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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0141

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269

Vereine und Gesellschaften. — Vom Kunstruarkt.

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bäume von Hans Berrm,ann, die Seelenmesse im Chor einer
mittelalterlichen Kirche und das idyllische Pamilienbild
„Abendfrieden" von Hugo Vogel und zwei Marinen von
Schnars-Alquist in Betracht, die aber nicht zu den besten
Schöpfungen dieses Malers gehören. Franz Slcarbina bietet
wenigstens stofflich etwas Neues, indem er außer den satt-
sam bekannten Straßenbildern bei abendlicher Beleuchtung
eine Anzahl Sargstudien ausgestellt hat, die er in den
Grüften der Berliner Garnisonkirche an geöffneten Särgen,
die meist Leichname von Generalen und Offizieren aus der
Zeit Friedrichs des Großen enthalten, bei Laternen- und
Lampenlicht gemacht hat. Da Skarbina ein Künstler ist,
der nichts aus seiner Phantasie hinzuthut, sondern die Dinge
so wiedergiebt, wie sie in Wirklichkeit vorhanden sind,
kann man sich wohl eine Vorstellung von dem grauenvollen
Anblick machen, den er uns enthüllt hat. Alberts hat
außer einer Reihe von Kopf-, Figuren- und landschaftlichen
Studien wieder zwei Interieurs mit Figuren aus den Halligen
ausgestellt, die an Nüchternheit der Auffassung und Trocken-
heit und Härte des Tons ihren Vorgängern nichts nach-
geben, und Max Liebermann ist mit einem Pastellporträt
Virchows, dem eines kleinen Mädchens und der lebens-
großen Figur eines mit einem Tragekorbe durch eine Dünen-
landschaft schreitenden alten Mannes vertreten, der noch
die „Netzeflickerinnen" an stumpfer Öde und Reizlosigkeit
des Kolorits übertrifft. W. Leistikow, dessen Landschaften
immer willkürlicher und phantastischer werden, Fr. Stahl
und George Mosson bieten nichts, was sie nicht schon
früher besser gemacht haben. Am meisten dürfte aber wohl
L. v. Hofmann diejenigen enttäuscht haben, die von ihm
eine neue Renaissance der Malerei erwarten. Seine Früh-
lingslandschaft mit nackten Knaben ist eine schwache Ab-
wandlung eines schon mehrfach bearbeiteten Motivs, und
das dekorative Bild unter dem Titel „Freude, schöner
Götterfunken" ist ein eigentümliches Gemisch von Sym-
bolik, Mystizismus und Naturpoesie, das schwerlich jemand,
der die Unterschrift nicht kennt, für einen Hymnus an
„die Tochter aus Elysium" halten würde. — Ein zweiter
Klub, die „Oesellschaft deutscher Aquarellisten11, hat seine
Jahresausstellung bei Amsler c6 Ruthardt veranstaltet. Die
Gesellschaft zählt gegenwärtig 14 Mitglieder, von denen
sich aber drei, darunter einer der bedeutendsten deutschen
Aquarellisten, Hans von Bartels, an der Ausstellung nicht
beteiligt haben. Vier von der Vereinigung der „XI" ge-
hören auch dieser Gesellschaft an: B. Herrmann, F. Skar-
bina, W. Leistikow und F. Stahl, und die beiden erstgenann-
ten bieten auch hier das weitaus Beste oder doch Interessan-
teste. Herrmann behandelt freilich seine bekannten Motive:
Straßen und Plätze aus Venedig und Amsterdam, holländische
Landschaften bei Regenstimmung. Aber er wird nicht so
leicht monoton, da er immer wieder neue Lichteffekte auf-
zuspüren und pikant wiederzugeben weiß. Skarbina hat
sich dagegen in einigen Städtchen und Dörfern des Elsass
mit ihren engen Gassen und malerischen Fachwerksbauten
ein neues, an dankbarem Stoff reiches Studienfeld erkoren.
Auch einige Strandlandschaften von L. Heitmann erheben
sich durch die Kraft der Stimmung und die Sorgfalt der
Durchführung über die Mittelmäßigkeit, die im übrigen die
Signatur der Ausstellung bildet.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

*„* Der Verein Berliner Künstler hat an den Kaiser
folgendes Dankschreiben gerichtet: „Mit stolzer Freude be-
grüßt die Berliner Künstlerschaft die Botschaft von Euerer
kaiserlichen und königlichen Majestät hochherziger Stiftung

eines Ehrenschmuckes für die Stadt Berlin. Eure Majestät
haben in überraschender Weise — entgegen bisherigem
Brauch — Allerhöchst Ihr Geburtstagsfest dazu benutzt,
Allerhöchstdero treue Unterthanen mit huldvollen Stiftungen
und ehrenvollen Auszeichnungen zu beschenken. Die in den
Herzen aller Vaterlandsfreunde tief eingegrabene Erinnerung
an die ruhmreiche Vergangenheit, an die unentwegte Ent-
wickelung, die unter der liebevollen und sicheren Führung
des Hohenzollernhauses Preußen und Deutschland beschieden
war, findet darin einen sichtbaren Ausdruck, geeignet, die
kommenden Geschlechter zur Nacheiferung anzuspornen,
nicht minder aber geeignet, den bildenden Künstlern der
Gegenwart eine reiche Fundgrube würdiger und dankbarer
Schöpfungen zu erschließen. Die hierin wie in den anderen
jetzt und früher von Eurer kaiserlichen und königlichen
Majestät der darstellenden Kunst gebotenen hohen Aufgaben
lassen uns tiefempfunden und dankbar erkennen, wie Eurer
kaiserlichen und königlichen Majestät landesväterliche Huld
keinen Zweig der Bestrebungen Allerhöchstdero treuer Unter-
thanen außer Acht lasset, alle Kräfte zu gedeihlicher Thätig-
keit aufzurufen, für ihr edles Recht achtet, und damit in
den Herzen aller Unterthanen Eurer Majestät Gedächtnis
fest begründet. Eure kaiserliche und königliche Majestät
haben in erlauchter Weisheit und Güte noch jüngst dem
hochverehrten Altmeister deutscher Kunst Adolf Menzel durch
die Verleihung des Roten Adler-Ordens 1. Klasse mit einer
Ehrung bedacht, wie sie noch keinem Künstler zu teil
wurde und in welcher auch wir Künstler eine Auszeichnung
und eine Wertschätzung der bildenden Kunst erblicken
dürfen, die uns mit lebendiger Freude erfüllt. Eurer kaiser-
lichen und königlichen Majestät gestattet sich der Verein
Berliner Künstler als Vertreter der Berliner Künstlerschaft
allerunterthänigst, den Ausdruck unwandelbarer Dankbarkeit
für die von Eurer Majestät der bildenden Kunst erwiesenen
Gunstbezeugungen ehrfurchtsvoll zu Füßen zu legen und
bittet Eure Majestät zugleich, die Versicherung genehmigen
zu wollen, dass alle berufenen Künstler mit Einsatz ihrer
ganzen Kraft bemüht sein werden, den durch Eurer kaiser-
lichen und königlichen Majestät huldvolle Entschließungen
gegebenen Anregungen nachzukommen, die den hohen Sinn
und die glänzende Kunstliebe ihres Urhebers widerstrahlen."

VOM KUNSTMARKT.

Berlin. Am 5. März und den folgenden Tagen gelangt
in Rud. Lepke's Kunstauktionshaus eine Sammlung von eng-
lischen und französischen Farbendrucken, geschabten und
punktirten Blättern, Clairobscures und Porträts aus dem Be-
sitze des Herrn Karl Holtzmann in Konstanz, außerdem
eine sehr vollständige Chodowiecki-Sammlung und kleine
Kollektionen von Kupferplatten, Handzeichnungen und Aqua-
rellen. Ein Katalog ist soeben erschienen.

Köln a. Rh. Am 4. und 5. März gelangt durch J. M.
Heberle (H. Lempertz Söhne) die reichhaltige Gemäldesamm-
lung aus dem Nachlasse der Frau Wwe. Hofrat Dr. Erich
zur Versteigerung; sie enthält ausgewählte Gemälde älterer
und neuerer Meister. Der 257 Nummern enthaltende Kata-
log wird von genannter Firma auf Verlangen zugesandt.
— Ferner gelangt vom 11—14. März durch dieselbe Firma
die VI. Serie des Museums Bammer in Stockholm zur Ver-
steigerung. Sie enthält: Arbeiten in Thon; Fayencen, Por-
zellane; Arbeiten in Glas, Elfenbein und Email; Arbeiten
in Gold und Silber, dabei viele Orden und Ehrenzeichen;
Arbeiten in Bronze, Eisen etc.; Textilarbeiten; Möbel und
Arbeiten in Holz.
 
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