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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Benn, R. Davis: Die Englischen Staats-Wettbewerbe von 1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0236

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Zu beziehen nur halbjährlich (Jan. bezw. Juli).
Zahlung- vierteljährlich für Deutschland Mk.5.—,
für Oesterr.-Ung. u. das gesammte Ausl. Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Koch Verlag, Darmstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Erlaubniss u. genauer Quellen-Angabe gestattet.
Sammtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung frei.

Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten. -W|
Illustrationen u. textl. Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind auch einzeln erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluss derZeitschr.

X. Jahrg. 1899. —^ Leipzig Darmstadt ^ Wien,

Dezember-Heft.

PlE ENGLISCHEN STAATS-WETTBEWERBE VON 1899.

Von R. Davis Benn in London.

ndem ich diesen Aufsatz beginne, setze ich voraus,
dass wenigen Lesern der »Innen-Dekoration«
bekannt ist, dass ein nationaler Kunst-Wettbewerb
Jahr für Jahr in dem vereinigten Königreich
Gross-Britannien abgehalten wird. Diese Voraus-
setzung ist nicht unberechtigt, denn ich muss
leider bekennen, dass 90 Prozent oder mehr der
Bewohner der britischen Inseln ebensowenig von
dieser wichtigen Thatsache wissen. Es ist wahr,
sie wissen, dass Tausende von jungen Leuten einen grossen
Theil ihrer Zeit in Kunstschulen zubringen, aber sie haben
keine Ahnung von dem, was diese dort thun, und es muss
hinzugefügt werden — wieder mit Widerwillen — dass die
Mehrzahl derselben nicht geneigt ist, sich die geringste Mühe
zu geben, es zu erfahren. Lassen Sie mich also sogleich
erklären, dass unser »National Department of Science and
Art of the Committee of Council on Education« jedes Jahr
Studenten der Kunstschulen des ganzen Königreichs einlädt,
ihre Werke zur Prüfung einer Anzahl von Juroren zu unter-
breiten, unter welchen sich einige unserer bekanntesten
Künstler befinden, und das die werthvollsten Erzeugnisse mit
Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen und Bücher-Preisen belohnt.

Die jungen Leute, welche diese Schulen besuchen,
gehören nicht der Handwerkerklasse an, oder denen, die
wir unsere »Aristokratie« nennen. Sie gehören zu der Mittel-
klasse und verbinden mit ihren Kunst-Studien verschiedene
Absichten. Manche derselben wünschen einfach eine Aus-

bildung zu erringen, welche sie befähigt, in ihrem eigenen
gesellschaftlichen Zirkel zu glänzen, und kaufmännische Rück-
sichten spielen in deren Plan durchaus keine Rolle. Aber
bei weitem der grössere Theil hat andere Bestrebungen.
Diese sehen ihre Studien als Mittel zum Zweck an, und dieser
»Zweck« ist, einen Lebensunterhalt Zugewinnen! Sie wissen,
dass in kommenden Tagen ihr tägliches Brod von der Arbeit
ihrer Köpfe und ihrer Hände abhängen muss, und sind
natürlicherweise darauf bedacht, ihre Arbeit in die nutz-
bringendsten Wege zu leiten.

Eine enorme Mehrheit dieser Studenten wendet für
viele Jahre ihre ungetheilte Aufmerksamkeit der Behandlung
der »Schönen Künste« zu, das heisst dem Malen von Gemälden.
Sie arbeiten ihre Kopien nach »Stillleben« aus, studiren
Anatomie und malen die menschliche Figur nach plastischen
und lebenden Modellen, und nehmen ihre Staffeleien, Canvas
und Malkasten mit auf das Land, dass die Geheimnisse der
Landschafts - Malerei ihnen erschlossen würden. Aber diese
Arten von Studien, so köstlich sie sonst sind, haben sich als
sehr unvortheilhaft erwiesen, weil die Kurse schrecklich über-
füllt wurden. Gemälde werden jetzt als ein Luxus angesehen.
Kenner wollen nur solche von wirklichem Werth erstehen,
während gewöhnliche Käufer, unfähig das Gute vom
Schlechten zu unterscheiden, keinen genügenden Preis be-
zahlen, um Leib und Seele des Künstlers zusammen zu halten.
Um diese Thatsache zu veranschaulichen, muss ich feststellen,
dass nur eine Stunde oder zwei ehe ich diesen Artikel begann
 
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