Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

DOI Artikel:
Darmstädter Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung, [3]: Wandbekleidung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0228

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 192.

Illustr. kunstgewerbl.

Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Dezember-Heft.

gewerblichen Objekten, die besonders für das grosse Publikum
bestimmt sind. In allererster Linie ist diese Forderung aber

Abbildung Nr. 973. Entwurf zu einer modernen Küchen-Einrichtung. Architekt Albin Müller, Köln a. Rh.

für Tapeten und Gewebe zu stellen, die, in Abschnitten
gezeigt, dem Laien absolut keinen Anhalt geben können,
wie solche Muster denn eigentlich erst in ihrer richtigen
Verwendung wirken. Sonst laufen ganz falsche Urtheile
unter und es dürfte sogar oft selbst Fachleuten passiren, dass
ihnen aus dem fertig tapezirten Zimmer eine andere Wirkung
sich offenbarte als sie nach der Beurtheilung der einzelnen
Bahn erzielen zu meinen glaubten.

So können wir uns selbst nicht verhehlen, dass uns die
Schönheit der in Nr. 14 vom 15. Juli ds. Js. der »Tapeten-
Zeitung« eingehend besprochene Kollektion Engelhard'scher
Tapeten nach Entwürfen von Professor Otto Eckmann nun-
mehr erst ganz zum Bewusstsein gekommen ist, da die Haupt-
muster in den hiesigen Ausstellungsräumen praktische Ver-
wendung gefunden haben. Eine ganz überraschende Zu-
sammenschliessung zu einer Wandeinheit ist z. B. bei der
Flamingo-Tapete in pfaublauer Färbung, sie hat sogar einen
leichten Stich ins Blauviolette, erzielt worden, die in Bahnen
sehr detaillirt und lebendig wirkte. Der betreffende Raum
ist zu einem Wohnzimmer gestaltet, für welchen man diese
Tapete kaum für verwendbar gehalten hatte — und doch
zeigt der Beweis, dass selbst ein derartiges Muster, über einer
mittelhohen Lambris in pfaublauem Uni-Velour angebracht,
eine vortreffliche Stimmung zu erzielen vermag. Allerdings
verbietet auch diese Stimmung jeglichen Bilderschmuck, schon
um die Körper der Flamingo nicht durch Bildabschnitte zu
zerstören. Die Frosch-Borte über der Lambris-Tapete ist ganz
trefflich, weniger der aus fliegenden P'lamingos gestaltete Fries,
der dem Beschauer eine kreisende Bewegung des Zimmers
suggerirt. Von vornehmster Gesammtwirkung ist dagegen
die Löwenzahn-Tapete in röthlich-violetter Stimmung, die dem

zu einem Salon gestalteten Zimmer, in welchem die Galle'schen
Intarsia-Möbel und Kunstgläser als geschlossene Abtheilung

Aufstellung gefunden, einen
feingestimmten Grundton
verleiht, der gleichsam die
zahlreichen Einzelheiten des
überaus reich bestellten Rau-
mes zusammenhält. Hier ist
jeglicher Wandschmuck zu-
lässig, denn diese Tapete
erscheint besonders willig
ihn aufzunehmen. Das gilt
auch für die zweite Löwen-
zahn-Tapete, die auf satt-
rothem Grund die Wind-
blumen bezw. verblühte Blü-
then des Löwenzahns an
langen Stielen zeigt. Ein
weiteres Eckmann'sches
Muster, ebenfalls von H.
Engelhard, Mannheim, aus-
geführt, ein Hortensien-Fries
in verschiedenem Roth, be-
findet sich in einem über
einer eichenfarbig gestriche-
nen Linkrusta-Lambris, Fa-
brikat der Rhein. Linoleum-
Werke Bedburg bei Düren,
mit uni-olivfarbiger Ingrain-
Tapete tapezirtem kleineren
Raum und kommt hier in
angenehmster Weise zu guter
Geltung. In den genannten
Zimmern tragen die lichten,
aus Stuckleisten bezw. Salamander-Asbest-Tapeten gebildeten
Deckenmuster in Betonung des leichten Raum-Abschliessens
zu der Abrundung des Begriffes »bewohnbares Zimmer« bei.

Abbildung Nr. 974. Modernes Büffet. Philipp Petry, Köln a. Rh.
 
Annotationen