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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 8 (13. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0045

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selben Gegenstand bekanntlich auch in zwei vortrefflich radirten
Blättern sder große und der kleine Calas) behandelte. Bon
geringem Werth ist dagegen eine neu anfgestellte Landschast
von Wynants, die zu dieses Meisters mittelmäßigen Lei-
stungen zählt, während die Sammlnng Besseres von demselben
Kiinstler bereits aufzuweisen hat, Bon den sonstigen Erwer-
bungen, zu welchen die Esstngh'sche Auktion Veranlassung gab,
ist leider nichls Gutes zu berichten, Diese Ankäufe, die der
Generaldirektor der Königl, Museen, Herr von Olfers, versönlich
und auf eigene Verantwortung besorgt bat, haben eine nicht
gerade freudige Ueberraschnng in den Kreisen der Kenner und
Kunstfrennde hervorgernfen, Das Nonplusultra dieser elenden
Pinseleien, die dem Museum nicht zur Ehre gereichen, ist ein
siir 25 Thaler erstandener Pseudo-Massys — die Dutzendarbeit
irgend eines obskuren Stümpers. Glücklicherweise ist dieses
„Gemälde" in den verschlossenen Räumen sür Alterthümer
und kunsthistorische Merkwürdigkeiten untergebracht, während ein
für ganzc zehn Thaler erworbcncr Pseudo-Cranach sich Schä-
mens halber überhaupt gar nicht an das Tageslicht gewagt hat,

Musemn Minutoli. Von der Kommission für die Lieg-
nitzer Äusstellung von Musterwerken der Jndustrie
nnd Knnst ist uns nachfolgende Mittheilung zur Veröffent-
lichung zugegangen:

„Die Veredelnng der Gcwerbe durch die Kunst gehört ;u
den vornehmsten Aufgaben für die gewerbliche Entwickelung
der Gegenwart, Nichts fördert diese Aufgabe mehr, als die
Kenntniß und das Studium vorzüglicher gewerblicher Produkte
aus denjcnigen Epochen, in denen unter der Verschwisterung dcr
Gewerbe mit der Kunst, Produkte von bober Schönheit ent-
standen, welche für alle Zeiten Muster bleiben werden, Der
richtigen Erkenntniß hiervon verdankt die französische Jndustrie
den feinen Gesckmack, welcher sich in ihren Produktcn offenbart,
Anch die englische Jndustrie verdankt deu beispiellosen Anf-
schwnng, welcher in der kurzen Zwischenzeit von der ersten bis
zur zweiten großen Weltansstellung zu London auf dem Gebicte
der Kunstgewerbe wahrzunebmen war, unstreitig grvßtentheils
der Vorführung solcher Musterbilder in dem 1854 gegründeten
Kensington-Museum, Seitdem sind in den ersten Ländern
Europa's ähnliche Anstalten entstanden, sie sind der Sammel-
Platz intelligenter Jndustrieller, deren Theilnahme im Hin-
blicke auf den mit der bevorstehenden Päriser Industrie-Ans-
stellung sich eröffuenden Wettkampf im Steigen ist,

„Das Dekret des Staatsministers Nouher vom 8. Jan.
d. I,, wodurch die Kaiserl, Französ, Ausstellungs-Kommission
alle Nationen zur Einsendung ausgezeichneter Musterwerke aus
allen Epochen der Geschichte der Arbeit für eine I8V7 im,
Ausstellungs-Palaste gleichzeitig mit der Weltausstelliing zu
veranstaltenden Special-Exposition auffordert, zeugt von der
Bedeutung, welche Frankreich auf dic Vorfübrung solcher Mu-
sterwerke legt, Üm auch in unserm Vaterlande strebsamen
Jndnstriellen noch vor der Ausstellung zu Paris zu Studien
Gelegenheit zu geben, will der Herr Geheime Negierungs-Rath
von Minutoli seiue znin Besten der Jndnstrie gegründelen,
bekannten, nnd seit 1844 schon öfter ausgestellten Sammlnngen
von Vorbildern ans den großen Kunst-Epochcii der meisten
Kulturvölker, unter Zubülfnabme weiterer Lokalitäten des hic-
sigen Königlichen Schlosses zwischen dem 18. und 25, April
d, I, in allen ibren Theilen anSstellen, Wie bekannt, umfassen
die Sammlungen Musterwerke für alle Hanpt-Gewerbszweige,

„Jndem die unterzeichuete Ansstelluiigs-Konimission bezüglich
des Geschichtlichen dieser Vorbilder und der neuen Erwerbungen
ans eine so eben im Selbstvcrlage dcs Vcrfasscrs erschiencne
tleine Schrist des vr, Sammter bierselbst hinweist, glaubt
sie den Gewerbestand wie das Publikum überhaupt auf dieses
Unternehmen aufmerksam machen, und dessen Benntzung em-
Pfehlen zu müssen, um so mchr, als das längere Verbleiben
der Sammlungen am hiesigen Orte nicht wahrscheinlich ist,"

Münchcncr Altcrthnmsvcrcin. Jn einer dcr letzten Ver-
sammlungen des Münchener Alterthumsvereins wurde beschlos-
ken, cine Zeitschrift herauszugeben, Ein Antrag, daß nur
Mitglieder zu Beiträgen berechtigt scin solltcn, wurde abge-
lehnt, Schließlich einigte man sich über die Wahl eines
Komites, welches nnnmehr die nöthigen Vorschläge zu machen
haben wird, (8—t,)

An dcr Bonncr Nnivcrsitüt soll cin Kunstkabiiiet er-
richtet werden, um die durch die Vorlesungen Prof, A, Sprin-
ger's in Anfnahme gekommenen Kunststudien durch Anschauung
;u fördern.

Die im Palast dcr Usfizicn z» Florenz aufbewahrten
Gemälde und sonstigcn Kunstwerke der Frllhrenaissance sollen
nach dem Beschluß der Generaldirektion der Museen demnächst
in den Palast del Bargello daselbst Lbersiedelt werden. Der
dadurch gewonnene Raum ist bestimmt, eine Auswahl von
denjenigen Gemälden und Handzeichnungen aufzunehmen, die
in den Magazinen der Usfizien aufgespeichert sind,

Die rLnmickkl 8«viet;- wird demnächst folgende Blätter
zur Publikation bringen: Die Verkündiguug von Fra B arto-
lommeo, das Abendmahl von Ghirlandajo in der Kirche
Ognisanti zu Florenz, Luini's Anbetung der heiligen drei
KLnige in Saronno, alle drei in Chromolitbographie aus-
geführt, Die Ausfübrung ist den im Farbendruck ansgezeich-
neten Anstalten von Schultz und Storch L Kramer anvertraut,
Für das Jahr I8K8 sind die drei oberen Bilder des Genter
Ältars zur Veröffentlichung ausersehen.

Kmistlitrralnr.

I-, Jtalien stcllt bei aller in der neuesten Zeit bemerk-
baren Rührigkeit seiner Gelehrten immer noch kein sehr
bedentendes Köntingent zur kunstwissenschaftlichen Litera-
tur. Vieles ganz Anerkennungswerthe und sogar Be-
deutende geht aber auch wegen der mangelhaften Ver-
bindung des italicnischen Buchhandels mit dem nordischcn
am deutschen Publikum spurlos vorüber. Wir halten es
daher für unsere Pflicht, von Zeit zu Zeit auf die' wich-
tigereu Erscheinungen der italicnischen Knnstliteratur be-
sonders hinzuweisen.

Zu diesen gehört ohne Zweifel die soeben erschienene
Monographie des den Fachgelehrten bekannten parmen-
sischen Lokalforschers Mich. Lopez über das Baptisterium
zu Parma*), ein stattlicher Quartband mit einem Heft
Kupfertafeln in Folio, welche in dem Atelier des berühmten
Toschi vonBoselli, Sottiliu.A. ausgeführtsind. Schon
um dieser künstlerischen Beigaben willen, welche den höchst
merkwürdigen Bau mit seinen Sculpturen und nament-
lich die Fülle der Wandmalereien des Kuppelgewölbes
trefflich veranschaulichen, ist das Wcrk der Beachtung dcr
Kunstgelchrten zu enipfehlen. Auf dcr letztcn Tafel zieht
der Verfasser die Baptisterien von Ascoli, Cremona,
Serravalle und Vigolo Marchese zur Vergleichung bei. Jn
dem beigegebenen Texte geht es natürlich ohnc den bekanu-
ten italienischen Wortreichthum nicht ab; doch wird man es
dcm Autor imnierhin Dank wissen, daß er alles, was zur
geschichtlichen und künstlcrischen Würdigung des Gebäu-
des und seines btldnerischen und malerischen Schmuckes
dienen kann, hier auf's fleißigste znsammengestellt hat. Dic
Einleitung bietet einen Gesammtüberblick über die Spe-
cialkunstgeschichte Parnia's von der frühmittelalterlichen
Epoche bis in's 15.Jahrhundert. ImSchlußkapitel werden
die vor dem parmcnsischen cntstandenen Baptisterien und
der altitalienische Nitus der Taufe, als Quelle dieser
ganzen Gebäudegattung, abgehandelt. Dic Schrift bildet
eiuen Theil der Schrifteu der „ ckeputnLiciiis cki storia
patriu," in Parma und ist auf dercn Kosten mit aner
kennungswürdiger Solidität ausgestattet.

^) II Hnttinteio cki I'arm», ckeseritto ckii Niedele 4,vpe!:,

I vol. 313 8, 4 mit 17 Tafeln in Fol, Parma. s, a.
 
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