den wäflerigen Moorgrund erheben: es ift

ein lultfames Blicken und ganz dazu angetan,
ein Künftlerauge zu fefleln.
Diefen Zwetlchgengarten hat vor etwa einem
Vierteljahrhundert der Münchner Baukünliler
Profeflbr Emanuel von Seidl als Eigentum er-
worben. Er baute damals für feine Schweiler und
leinen Schwager, das Künftlerpaar Mayr-Graz.
ein Landhaus in Murnau. und da es ihm dort
oben gefiel und da er obendrein ZwetIchgen über
alles gerne aß. fo kaufte er den Zwet fchgengarteu.
Aber natürlich blieb es nicht bei diefem Erwerb
und nicht bei dem idyllifchen Genuß betagten
SteinobJtes, fondern im Laufe der Jahre dehnte
fich der Befitz immer weiter aus, \Vielen imd
Anger wurden dazu gekauft, einige Nachbar

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