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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0125

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Sammlungen und Ausstellungen. — Vom Kunstmarkt. — Berichtigung.

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so zu fordern, dass ihre Einreichung his zum 1. April 1896
erfolgen kann.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

* * * Die königliche Akademie der Künste in Berlin
hat beschlossen, zum Besten der Notleidenden in Sizilien und
Calabrien eine Ausstellung und Verlosung von Kunstwerken
(Ölskizzen, Aquarellen, Handzeichnungen, Albumblättern und
plastischen Kunstgegenständen) im Akademiegebäude, Unter
den Linden 38, Ende Februar zu veranstalten. Alle in- und
ausländischen Mitglieder der Akademie, sowie alleBerliner und
auswärtigen Kunstgenossenschaften sollen zur Beteiligung
aufgefordert werden. Einsendungen sind zu richten an das
Bureau der königlichen Akademie der Künste, Universitäts-
straße 6, mit dem Zusatz: Verlosung für Italien.

A. R. Aus Berliner Kunstausstellungen, Im ersten
Monat des Jahres 1895 ist über Berlin eine Flut von Kunst-
ausstellungen hereingebrochen, mit der selbst die ausstellungs-
lustigste Stadt der Welt, Paris, nicht wetteifern kann, ob-
wohl Paris mehr „Cercles artistiques" besitzt, als ganz.
Deutschland zusammengenommen. Wir haben bisher nur
über den kleineren Teil dieser Ausstellungen berichten
können, und den Rest wollen wir nur kurz der Vollständig-
keit halber registriren, weil man nicht genau unterscheiden
kann, welchen Anteil Spekulationssucht, Geschäftsinteresse,
Reklamebedürfnis oder echter Künstlerdrang, an die Öffent-
lichkeit zu gelangen, an jeder Sonder-, Sammel- und Markt-
warenausstellung hat. Eduard Schulte hat es durch glück-
liche Ausnutzung des dreiwöchentlichen Turnus fertig ge-
bracht, dass im Januar drei Ausstellungen bei ihm stattfanden.
Die Dezemberausstellung dauerte bis zum 5. Januar. Dann
kamen die Münchener „24", und am 27. Januar sind sie
von der für eine festländische Tournee zusammengebrachte
Ausstellung der Boys of Glasgow und durch die Sammelaus-
stellung des Berliner„Künstler-Westklubs"abgelöstworden.Die
Bilder und Radirungen der Glasgower sind dieselben 59, die
im Dezember v. J. in der Arnoldschen Hofkunsthandlung
(A. Gutbier) in Dresden zu sehen waren und über die einer
unserer Dresdener Korrespondenten schon berichtet hat. Für
Berlin bot diese Vorführung keine Überraschung mehr, da
die Hauptvertreter der Glasgower Schule, Guthrie, Lavery,
J. Paterson, A. Boche, M. Stevenson, und E. A. Walton schon
mehrere Male und zwar viel besser auf den großen Aus-
stellungen im Moabiter Glaspalast erschienen waren. Es sei
nur als außergewöhnliche Leistung die Porträtgruppe zweier
Damen im Boudoir von Lavery hervorgehoben, die einen Glanz-
punkt der vorjährigen Sezessionistenausstellung in München
bildete. —Der„Künstler-West-Klub"ist keine Vereinigung von
Radikalen und Extremen. Seine Mitglieder sind in der
Mehrzahl gesunde Realisten oder poetisch gestimmte Phan-
tasten, die wohl alle Fortschritte der modernen Maltechnik
mitmachen, aber sich doch vor thörichten Extravaganzen
hüten. Das ist das einzige, allen gemeinsame Merkmal.
Sonst sind sie so verschiedenartig wie möglich. Diejenigen,
die außerhalb Berlins am meisten bekannt geworden, sind
der Tier- und Landschaftsmaler O. Frenxel, der Landschafts-
maler und Radirer W. Feldmann, der Maler des Straßen-
lebens P. Hoeniger, der Porträtmaler H. Fechner, der Tier-
maler W. Kuhnert, der norwegische Marinemaler A. Normann,
und der Maler der Märchen- und Sagenwelt H. Sendrieh. —
Ein gewisses kunstgeschichtliches Interesse hatte eine Aus-
stellung von Gemälden, Zeichnungen, Miniaturen und Ra-
dirungen Chodowiecki''s, die bei Amsler und Rutliardt

zu sehen war. Die Gebr. Meder hatten sie aus dem Besitz
der zumeist in Berlin lebenden oder kürzlich verstorbenen
Nachkommen des Meisters (Familien Du Bois-Reymond,
Rosenberger u. a.) zusammengebracht. Dazu war noch eine
Sammlung von Zeichnungen zu allgemein bekannten Kupfer-
stichen Chodowiecki's gekommen, die aus dem Besitze von
j J. C. D. Hebich in Hamburg stammt und im Monat Februar
bei Amsler und Ruthardt versteigert werden soll. Unter den
Gemälden und Zeichnungen interessirten besonders die eigenen
Bildnisse des Künstlers und die seiner Angehörigen, die noch
nicht öffentlich ausgestellt waren. In den besten erscheint
er als Nebenbuhler seines Freundes Anton Graff, aber nur
in der Charakteristik. Als Maler bleibt Chodowiecki, der
an der leichten und leichtfertigen Technik Watteau's und
Bouchers hängen blieb, hinter Graff zurück. — Am 26. Jan.
hat die in letzter Zeit aus Anlass der bekannten Medaillen-
angelegenheit viel besprochene Frau Vibna Parlaghy eine
Sammelausstellung ihrer eigenen Werke, die 104 Nummern um-
fasst, eröffnet. Es sind in der Mehrzahl Bildnisse des Kaisers,
der Grafen Moltke und Caprivi und anderer hochgestellten
Personen, von Politikern, Künstlern und Schriftstellern, die
schon auf den großen Kunstausstellungen in Berlin, München
und Paris gezeigt worden sind. Da der Reinertrag der
Ausstellung dem Baufonds für die Kaiser Wilhelms-Gedächt-
niskirche gewidmet ist, so verbietet sich jede Kritik schon
aus Ehrerbietung vor dem edlen Zweck. — Auch Ourlitt's
Salon hat eine neue Ausstellung gehabt, in der August
von Heyden, dem wir sonst an diesem Orte noch nicht be-
gegnet sind, und sein Sohn Hubert, der naturalistische Tier-
maler, dominirten. Aus dieser fröhlichen Vereinigung ersieht
man, dass sich Vater und Sohn im Leben vortrefflich ver-
tragen, obwohl ihre Kunst ungefähr soviele gemeinsame
Berührungspunkte hat, wie der Nordpol und der Südpol.

VOM KUNSTMARKT.

Berlin. Am 12. Februar d. Js. findet bei R. Lepke eine
Versteigerung von wertvollen Ölgemälden hervorragender
neuerer und älterer Meister, meist aus Privatbesitz, statt.
Die Sammlung enthält Werke von L. Douzette, Ferd. Keller,
C. Markö, Ad. Schroedter, Ch. Hoguet, H. Eschke, H. Schleich,
H. Canon, 0. Achenbach, W. Kuhnert, C. Röchling, W. Schir-
mer, Ch. Wilberg, Fr. Werner, A. v. Pettenkofen u. a. m.

Berlin. Am 19. Februar kommt in Rud. Lepke's Kunst-
auktionshause die Kollektion moderner Gemälde aus dem
Nachlasse des verstorbenen Bildhauers und Professors R.Paga-
nueci in Florenz zur Versteigerung, welche fast ausschließ-
lich Schöpfungen der besten neueren italienischen Künstler,
als: Andreotti, Bechi, Crosio, Giov. und Dom. Induno, Lari,
Tito Lessi, Saltini, Tamburini, Segoni, Villoresi, Volpi, Ver-
nazzo Pesenti, Senno, A. Marko enthält.

Berlin. Am 20. Februar findet bei R. Lepke die Ver-
steigerung der Kollektion von Gemälden alter Meister aus
dem Nachlasse des belgischen Malers L. Marceliis statt,
unter welchen sich das von O. F. Schmidt gestochene Selbst-
porträt Rembrandt's befindet.

BERICHTIGUNG.

In der Nr. 14 der Kunstchronik ist auf Seite 217, Zeile 15
von oben in dem Schlusssatze der Kabinettordre des deut-
schen Kaisers an den Magistrat von Berlin vor den Worten
an meinem Geburtstage das Wort: hiervon ausgefallen.
 
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