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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 8 (13. April)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0044

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Johamies zum Himmel blickend, in der Mitte an der Lang-
seite Marcus nnd Lucas, mit ciuauder Rath pflcgend. Zwisäicu
den Vieren erhebt sich auf eigenem Postament die Statue
des Erlösers, dessen Lehre „gleich Strömen lebendigen Wassers"
sich dnrch alle Zeiten ergossen hat.

* Nnphacl Doimer, der Urheber der berühmten in Blei
gegossenen Bruunenfiguren auf dem neueu Markt in Wicn,
bildete ben Gegenstand eines interessauten Vortrages, welchen
der städtische Archivar Hr. K. Weiß lürzlich im Vereiu sür
Landeskunde von Niederösterreich in Wien hielt. Der Bor-
tragende entwarf darin zunächst ein Bild der Wiener Kunst-
zustände zur Zeit des Barockstyls, zeigte, wie allerdings auch
Donner ansangs demselben unterworfen gewesen, dann aber als
einer der Erstcii seiner Kunst bemüht war, durch das eingehende
Studium der Natur und der Antike Wahrheit, einfache Schön-
heit und Feinheit der Empfindung der Plastik zurnckzugeben.
Ein Hinweis auf die eben jetzt im österreichischen Museum
veranstaltete Ausstellung Donuer'scher Arbeiten erhöhte das
Jnteresse des mit lebhaftem Beifall aufgenommeney Vortrages,
dessen Veröffentlichung wir dringend befürworten möchten.

Aus Jerusalcm schreibt man den „Tiroler Stimmen":
„Jch beeile mich, Jhnen die Entdeckung einer alten unter-
irdischen Kirche in der Nähe der heiligen Grabeskirche zu mel-
d'en. Es ist die von älteren Autoren oft erwähnte blariu
Lliuor aus der Zeit Karls des Großen, womit ein Nonnen-
(Benediktinerinnen-)Kloster und eine Herberge für Pilgerinnen
vcrbunden war. Sie wurde schon seit langer Zeit, aber ver-
geblich gesucht, weßhalb auch andere wichtige Gebäude, die zu
ihr in Beziehung standen, nie mit Sicherheit bestimmt werden
konnten. Diese Frage, Lber die fast soviel Meinungen herrsch-
ten, als Autoren schriebcn, ist jetzt durch die Entdeckung
dieser Kirche entschieden. Der Entdecker ist Herr Carlo
Guarmani, Direktor der franz'ösischen Post in Jerusalem,
der sich schon seit lauger Zeit die Entdeckung dieser Kirche
zum Gegenstand seiner Forschungen gemacht hatte. Erst vor
einigen Wochen gelang es ihm, dieselbe zu enldecken. Sie hat
drci Schiffe, die durch SLulcureihen getrennt sind und in ge-
sonderte Apsiden auslaufen. Die Mitte ist von einer Kuppel
llberwölbt, unter der man noch die Oratorien der Nonnen
sieht. Sie ist glllcklicherweise sast uuversehrt, was sie wahr-
scheinlich dem Umstande zu verdanken hat, daß sie der Mutter
Gottes geweiht ist, für welche selbst die Türken Berehrung
habcn. Sie ist jcdoch vollständig init Schult überdeckt, weß-
wegen sie allen Forschungen entgehen konnte. Der Ort wird
bis zum Ankaufe des betreffenden Terrains ganz geheimge-
halten, so daß uicht einmal der Eigenthümer desselben elwas
von der Kirche weiß. Es ist dies nothwendig, damit nicht ein
enormer Preis für Grund und Boden gefordert werde."

Claude Lorrain. Dem Vernehmen nach wird das Mu-
seum zu Nancy einen eigencn Saal znr Aufnahme von Werken
des großen Landschasters Claude Lorrain herrichten. Außer der
BLste des Meisters und den vorhandenen Originalwerken desselben
(Gemälden und Radirungen) soll dieser Saal zum Theil Kopien
seiner berübmtesten Schöpfungen, zum Theil gute Stiche nach
seinen Werken aufnehmen. Die Berwirklichung dieses Projektes
wird jeder Kunstfreund mit Beifall begrüßen, und dicse Art,
das Andenken großcr Meister zu erhalten und zu ehren, kaun
nicht genug zur Nachahrnung empfohlen werden.

Das Studio Cauova's in Rom wird gegenwärtig, wie
das Athenäum mittheilt, von eincr geborenen Negerin aus
Ohio, Miß Edmonia Lewis, als Ätelier benutzt. Die ge-
nannte Künstlerin hat nach mannigfachen und wunderbaren
Schicksalen es glücklich dahin gebracht, ihrer Neigung zur
Bildhauerkunst leben zu können. Jhre Arbeiten sollen ein nicht
gewöbnliches Talent bekunden.

Die Law-Conrts in London sollen ein neues großartiges
Gebaude erhalteu, fllr welches die Negierung Pläne von sechs
der angesehensten Architekten Englands eingefordert hat. Die
bekannteren Namen unter diesen siud Street, R. Brandon
nnd T. Deane; Scott und Barry hatten auf Aufrage abge-
lehnt. Wie verlautet, ist Aussicht vorhauden, daß diesmal
nicht die Gothik obsiegt, sonderu der Renaissancestil (bleo-
italiau 8txle), was aiif eine bedeutsame Wendung des eng-
lischen Geschmacks deuten würde. Die Baukosten sind auf
850,000 Psd. St. festgestellt, von denen dem aussührendcn
Architekten 5 Proc. Remuneration zufallen. Jeder der sünf
nicht zur Aussührung gelangenden Pläne wird mit 800 Pfd.
St. honorirt.

Lord Palmerston soll bekanntlich in Folge Parlaments-
beschlusses in der Westminster-Abtei ebenfalls wie so viele
andere Berühmtheiten Großbritanniens ein Deukmal erhalten.
Hoffentlich nimmt man sich in den leitenden Kreisen zu Herzen,
was Beresford-Hope bei Gelegenheit der Verhandlungen des
Parlaments bemerkte: „daß England sich nicht wieder durch
Aufstellung eines so elenden Mackwerks blamiren möge, wie
es deren leider in der Westminster-Abtei sowohl, wie an öffent-
lichen Plätzen in London genug gebe, Machwerke, die weniger
dazu geeignet seien, das Andenken beriihmter Männer auf die
Nachwelt zu bringen, als den Spott und das Gelächter aller
Fremden herauszufordern, welche die Lritische Hauptstadt
besuchen."

Prrsonal-Uachrichtc».

Prof. d'lliickcr-Lützow, Hofmaler des Königs vou Schwe-
den, ist zu Düsseldorf am 24. März, 37 Jahre alt, gestorben.

Kiiiistvlrriiie, Snmiiilliilgrii iin- Äiisslrlllliigril.

Ein Galerie- nnd Aitsstellungsgebäiide für Breslan.
Der Breslauer Künstlerverein hat vor Kurzeni ein Lottcrienntcr-
nehmen in's Leben gerusen, um aus dem Ertrage desselben der
Stadt Breslau nnd im weiteren Sinne der Provinz Schlesien
ein Galerie- und Ausstellungsgebäude zu beschafsen. Lange
Zeit hat die schlesische Hauptstadt sich mit unzulänglichen, an
Raum und Licht Maugel leidenden Lokalitäten behelfen müssen,
um die ihr zugehörigen, zurn Theil von Friedrich Wilhelm IV.
der Stadt geschcnkten Kunstschätze aufzustellen. Es ist deshalb
mit vollen Beifall anzuerkennen, daß der Breslauer Künstler-
verein auf einem „nicht mehr ungewöhnlichem" Wege das zu
erreichen sucht, was verschiedenen deutschcn Schwester-Städten
theils durch die Freigebigkeit kunstsiiiuiger Bürger, theils dnrch
die Liberalität ihrer Magistrate zu Theil geworden ist. Wir
möchten den warmen Worten, mit welcheu sich der Künstlervereiu
an die Schlesier wendet, auch im übrigen Deutschland einen
empsänglichen Widerhall wünschen. Geht auch die Sache zu-
nächst nur die Stadt BreSlau und die Provinz an, deren geisligen
Mittelpunkt sie bildet, so ist doch nicht zu verkennen. daß die
lokale Kunstpflege auch wieder zur Förderung der allgemeinen
künstlerischen Jnteressen beiträgt, daß sie Auregungen und Jm-
pulse giebt, die ost weit über die lokale Peripherie hinausgehen
und dem großen Gauzen zu Gute kommen. Der Umstand, daß
Deutschlands wohlhabende Slädte bisher hch nur ausnahmsweise
zu Pflegestätten der Kunst erhoben, daß viele bedeutende Plätze
kaum einen Kuustverein, geschweige denn ein Galerie- oder
Ausstellungsgebäude haben, wirft ein bezeichnendes Licht auf
die Mängel und Schwächeu des deutschen Kuiistlebeus. Wo
man der Kunst Häuser Laut, da mehrt sich auch bald die Zahl
derer, die Freude und Geuuß am Schönen finden und durch
Käufe und Aufträge dem Knnstschaffen direkt förderlich werden.
Darum wird man jeden Fortschritt in dieser Richtung nur
mit Freuden begrllßen müssen, uni so mehr als er der Hoffuung
Raum giebt, daß die guten Beispiele zur Nachfolge aufmuntern
und den Ehrgeiz der Städte znm Wetteifer ansporilen werden. —
Was die Breslauer Kunst-Lolterie insbesondere anlangt, so ist
zu bemerken, daß im Ganzen 110,000 Loose ä 1 Thlr. ausge-
geben werden. Die Gcwinne bestehen aus Oelgemälden, Hand-
zeichnungen, Stichen und anderen Kunstwerken, welche theils
zu diesem Zwecke, namentlich von schlesischen Künstlern, geschcnkt,
theils aus dem hierzu bestimmten Fonds von 30,000 Thalern
angekauft werden. Näheres über den Vertrieb der Loose wird
der Breslauer Künstlerverein später zur öffentlichen Kenntniß
bringen. —

Das Berliner Miiseiirn ist seit Beginn dieses Jahres
durch Aufstellung mehrerer Gemälde bereichert worden. Das
bedeutendste darunter ist eine norwegische Landschaft von Allart
van Everdingen, welche schon seit zwei Jahren im Besitz
des Museums war und aus dem Nachlaß dcs verstorbcuen
Restaurators Prof. Schlesinger erworben wurde. Sodann ist
zu uennen ein Altarflügel von Matthäus Grunewald, die
h. Anna „sclbdritt" darstelleud: dies gut crhaltcne uud den
Kllnstler auf der Höhe seiner Meisterschaft zeigende Bild stammt
aus einer Kirche in Zeitz. Einc intercssante uud dankenswerthe
Erwerbung ist feruer cin Bild vou Chodowiecky: „Abschied
des Calas von seiner Familie", da Gemälde des berühmten
Stechers zu den Seltenhcitcii gchörcn; außcrdem ist gerade
dies Bild von besouderer Bcdeutung für den Mcister, der dcn-
 
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