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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Dedreux, Oskar: Ein Privat-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0100

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Seite 78.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Mai-Heft.

Abbildung Nummer 834. Parthie eines Herren-Zimmers. Entwurf: Otto Müller, Berlin

von Vorbildersammlung und Kunsthandwerk war der, dass
der entwerfende Künstler sowohl wie die ausführenden Ar-
beiter durch das gemeinsame und gegenseitige Lehren und
Lernen, und dadurch, dass sie die gemachten Erfahrungen
sofort in die Praxis umsetzen und erproben konnten, immer
geschickter wurden, so dass sie schliesslich auch der monu-
mentalsten Aufgabe ihres Faches gewachsen waren. Auch
aus dieser Thatsache möchte ich für die Staatssammlungen

Konsequenzen ziehen und werde ich später
weiter darauf zu sprechen kommen. »Aber«,
höre ich hier Jemand fragen, »warum hat
Riedinger auch Stoffe, Gobelins, Möbel,
Bücher etc. gesammelt, die er doch sicher
nicht für seine Branche gebrauchen konnte?«
Nun habe ich früher schon erwähnt, welchen
befruchtenden Einfluss die künstlerische
Aufstellung und Umgebung auf einen
empfänglichen und produktiven Geist machen
muss (vide Atelier Lenbach, Makart, Woh-
nung Wagners etc.) und dann weiss jeder,
der jemals künstlerisch entworfen hat, dass
es nicht gerade Gegenstände seines Faches
sein müssen, welche zu Neuschöpf-
ungen begeistern, dass die verschie-
densten Objekte dazu Anregungen
geben können, wenn sie nur einen
künstlerischen Gedanken in sich ver-
körpern, der zu Neubildungen reizt.

Ziehen wir nun aus all' dem
Vorhergesagten unsere Schlüsse, so
möchte ich dieselben nach meinen
Erfahrungen an dem Riedinger-
Museum folgendermassen formuliren:
1. Unsere Staatssammlungen sollen
ihre Interieurs so stimmungsvoll wie
nur möglich ausstatten, die Gegen-
stände so arrangiren, dass jedes Ob-
jekt in seine Umgebung passt und
sich vortheilhaft präsentirt. Es ist wünschenswerth, Gegen-
stände derselben Epoche in einem Raum zu vereinigen,
doch darf dieser Punkt nicht der massgebende bei Auf-
stellung alter Sachen sein, um einem Zuviel vorzubeugen-

2. Die Museen sollen die ganze Woche von Morgens
bis Abends, wenn irgend angängig auch Abends von 7 bis
9 Uhr dem Besuch geöffnet und unentgeltlich sein.

3. Jedes entbehrliche Stück der Sammlung darf und

Abbildung Nummer 835. Kamin aus Fliesen mit schmiedeeisernem Gitter in modernem Karakter. Entwurf: Kurt Friedenberg, Cronberg i. T.
 
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