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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 8 (13. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0043

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besucher. Jnteressant darunter war ein „heiliger Hierony-
mus", ein Bild, welches an den kölnischen Meister
des Todes der Maria in der Münchener Pinakothek
erinnerte.

Ferner sahen wir von neuen Kunstwerken eine treffliche
Kompositionvon Overbeck, welche derselbefürdiehiesige
Arnold'sche Kunsthandlung gezeichnet hat. Die reich und
schön angeordnete Zeichnung behandelt in warm empfun-
denen Gestalten das „Lasset dieKindlein zumir kommen."
Die genannte Künsthandlung wird die Komposition vor-
läufig in photographischer Nachbildung veröffentlichen,
einen Stich derselben sich für günstigere Zeiten vorbe-
haltend. Was Kupferstiche von hiesigen Künstlern an-
langt, so ist als Novität ein fleißig durchgeführtes Blatt
von Ed. Büchel zu nennen, welches einen prächtigen, aus
hiesiger Galerie befindlichen Tizian wiedergiebt. Das
anmuthige, skizzenhaft behandelte Bild zeigt einejugendlich
schöne Frau in Mutterhoffnung dehmüthig und gesenkten
Blickes sich der Madonna nahen. Jn warmem Mitgefühl,
mild und gütig neigt sich die Mutter Gottes der um Bei-
stand Bittenden zu. Und auch der Christusknabe, welcher
von Johannes dem Täufer gehalten auf dem Knie der
Madonna steht, lächelt wohlwollend der Gesegneten zu.
Klar und schön hebt sich, in einem lenchtenden Goldton,
das zarte, edle Antlitz derselben vomHintergrunde ab, wo
gleichsam als Folie tief im Schatten, Hieronymus und
Paulus erscheinen. — Ein zweiter Kupferstecher, G. Pla-
ner, der, ebenso wie Büchel aus der Schule Steinla's
ist und bercits einigc trcffliche Blätter gelicfert hat, schickt
sich zu einem großen Unternehmen an, zum Stich des welt-
berühmten Abendmahls Lionardo's. Der Künstler geht
zu diesem Zweck in diesen Tagen nach Mailand. Bei der
Konkurrenz, welche der Kupferstecherkunst in der Photo-
graphie erwachsen ist, ist es ein sehr dankenswerther Ent-
schluß, das in der Mitte des vorigen Jahrhunderts be-
gonnene sogenannte „Galeriewerk" wieder aufzunehmen
und seiner Vollendung entgegenzuführen. Dnrch dieses
vom k. Kupferstichkabinet hcrausgegebene Werk wird
wenigstens den hiesigen Kupferstechern für den dnrch die
neuesten Erfindungen schr geschmälerten Verdienst einiger
Ersatz geboten. Die beiden ersten Bände dieses Werkes
(in Royalfolio, hundert Blatt) crschienen in den Jahren
1753 nnd 1757 untcr dem Titel: „Useneil ä'estnwxss
ä'nprss Iö8 pln8 e6Iel»rö8 tndlenux äs In 6ulerie roz'nle
äe vresäe." Der damalige Direktor der Galerie, der
bckannte Kunstschriftsteller v. Heinccken, hatte die Heraus-
gabe besorgt und die berühmtesten Kupferstecher des vorigen
Iahrhunderts, Jtaliener, Franzosen, Deutsche waren für
das Werk thätig. Einer weitercn HerauSgabe traten zu-
nächst die Wirrcn des siebenjährigen Krieges hemmend in
den Weg. Seit der Wiederaufnahme des Werkes in den
letzten Jahren sind, unter Leitung des Vorstandes der
k- Sammlung der Küpferstiche und Handzeichnungen,

Professor Gruner, Stiche nach Nnysdael, Velasquez,
Murillo und Koning von Friedrich, Krüger, Büchel, Langer
und Planer ausgeführt worden.

Vermischtr üunsliinchrichten.

t?. Neue Wandgemäldc in Wicn. Das schöne Beispiel,
welches die beiden HH. Todesco in Wien mit ihren Kunstbe-
stellungen gegeben, wirkt in bürgerlichen Kreisen ermunternd fort.
Ein begüterter Bürger auf der Wieden, Reichel mit Namen,
läßt gegenwärtig den Salon seines Gartenhauses mit Wand-
bildern zieren. Anton Mayer, der Sohn des Kupferstechers
Christian Mayer, der jnngste unter den Schülern Rahl's,
erhielt dieseu ehrenvollen Austrag und componirte sechs Scenen
aus „Hermann und Dorothea": l) Das alte glückliche Paar
sitzt unter dem Thorweg und betrachtet das wandernde Volk.
Der Pfarrer nnd der Äpotheker kommen heran, um von dem
Unglück zu erzählen. 2) Hermann begegnet Dorothea und
wird von ihr um Hilfe angesprochen. 3) Der weinende Sohn
wird von der ängstlichen Mutter nnter dem Birnbaum aufge-
funden und getröstet. 4) Pfarrherr und Apotheker treffen das
Mädcheu ini Felde mit den Rindern beschäftigt. 5) Hermann
trifft mit Dorotheen am Brunnen zusammen. 6) Die Ver-
lobung des jugendlichen Paares im Beisein der Eltern und
Freunde. — Rahl hat die ersten dieser Entwürfe noch gesehen.
Noch auf dem Sterbelager nahm er Antheil an dem Förtgang
dieses Werkes. Drei der Bilder sind fertig. Die Hausfraü,
eine im Zeichnen und Malen wohl erfahrene Dame, arbeitet
au den Bildern mit, die bis Juni vollendet sein dnrften.

Am Ulmer Münster wurden nach einem Rechenschafts-
bericbt des Dombaumeisters Thrän pom 21. August 1844 bis
l. März 1866 sür dessen Restauration verbaut 305,556 Fl.
35 Kr., wozu noch die Orgel mit ihrem Unterbau mit
60,688 Fl. 47 Kr. kommt, im Ganzen also 366,239 Fl.
22 Kr. Die freiwilligen Beiträge belaufen sich vom Oktober
l852 bis l. März 1866 auf 208,872 Fl. 56 Kr. Das Wei-
tere leisteten der Slaat, die Stistung und Stadt Ulm.

* Ans der galvaiioplastischcn Anstalt dcs Herrn K.
Haas in Wien sind in der letzteren Zeit eine Reihe von Ar-
beiten hervorgegangen, welche das Jnteresse der Kunstfrennde
in hohem Grade zu beschäftigen verdienen. Es sinb dies
Nachbildungen ber Prachtstücke mittelalterlicher und nenerer
Goldschmiedekunst und Erzarbeit, welche den kaiserlichen Samm-
lungen im unteren Belvedere und in der Schatzkammer ent-
nonimen und gegenwärtig im östcrrcichischen Mnseum ausgestellt
sind, u. A. der berühmte Helm Karl's V., Goldarbeiten von
Benvennto Cellini n. a. m. Dic galvanoplastische Reproduktion
tritt in den Arbeiten dcs Hcrrn Haas mit einer solchen Voll-
endnng auf, daß ein sehr geübtes Auge dazn gebört, nm die
Kopie von dem Original zn nnterscheiden. Im Verhältniß zn
dieser technischeu Meistcrscbaft fiuden wir die Preise (z. B. 20 Fl.
für cin Prackitgerätb der Renaissancezeit) HLchst mäßig. Wir
hörcn, daß Hcrr Haas für die Pariser Ausstellung eine Ge-
saiiimtexposition seiner Arbeitcn beabsichtigt. Außerdcm liegt es
in dem Plan der Direktion des österreichischen Musenms, von
allen irgendwie zngänglichen Meistcrwerken der Goldschmiede-
kuiist nnd Bronzetcchnik, welche die Vervielfältignng in dicser
Art znlassen, kurch Herrn Haas galvanoplastische Kopien für
das Musenm anfertigen zu lasse», um auf dicse Weise gleich-
sam eine Geschichtc der Goldschmiedekmist in ihren hauptsäch-
lichsten Denkmälern herzustellen.

Photographien nnf Porgcllan, deren Anfertigung E. A.
Fleischmann's Bnchhandlung in München nnter Leitnng eincs
Chemikers, welcher das Verfahren dazu erfnnden, in größerem
Maßstabe betreibt, werden während der Leipziger Mcsse im
Ausstellungslokale der Bnchhändlerbörse in verschiedenen Proben
znr Schau gestellt.

Dcr Bildhancr Afingcr hat kürzlich ein Modell zn einem
Brmmen ausgeführt, welcher auf dem Friedhofe zn Bonn er-
richtet werden soll. Die Anordnnng ist folgende: Ans einem
Bassin erhebt sich ein als Wasscrrescrvoir dienendes länglich
viereckiges Postament, ans welchcm eine Garnitur von Engels-
köpfen seine Wasserstrahlen entscnbet. Vier größere Strahlen
kommen aus den Köpfen der symbolischen Evangelistenbeglei-
ter, Engel, LLwe, Stier nnd Adler. Auf dem Poslament
sitzen die Evangelistcn selbst, links Matthäus schreibend, rechts
 
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