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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0009
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Amllichk MillWlnngerr hcs Cknlrnl-Dsmksn-Vtrl'ins,

mit gefchichtlicherr, srtistLfcheN »nd Literaclschsn Veiträgett,

herausgegeben vom Borstande.

Nr. 83. _Köln, Sonntag, 2S. Zanuar_L844.

Das //Kölncr Domblatt" erscheint jeden Sonntag alS Gratis-Augabe jur /,Kölnischen Zeitung", wird außerdem abec auch besonders
ausgigeben und (jedoch erst Montags) versandt. Der Pränumcrations-Preis für die Einzel-Iiusgabe, deren Reincrtraz der Dombau-Bereins-Caffe zufließt,
beträgt hier bei der Erpedition der „Kölnischen Zeitung" wie auswärts bei allen k. preuß. Postanstalten 1S Sgr. für den Jahrgang.

Rlle Iuschriften an den Central-Berein werden offen oder «nterKrcuzband, mit derRubrik: „Allgemeine Angelegenheitcn deS Dombau-
Wereins zuKöln," so wie Geldsendungen mit der Bezeichnung: „Geldbeiträge für den Dombau zu Köln", erbcten.

AMtliche MiLLheilrrKgsrr

L i n l a - rr n g.

Zufolge tz. 22 der Statuten und §. 9 der Geschäftsordnung beehre
ich mich, die Hcrren Vorstands-Mitglieder dcs Central-Dombau-Ver-
eins zu der auf Mittwoch den 31. Januar o., Nachmittags 3 Uhr,
im hiesigen großen Rathhausfaale anberaumten ordentlichen Vorstands-
Vcrsammlung ganz ergebcnst cinzuladen.

Köln, 18. Jan. 1844. Dcr Präsident des Vorstandes,

Rolshauscn.

Literarifches.

Römische, byzantinische und germanische Baudenkmale m Trier und
ftincr Umgebung. Herausgegeben von dem Architekten Christian
Wilhelm Schmidt. l. Lieferung: Die Liebfrauenkirche zu
Tricr, in 10 Lithographieen mit beglritendem Texte. 4. S. 53.
Trier, 1836. Jn Eommission der Lintz'schen Buch- und Kunst-
handlung. — Die zweite Lieftrung, 1839, die dritte, 1841, und
die vierte, 1843 erschienen, sühren den Titel: Baudenkmale der
römischen Periode und des Mittelalters in Trier und ftiner Um-
gebung. Herausgsgeben von dem Architekten Christian Wilh.
Schmidt.

Besproche» von Ernst Wepdes.

Dcr Sinn für die Baudenkmale des Mittelalters, di'e ernsten Be-
lege zur Geschichte des Entwickelungsganges der Cultur dcs christlichcn
Europa ist langst unter allen gebildeten Nationen diefts Erdtheils ein
lebendiger. Man hat allcnthalben angefangen, di'eft Kunstschöpsungen
in ihren cultur- und nationalgeschichklichen Beziehungen zu würdigen,
indem man nach Kräften strebt, sie zu erhalten und zu verstehen. Ein
großer Fortschritt, zu welchem das Erwachen deS nationellen Selbstge-
sühls in Deutschland führte, wo auch noch vor drei Zahrzehenden, bei
der einftitigsten Richtung europäischcr Kunstbildung, wle fl- mit dem
16. Jahrhundert begründet wurde, nur das Vorchristliche in der bil-
d-nd-n Kunst, namentlich in der Baukunst, und dessen sclavische, geist-
todte Nachahmung der Beachkung werth erschien, als ihre höchste Norm
von Lehrcrn und Schülern mit einer für allcs Andere blinden Vergöt-
terung geprieftn wurdr. Diese Periode eincr ä'fstschen Abgötterei ist in
Deutschland bei der Mehrzahl vorüber. Es suchen diejenigen, wclche
sich dazu berufen fühlen, dem Kunstgeschmacke, der Kunstbildung cine
mehrftitige Richtung zu geben, dieftlben von aller geisttödtenden Ein-
ftitigkeik, aller blinden Befangenheit zu löftn.

Wo wir das Schöne in Kunstformen einer eigenthümlichen organi-
schen Ausbildung sinden, wird cS jetzt gewürdigt und ftincm historischen
Zusammenhanqe mit der Entwickelung germanischer Cultur nachgeforscht.,
Nicht gering sind die Refultate dieftr Forschungen, mit drnen in den

letzten Jahrzehenden Drutschlands, wie auch Englands und Frankreichs
Kunstliteratur bereichert wurde.

Die wahre Wücdigung der Baudcnkmale dcs Mittelalters konnte
nur von Einzelnen, dazu Berufenen ausgchen, welche den Sinn der
Menge nach und nach dafür erschlossen, ihn empfanqlich machken für
etwaS, das ftincm Weftn nicht so fremd, wie die Formrn, denen er
bis dahin, als den höchsten Schönheits.Typen, cinzig gchuldigt hatte.
Voc allen deutschen Gauen war das geftgnete Rheinkhal, waren die
Ufer ftiner Nebenflüsse reich an Drnkmalen mittelalterlicher Kunst auS
den verschicdensten Pecioden allcr Stufen ihrer Cntwickelung, und hat-
tcn dieft Gegenden dabei besonders in der Baukunst die vollendetstcn
Schöpfungen der cinzelnen Perioden in dcc Blükhe ihrer charakteristi-
schen Eigenthümlichkeiten aufzuweiftn. Früh erwachte daher auch in
dcn Rheinlanden der Sinn für die Denkmale mittelalteclichec Bau-
kunst, und man darf wohl sagen, daß von dcm deutschen Strome der
Same befruchtend nach allen Gauen Deutschlands ausging; denn wer
nennt nicht mit ancrkennendcm Danke die Namen eineS Sulpiz
Boisserüe, eines Becker, eines Hundeshagen, cines Moller,
eincs Nolden, N. Vogt, Wekter u. s. w.? wer weiß nicht, was
die Wackern zur Würdigung der rheinischen Baudenkmale des Mittel-
alters gelhan, wie sie dm Sinn dasür durch Wort und Schrift ge-
hegt und gepflegt haben, bis daß er ein lebcndiger, cin schützender, ein
schaffendec geworden ist, welcher der Pcrisde, in dec wir leben und
wirken, ein charakteristischcs Merkmal aufdrückt?

An die Reihe der mit der vollsten Ancrkcnnung ihrec Verdienste um
rheinische Kunstgeschichre genannten Männer schlicßt sich nun auch der
trierec Architekt Christian Wilh. Schmidt durch die Herausgabe
dcs vorgenannten Werkes an, desssn drei erste Hefte sich ausschlicßlich mit
den Baudenkmalen des Mittelalters aus Trier und ftiner Umgebung
befaffen, also auch im „Domblatt" naher bcsprochen werden können.
Die vierte Lieferung und die spateren werden die Denkmale der römi-
schen Periode, an denen geradr Trier und seine Nachbarschaft so
außerordentlich reich ist, enthalten und dem Archäologen, dcm eigent-
lichen Antiquar eine in allen Beziehungen willkemmenc Erscheinung
sein, da sich des Herrn Architekken Schmidt Arbeiten durch die
gewissenhafteste Püncklichkeik in dcc Ausnahme und Ausführung aus-
zeichnen und in dieftr Hinsicht allein.schon cmpfohlcn zu werden
verdiencn.

Die hier zu besprechende Abtheilung des verdienstvollen Werkes wird
mit der Geschichte und Beschreibung der Liebfrauenkirche in Trier er-
öffnet, welche durch 10 Tufein in Folio erläutert ist. Die Liebfraucn-
kirche, das mcrkwurdigste Denkmal aus der Uebergangsperiodc ^s ro-
manisch-byzantinischcn SkyleS zum germanischen, welches dic Rhcin-
lande besttzen, und das hinsichtlich ftiner Grundförm wcder m L-eutjch-
land, England, noch in Frankrcich seines Gleichen hak, ^rde in jci-
ner jetzigen Gestalt vom Jahre 1227 bis 1244 vollendet. Der Bermu-
thung Wyttenbach's, welcher den historischen Text zu den Aeichnungen
schrieb, als fti die Liebfcaucnkirche viclleicht be c erste Dersuch des -Rei-
sters Gerhard gewesen, dcn man als den er sten Baumeistcr des kol-
ner DomeS anführt, fehlt aller historlsche Grumd; denn ob der Aus-
druck „rootor tubrieno nostrae", wi'e ihn dic U rkunde dss kolner Dom-
capitels nennk, aus der wir den Magister Gen rrdus kennsn, Baumei-
ster bezeichnet oder bloß Kirchmeister, i'st noch p licht ermittelt. Daß Erz-
bischof Cvnrad von Hochstadcn noch im Jahre 1243 den Geistlichen
ftiner Diözcft besiehlc, die für den Bau d-r Li, :bsrauenkirche zu Trier
 
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