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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Füllungen von Glas und Porzellan für Möbel und Instrumente
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0156

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Seite 128.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

August-Heft.

für Möbel und Pianinos, Wandbekleidungen, Plafonds, Tischen«
u. dgl. m. anfertigen und dieselben auch mit Erfolg im Ge-
werbehause, wie auch zum Theil in der Handwerker- und
Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden mit zur Vorführung
brachten. — Füllungen von Glas! Gar mancher Leser dieses

Abbildung Nr. 891. Salamander Asbest-Tapete im Karakter der italien. Spät-Renaissance.

wird ungläubig den Kopf hierzu schütteln, und doch ist dem
so. Holzfüllungen zu den Möbeln und Pianinos verursachen,
wie allbekannt sein dürfte, nicht nur, und namentlich wenn
sie schwarz polirt werden, bedeutende Mühe und Arbeit, ziehen
sich und verlieren womöglich auch noch, nachdem sie einem
langen, feuchten und heissen Transport zu Wasser ausgesetzt
waren, die Politur, wodurch sie, trotz der schön gravirten
und vergoldeten Verzierungen, einen schlechten und unsoliden
Eindruck hervorbringen. Bei dem Glas fallen alle die genannten
Uebelstände weg. Die Glasfüllungen bestehen aus tiefschwarzem
Glase, welches ca. i bis 2 cm stark und daher sehr haltbar,
ja fast unzerbrechlich ist; die Verzierungen in denselben werden
je nach Wunsch und Bedarf matt und blank hergestellt, die
Ornamente können vergoldet oder auch matt gelassen werden
und erhalten, wie aus vorgehendem ersichtlich, das Aussehen
von gravirten, andere wieder das von flachgeschnitzten Fül-
lungen, wie solche z. B. vielfach im Stil der deutschen Renais-
sance hergestellt werden. Die Flächen sind und bleiben
sauber, tiefschwarz und glänzend, die Ornamente sind sauber
und flott und die geraden Linien akkurat hergestellt und
auch der Preis muss ein entsprechend billiger genannt werden.
Bei der Befestigung werden die Glasplatten wie Holzfüllungen
behandelt, indem dieselben ganz einfach in den Falz gelegt
werden; auf der hinteren Seite werden sie entweder mit rund-
gehobelten Viertelstäbchen oder nur mittelst einzelner Klötz-
chen, die angestiftet, oder noch besser mit schwachen Schrauben
befestigt. Wünschenswerth ist es, dass man, wenn man durch
solche Platten einem Möbel oder Pianino ein elegantes Aus-
sehen geben will, auch den sie umschliessenden Kehlstössen
einige Aufmerksamkeit widmet, da solche nicht nur ein
schönes Profil haben, sondern auch sauber, akkurat und glatt
gekehlt, ferner gut gekröpft sowie auch gut polirt sein müssen.

Es ist nun durchaus nicht nothwendig, dass die Möbel-
und Pianoforte-Fabrikanten die Glasplatten mit den von den
Gravir-Anstalten gelieferten Zeichnungen benutzen, sondern
im Gegentheil, jede Fabrik kann und sollte nach den von
ihr bestimmten oder extra angefertigten Zeichnungen diese
Füllungen graviren lassen, theils damit sich eine Fabrik von
der anderen unterscheiden und auch ein Wettbewerb und
eine Vielseitigkeit entstehe, der nur zur Hebung und allge-
meineren Verbreitung und Benutzung dieses Industriezweiges
auf dem Gebiete der Kunstindustrie beitragen dürfte, theils
aber auch um den Geschmacksrichtungen der Abnehmer zu
entsprechen und um die Ornamentation der Architektur des

Möbels oder Instrumentes richtig und stilgemäss anpassen zu
können. Doch nicht nur zu Möbel-Füllungen, sondern auch
zur Dekorirung von Wänden und Decken, sowie zu Firmen-
schildern eignet sich diese neue Manier, wie nicht minder auch
zu sehr schönen und wirksamen Reklametafeln für Innen- wie
auch für Aussen-Wandflächen und zu welchen, je
nach Wunsch und Bedarf sehr starkes, doch
auch, wenn im Rahmen liegend, auch schwächeres,
sowie andersfarbiges Glas genommen werden
kann. Die Schrift wird eingravirt, was mittelst
des Sandgebläses geschieht und mit Gold oder
verschiedener Farbe ausgefüllt, wodurch dieselbe
sehr haltbar, ja unverwüstlich gemacht wird.
Werden dieselben schmutzig, was ja durch
Russ usw. so leicht geschehen kann, nun so
leiden dieselben trotzdem nicht, sie bleiben
beständig und können mit Wasser in kurzer
Zeit und wenig Mühe wieder ihr vorheriges
schönes und blankes Aussehen erlangen. —
Jedenfalls ist diese Industrie eine derjenigen,
der noch eine grosse Zukunft und eine bedeu-
tende Entwickelung nach der praktischen wie schönen Seite
bevorsteht, und die auch sehr vielen Industriellen direkt
und indirekt von Vortheil und Nutzen sein dürfte. Möchte
sie daher viel benutzt und namentlich auch von den Möbel-
und Instrumenten - Fabrikanten gewürdigt werden, damit
die deutschen Möbel und Instrumente ein noch schöneres
Aussehen als bisher erhalten und den guten Ruf, den sie
bis jetzt auf dem Weltmarkte sich erobert hatten, auch ferner
sich bewahren und erhalten möchten, zum Vortheil und
Nutzen eines fleissigen und arbeitsamen Gewerbestandes, wie
aber auch zur Ehre unseres geliebten deutschen Vaterlandes.

Abbildung Nr. 892. Salamander Asbest-Tapete im Karakter des Stils Franz I.

Anmerkung. Auch wir möchten den obigen Ausführungen das Wort
reden, nochzumal ja die Verwendung derartiger Füllungen an sich nicht neu ist.
So werden seit Jahren Hinterglasmalereien, Porzellan- und Majolika - Malereien,
Serpentin- und Achatsteine zu Füllungen und Einlagen an Möbeln verwendet,
die diesen einen ungemein malerischen Reiz geben. Die Redaktion.
 
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