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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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251

Sammlungen und Ausstellungen.

252

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Berlin. Im Kunstgewerbemuseum bat am 15. Februar
eine Sonderausstellung von größerem Umfange begonnen.
Sie bringt kirchliclie Wand- und Glasmalereien des Mittel-
alters in Zeichnungen und farbigen Aufnahmen. Von diesem
Material, welches gerade jetzt bei der Erbauung zahlreicher
Kirchen in mittelalterlichen Kunstformen ein besonderes In-
teresse bietet, befindet sich in Berlin im Besitze der Minis-
terien und Museen — Kunstgewerbemuseen und Kupferstich-
kabinet — ein großer, seit länger als 50 Jahren angesam-
melter Vorrat, der aber schwer entfaltbar ist, da die Male-
reien monumentalen Maßstabes zum Teil in Pausen, also in
Originalgröße, angefertigt sind. Am stärksten sind hierbe,
die rheinischen Kirchen vertreten, Brauweiler, Schwarzrhein-
dorf, Köln (Dom, St. Gereon, Severin), Limburg, Gielsdorf
ferner aus Westfalen die Kirche in Methler, aus Sachsen
Halberstadt und Magdeburg. Von der Königlichen Kunst-
akademie sind die unter Leitung von Prof. Kuhn hergestell-
ten Aufnahmen aus dem Huldigungszimmer im Rathaus zu
Goslar hergeliehen. Die Herren Schaefer und Rossteuscher
haben 50 Originalzeichnungen nach mittelalterlichen Glas-
fenstern beigesteuert, die Maler Stummel und Renard in
Kevelaer zahlreiche Aufnahmen aus Essen und Verschiedenes
aus Norditalien, Herr Maler Vorlaender in Holzminden Auf-
nahmen aus westfälischen Kirchen und Braunschweig, welche
schon im Architektenvereine vorgeführt waren. Von Herrn
Maler Schnelle aus Osnabrück rühren Aufnahmen aus west-
fälischen und böhmischen Kirchen her, von Herrn Maler
Andreae aus Linnig Skizzen aus mecklenburgischen Kirchen.
Wertvolle Einzelblätter werden den Herren Döpler d. j.,
Andree, Timler, Härtung verdankt. Von der Anstalt für
Messbildaufnahmen unter Leitung des Geheimrats Dr. Meyden-
bauer werden Aufnahmen mittelalterlicher Kirchen, in denen
der Schmuck der Malerei noch erhalten ist, hinzugefügt
werden.

Düsseldorf. Der von Fr. Klein-Chevalier bei Schulte
ausgestellte Karton für die zur Ausschmückung des Rathaus-
saales bestimmten Wandmalereien hat die von dem Ein-
druck der ersten Skizzen erhaltenen Erwartungen nicht er-
füllt. Die Komposition ist nicht glücklich und namentlich
perspektivisch fehlt die Übersicht und korrekte Konstruk-
tion. Die linke Seite mit ihrem schweren und überhäuften
Aufbau, der es an Klarheit und monumentaler Ruhe fehlt,
dürfte kaum in dieser Weise ausführbar sein. Der perspek-
tivische Ausblick rechts auf den Rhein ist ein dankbare;
und wirkungsvolles Motiv und wenn die total verunglückte
Gestalt des Kurfürsten Johann Wilhelm, der sich in geradezu
unästhetischer Weise gegen die Steinbrüstung lehnt, während
er sich — auf offener Straße — den Plan zu dem neuen
Schlosse vorlegen lässt, durch eine dem historischen Original
treuer nachempfundene Gestalt ersetzt wird, wenn überhaupt
durch wirkliche Vertiefung in den historischen wie künst-
lerischen Wert der Aufgabe, bei der Ausführung ein an-
derer Charakter hineingelegt werden kann, so ist noch nicht
alle Hoffnung verloren. Augenblicklich hat sich Herr Klein-
Chevalier in eine Sackgasse verlaufen.

W. S CHOL ERMA NN.

Im Jahre 1894 war das kunsthistorische Hofmuseum in
Wien an 252 Tagen geöffnet. Die Gesamtzahl der Besucher
betrug 353 4C4 — an Sonntagen und Feiertagen durchschnitt-
lich 3664 —. Seit Eröffnung des Museums am 18. Oktober
1891 bis Schluss des Jahres 1894 betrug die Besucherzahl
1418 776. —:—

Dresden. Die früher im Japanischen Palais befindliche
Sammlung von Antiken und neueren Originalskulpturen ist

nach ihrer Neuaufstellung im Albertinum an der Brühl'schen
Terrasse am 22. Dezember v. J. vom König und der Königin
von Sachsen eröffnet und unter Führung des Direktors der
Skulpturensammlung Professor Treu besichtigt worden. Nach-
dem die Räume sodann am 23. einem geladenen Kreise
von Besuchern zugänglich gemacht worden waren, wurden
sie am 26. der allgemeinen Benutzung wieder übergeben.

-:- Die Verwaltung der Kunstsammlungen in Paris hat
für die Louvrcgalerie ein Gemälde von David gekauft, das
als Meisterwerk des Künstlers und Revolutionärs gefeiert
wird: „Das Bildnis der Damen Bataillard" stellt drei Damen,
eine alte und zwei in mittleren Jahren, dar, deren Unschön-
heit David durch seine Auffassung interessant zu gestalten
wusste. Das Bild entstand während des Exils des Malers
in Brüssel zwischen 1815 und 1825.

-:- Einen Memling hat eine verwitwete Frau Andre
in Paris der Gemäldegalerie des Louvre überwiesen; das Bild
ist der zweite Flügel eines Diptychons, dessen anderen Teil
die Sammlung bereits besitzt.

Wien. Nach einer jüngst im Künstlerhause abgehaltenen
Peratung wird der Reingewinn der Sezessionistenausstellung
über 2000 fl. ö. W. betragen, die dem Pensionsfonds der
Wiener Künstlergenossenschaft zu gute kommen. Ii. BK.

Eine internationale Ausstellung für Künste, Wissen-
schaften, Handel und Industrie wird in Brüssel mit Unter-
stützung der belgischen Regierung im Mai 1897 eröffnet
werden. Die Ausstellung soll insofern etwas Neues bieten,
als sie die zur Schau gelangenden Gegenstände gruppen-
weise in ihrer Nutzanwendung und ihrem Werte für das
soziale Leben vor Augen führen wird. Die „Leistungen der
Frau auf dem Gebiete der Kunst und Industrie" werden Ge-
genstand einer Sonderausstellung sein. Diese und die Haupt-
ausstellung werden in dem 330 000 Quadratmeter umfassen-
den Parc du Cinquantenaire untergebracht werden. —:—

Q Ein italienischer Marinemaler, Namens Eduardo
Martino, der in Deutschland bisher noch ganz unbekannt
war, hat bei Eduard Schulte in Berlin eine Ausstellung von
Gemälden veranstaltet, unter denen sich zwei große See-
stücke, „Mater creatoris" (die Fregatte „Niobe") und „Duty
and pleasure" (der Kieler Hafen mit der „Brandenburg",
deren Besatzung der ankommenden Yacht „Meteor" Hurra zu-
ruft) und mehrere kleine Bilder aus dem Besitze des Kaisers
,ind der Kaiserin und der Kaiserin Friedrich befinden.
Die Bilder, die in der bekannten, lichten Art der modernen
italienischen Landschafts- und Marinemaler ausgeführt sind,
haben ein vorzugsweise maritimes Interesse. Uber die Lauf-
bahn und die früheren Werke des Künstlers wird folgendes
mitgeteilt: „In Meta bei Sorrent geboren, trat er 1849 in
die Marineschule in Neapel, absolvirte sie 1857 und that bis
1860 Marinedienste auf der Nordsee und im baltischen Meer;
nach Ausbruch der italienischen Revolution machte er den
Feldzug 1861/62 mit, 1868 verließ er den Marinedienst und
begann seine künstlerische Laufbahn. Bis 1875 arbeitete
de Martino in Rio della Plata und Rio Janeiro für Kaiser
Dom Pedro IL, er malte für den Kaiser den ganzen See-
krieg von Paraguay. 1875 kam der Künstler von Brasilien
nach London, wo er seinen Wohnsitz nahm. Dort trat er
in freundschaftlichen Verkehr mit mehreren Herren der Ad-
miralität, welche seine Arbeiten zu schätzen wussten, und
es entstand zunächst „Das Leben Nelsons" in acht Bildern.
Später arbeitete, er viel für die Staaten Chile, Buenos Ayres
und Montevideo, und während der letzten zehn Jahre für
die italienische Seeakademie in Livorno, wo sich eine große
Anzahl seiner Zeichnungen und Bilder befindet, darunter
die „Flottenparade im Golf zu Neapel zu Ehren des Kaisers
 
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