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JOSEF WACKERLE PFINGSTEN 1918
Aus E. v. Seidls Murnauer Hausbuch
Jahrhundertwende liub das Murnauer Feiten und
Feiern an. Indellcn miß verliehe man die Worte
nicht: es war nicht etwa ein bacchantifeher Tau-
mel, fondera alles vollzog lieh in Schönheit und
mit Takt und ganz durchfonnt von echtem
Künfliertum, das aber, Emanuel von Seidls
eigenem Wefen entfprechend, über dem ge-
diegenften, bodciilländigcn Münchner Bürger-
tum erwuchs.
Vom Anbeginn der Murnauer Taten, da die
Ohlftädter Nachbarn, die vom „Rauuerliof"
und die Kaulbachs, erfchienen, bis zu dem
Weihnachtsmorgen 1919, da Seidl die ver-
trauten Bezirke, die er fo fehr geliebt hatte,
für immer verlangen mußte, begleitet diefes ein-
zigartige Künlllerlcben und Künftlertreibcn ein
prachtvolles, auf vier Bände angewachfenesHaus-
buch. Es war vielleicht urfpriinglich als Gäfte
buch gedacht. Sicher lieb fehlt kein einziger
G a ft des Seidl fcl le n Ha u fcs mit feinem Namen auf
den Seiten der Bände, aber unter den Gälten —
von Königen und Königinnen bis zu jungen
Studenten und biederen Männern der Murnauer
Okonomenfchaft — überwiegen die Künftler,
und die ließen es nicht, dabei bewenden, daß fie
nur mit genialem Schwung ihren Namenszug
und einen mehr oder minder nnnvollen Spruch
in das Buch febrieben, fondern lic fchmückten
es mit den ergötzhehften Zeichnungen und
Aquarellen, die jeweils der Stimmung der
Jahreszeit oder des Felles oder Ereigniffes, dem
lic beiwohnten, entfprachen. Solchermaßen kam
eine Hauschronik zuftande,- die ihresgleichen
kaum hat. Fall zwei Jahrzehnte ziehen vorbei,
10-1
JOSEF WACKERLE PFINGSTEN 1918
Aus E. v. Seidls Murnauer Hausbuch
Jahrhundertwende liub das Murnauer Feiten und
Feiern an. Indellcn miß verliehe man die Worte
nicht: es war nicht etwa ein bacchantifeher Tau-
mel, fondera alles vollzog lieh in Schönheit und
mit Takt und ganz durchfonnt von echtem
Künfliertum, das aber, Emanuel von Seidls
eigenem Wefen entfprechend, über dem ge-
diegenften, bodciilländigcn Münchner Bürger-
tum erwuchs.
Vom Anbeginn der Murnauer Taten, da die
Ohlftädter Nachbarn, die vom „Rauuerliof"
und die Kaulbachs, erfchienen, bis zu dem
Weihnachtsmorgen 1919, da Seidl die ver-
trauten Bezirke, die er fo fehr geliebt hatte,
für immer verlangen mußte, begleitet diefes ein-
zigartige Künlllerlcben und Künftlertreibcn ein
prachtvolles, auf vier Bände angewachfenesHaus-
buch. Es war vielleicht urfpriinglich als Gäfte
buch gedacht. Sicher lieb fehlt kein einziger
G a ft des Seidl fcl le n Ha u fcs mit feinem Namen auf
den Seiten der Bände, aber unter den Gälten —
von Königen und Königinnen bis zu jungen
Studenten und biederen Männern der Murnauer
Okonomenfchaft — überwiegen die Künftler,
und die ließen es nicht, dabei bewenden, daß fie
nur mit genialem Schwung ihren Namenszug
und einen mehr oder minder nnnvollen Spruch
in das Buch febrieben, fondern lic fchmückten
es mit den ergötzhehften Zeichnungen und
Aquarellen, die jeweils der Stimmung der
Jahreszeit oder des Felles oder Ereigniffes, dem
lic beiwohnten, entfprachen. Solchermaßen kam
eine Hauschronik zuftande,- die ihresgleichen
kaum hat. Fall zwei Jahrzehnte ziehen vorbei,
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