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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Die bildenden Künste auf der Antwerpener Ausstellung, [1]
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Die bildenden Künste auf der Antwerpener Ausstellung.

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Köpping, Josef Kohlschein und Ernst Forberg, alle
diese sind zwar nicht mit besonders Neuem, aber
wenigstens würdig genug vertreten, um den deut-
schen Teil zu repräsentiren. Aber wie viele fehlen!
Wo bleibt München, Karlsruhe, die Secession?
Mangel an Einigkeit, Mangel an Chorgeist hat es
wieder fertig gebracht, dass nichts Vollständiges er-
reicht wurde. Kleinliche Einzelinteressen stehen
noch immer einem großen Zusammenwirken bei uns
im Wege.

Um so besser ist der Eindruck, den die Öster-
reicher machen. Sie haben eine tüchtige Ausstel-
lung zusammengebracht, und die Ungarn kommen
ihnen nach. Unter den letzteren tritt das etwas
„offizielle" Portrait des Prinzen Ferdinand von Bul-
garien von Julius Benczur (Budapest) durch Kraft
und Pracht des Kolorits hervor. Ihm reihen sicli
Philipp Ijciszlö und Georg Vastagh im Portrait und
im „Historienbild" Tihamer von Margitay (La lune
de miel) und Franz Eisenhut (Le reve, orientalisches,
dunkel gehaltenes Hareminterieur) und im Genre
Robert Nadler (Lecture interessante) an. Außerdem
hat Michael Munkacsy seine Kreuzabnahme geschickt.
In der Skulptur hat Georg Zala's „Figure allegorique
pour le tombeau d'un poete" zu erwähnen.

Die Österreichische Abteilung macht den Eindruk
von einheitlicher Stärke und harmonisch durchge-
reifter Künstlerschaft. Die Figurenmalerei steht auf
einer sehr hohen Stufe. Die Landschaft ist nur im
einzelnen hervortretend, aber diese, sehr fein. Bene-
dict Knüpfer's köstlich frische, tonfeine Marinen (Si-
rene poursuivie und Combat de tritons, letztere mit
der Ehrenmedaille gekrönt) gehören hierzu. Die
Grazie in der Zeichnung der Nixen ist entzückend.
Auch die Architekturmalerei ist sehr ausgebildet
und weist treffliche Vertreter auf. Unter den
ersten Namen sind: Albert Hynais (Prag) mit den
Entwürfen zu den Plafondmalereien des neuen Burg-
theaters in Wien und Gustav Klimt mit einem Por-
trait und der im Besitze des Grafen N. Esterhazy
befindlichen „Salle de spectacle au theätre du chä-
teau de Totis, Hongrie", vertreten. Der verstorbene
Meister Pettenhofen ist durch die im Besitz des
Fürsten von Liechtenstein befindlichen sieben Genre-
bildchen und Skizzen repräsentirt. Alles Idein, aber:
fein. Adalbert Seligmann hat sein bekanntes Wiener
Hospitalbild: Sitzung und Vortrag des Professors
Billroth geschickt und von Leopold Karl Müller sind
drei Bilder (Chanteuse egyptienne, Marche au Caire
und Moderne Sphinx) zu sehen, die ihn gut reprä-
sentiren. Ganz hervorragend im Männerportrait ist

Casimir Pochwalski (Wien). Von Vacslav Brozik
(Paris) kam die Riesenleinwand (Ehrenmedaille): „La
defenestration de Prague", welche mit großer Kraft
und dramatischer Verve die Geschichte des Aufstan-
des in Prag erzählt, die mit dem „aus dem Fenster
werfen" der kaiserlichen Gesandten Martinitz und
Slavata endete und den Anfang des Dreißigjährigen
Krieges verkündigte. Julius Ritter von Blaas stellt
den sogenannten „Ablasritt", einen religiösen Auf-
zug in Tirol, dar, und unter den Genremalern ragen
Joseph Gisela (Visite chez les blanchisseuses), Antonio
Louza (Les nouvellement maries) und Joh. Uamza
(Joueurs aux des) durch technisch hervorragende,
fabelhaft saubere Bildchen hervor. Eduard Vcith hat
einen Konkurrenzentwurf „Peinture monumentale de
la cour du Rudolphinum ä Prague) von groß-
artiger Feinheit und schönem Empfinden ausgestellt.
Ganz gewaltig koloristisch und kräftig sind die
beiden grossen Stilleben von Adam Kunz und
unter den Landschaftern sind Robert Russ (Vor-
frühling in der Penzinger Au, lre medaille), Eugen
Jettel (Paysage hollandaise und Vue prise dans le
Ramsau, im Besitz des Fürsten Liechtenstein) her-
vorragend vertreten. Carl Moll's „Fruchtmarkt in
Wien" ist ein köstliches Bild voll Licht und Leben
und seine koloristische Kraft zeigt er ebenfalls in
einer sehr schönen „nature rnorte" von mächtiger
Breite der Behandlung. Adolf Obermüllner's „Fluss-
ufer in Niederösterreich" ist ein sehr feines Bild,
warm und stimmungsvoll und Unterberger hat eines
seiner lichtsprühenden Kanalbilder aus Venedig ge-
schickt. Last, not least erinnert das stimmungsvolle,
ernste Klosterbild „Pax," den weltfernen Frieden
des Klostergartens veranschaulichend, an einen dahin-
gegangenen, grossen, echten Künstler: Emil Jacob
Schindler. Im Aquarell sind Gustav Bamberger,
Eduard Zetsche, Rudolf Alt, im Pastell das reizende
Doppelporträt von Carl Fröschl und im radirten
Portrait die lebensprühenden beiden Musikerbild-
nisse: Dr. Hans von Bülow und Johannes Brahms
von Ludwig Michalek zu nennen. Ein eigenartiger
Aquarellist ist Hans Schweiger. Seine „Letzten Tage
der Wiedertäufer in Münster" sind ein wahrer
Höllenbreughel von kleinen Figuren in allem mög-
lichen Durcheinander. Auch im „Rübezahl" und
im „Aliasverus" betritt er eigene Bahnen. Das
Kolorit passt sich jedesmal der Stimmung merk-
würdig an. Ganz das Gegenteil davon ist Adolpli
HirscMs grosses Ölbild: „Aphrodite", dessen pracht-
volle Zeichnung und hübsche Bewegung der bran-
denden Wogen, aus deren Schaum die Göttliche
 
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