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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Benn, R. Davis: Die Englischen Staats-Wettbewerbe von 1899
DOI Artikel:
Mielke, Robert: Über Intime Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0242

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Dezember-Heft. Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration. Seite 185.

Ueber Intime Kunst.

Von Robert Mielke.

In einem ist unsere Zeit ihrer Vergangenheit voraus. Diese
arbeitete emsig und unentwegt, nur dem Schaffen selbst
zugewandt und kümmerte sich durchaus nicht darum, ob die,
welche nach ihr kamen, ihre Werkleistung oder die Schöpfer
derselben so oder so zu bezeichnen beliebte. Als die spätere
Zeit mit ihrer kritischen Neigung hier und dort herum-
schnüffelte, dies und jenes entdeckte und mit Heisshunger
alle Abweichungen vom »Normalen« analysirte, registrirte
und katalogisirte, da waren die Schöpfer jener Werke längst
dahin; sie mussten es sich gefallen lassen, bald in diese, bald
in eine andere kunstgeschichtlich-ästhetische Fassung gebracht
zu werden. Sei es, dass unsere Zeit Sorge trägt, dermaleinst
in ähnlicher Weise behandelt zu werden, sei es, dass sich
darin eine eigene Folge des kritischen Sinnes zeigt, jedenfalls
neigt sie dahin, ihre karakteristischen Eigenarten in selbst-
geschaffenen Schlagworten auszuprägen und dermalen in
selbstbewusster Zielfreudigkeit auch eine gewisse Programm-
Sicherheit zu bekunden. Das wird überzeugend, wenn man
die Werthung des Wortes »Intime Kunst« untersucht, das
in den letzten Jahren mit bemerkenswerther Stetigkeit bevor-
zugt wird, um bestimmte persönliche Geschmacksrichtungen
hervorzuheben. Allerdings theilt es mit seiner Prägung zu
einem Schlagwort auch das Schicksal ähnlicher Wortwen-
dungen, als ein dehnbarer Begriff alle möglichen Unklarheiten

3

Mr. Else sich durch diese karge Anerkennung seiner Ori-
ginalität und seiner Geschicklichkeit nicht entmuthigen lässt.
Sein Werk verspricht viel und er wird seinen Namen in nicht
zu ferner Zeit in der Liste guter Modelleure finden.

Hier findet sich ferner die Reproduktion einer Zeichnung
für den Einbau in einer Musikhalle von Mr. E. G. Gillick.
Beides, die Stellung und die Modellirung der Figur sind
ausgezeichnet, und ich würde diesen Entwurf gerne in der
Ausführung vollendet sehen. Einstweilen versteht sich Gillick
noch besser auf die menschliche Figur, als auf die architek-
tonische Gliederung. Allein wir wollen daraus kein übereiltes
Urtheil folgern.

Die Auswahl von Tapeten-Mustern war dieses Jahr nicht
so stark wie früher, aber sie umfasste manche werthvolle
Entwürfe, von welchen einer der besten der von Mr. Donald
Wilkie war. In derselben Abtheilung gewann Mr. Harry
Smith einen Buch-Preis für seinen Entwurf für einen Buch-
Deckel, welcher, in delikaten Farbentönen gedruckt, recht
gut aussehen wird.

Da waren ferner verschiedene Kollektionen von Fliesen-
Entwürfen. Unter diesen waren die besten die von Mr.
G. R. Pitkethly, von welchen wir einen reproduziren. In
diesem Falle hat der Künstler nicht nur eine Fliese geschaffen,
welche sich gut als solche ausnimmt, sondern er hat auch
die Frage des Rapports beachtet und hat dieses Problem
mit bemerkenswerthem Erfolg gelöst. Geringere Ansprüche
macht der Fliesen - Entwurf des Herrn S. D. Marsden, in
welchem eine Natur-Form, der Mohn, gefällig verwendet ist.

Ich muss meinen Notizen
noch einen Fall hinzufügen, in
welchem abermals eine studi-
rende Dame, Miss K. Warren,
eine Silber-Medaille errang. Die
Künstlerin hat offenbar sehr

fleissig Kinder-Figuren studirt, EHemHSK' . Imfam '::'!^t'.;',iiKP^' ~ ^^^SBS^a^EBKMlII

denn in beiden, in der Buchdecke
für »Water-Babies« wie in ihrer
ausserordentlich anmuthigen Or-
namentation für einen Fächer,
gibt sie Zeugniss einer gründ-
lichen Kenntniss der jugend-
lichen Anatomie.

Zum Schlüsse hoffe ich, dass
diese Illustrationen dazu dienen,
zu zeigen, dass die Tausende
von jungen Leuten, welche die
Kunst-Schulen des Vereinigten
Königreichs besuchen, ihre Ar-
beit nicht blos als Zeitvertreib
betrachten. Viele derselben sind
ernstlich bestrebt, die Schönheit
unserer Umgebung, unseres Hei-
mes zu erhöhen, und es gereicht
mir zur Genugthuung meiner
vollsten Anerkennung Ausdruck
geben zu können. R- D- B.

Nicht ohne eine gewisse Be-
schämung müssen wir gestehen,
dass im Deutschen Reiche eine
derartige Einrichtung von natio-
nalen Wettbewerben im modernen
Sinne noch nicht besteht. Viel-
leicht geben diese Ausführungen
die Anregung zu einem Vorgehen

in ähnlichem Sinne. Die Red. Abbildung Nummer 1235. Dekorat. Entwurf zu einer Vorhalle. Miss Edith J. Rickett, London.

WH

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mim

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