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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Deutsche Konkurrenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0146

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279

Deutsche Konkurrenzen.

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und Pflaume-Köln übten das Preisrichteramt fünfmal
aus, Herr v. Egle-Stuttgart viermal, während die
Herren Frentzen-Aachen, Lipsius-Dresden, Schmieden-
Berlin, Stübben-Köln, Thür-Magdeburg, Wallot-Dres-
den und Weißbach-Dresden dreimal, die Herren Adler-
Berlin, Behagel-Heidelberg, Durm-Karlsruhe, Hase-
Hannover, Heimann-Köln, Raschdorf-Berlin, Ross-
bach-Leipzig, Spieker-Berlin und Thiersch-München
zweimal als Preisrichter entschieden.

In den 41 Wettbewerben wurden nicht auch
41 erste Preise erteilt, bei einigen Konkurrenzen
(z. B. Riebeckstiftung-Halle und Rathaus-Elberfeld)
wurden die nach Urteil des Preisgerichts gleichstehen-
den ersten Entwürfe mit gleichen Preisen bedacht.

Die Ehre des Sieges ist für den Preisgewinner
das Höchste, oder soll es wenigstens, wie man sagt,
sein, der Geldpreis ist etwas sehr Erfreuliches, der
hinzukommt; wie steht es nun aber mit dem dritten,
welches dem Sieger zufallen soll, der Ausführung?
Es ist schade, dass die vorliegenden 40 Hefte sowie
auch besondere Nachforschungen darüber keine er-
schöpfende Auskunft geben. Von einer ganzen Anzahl,
15 Entwürfen, ist entweder über die Ausführung bis
jetzt noch nichts bestimmt oder es ist über dieselbe
nichts zu erfahren. Bei neun Entwürfen sind bei
der Ausführung vielfach die preisgekrönten Entwürfe
zu Grunde gelegt, aber die Preisgewinner au der
Ausführung selbst nicht beteiligt; meist handelt es
sich hier um städtische Bauten, die von den städti-
schen Behörden ausgeführt werden. In fünf Fällen
kam das mit dem zweiten Preis gekrönte Projekt
durch die Preisgewinner zur Ausführung und in
zwölf Fällen führten die mit dem ersten Preis aus-
gezeichneten Architekten ihren Entwurf aus. Ein-
mal kam der Fall vor, dass ein angekauftes Projekt
durch die Verfasser ausgeführt wurde, und einmal
dass ein mit dem dritten Preis bedachter Verfasser
die Ausführung erhielt, und einmal der Fall, dass ein
Preisrichter mit dem Ausführungsprojekt betraut
wurde. — Die verhältnismäßig geringe Anzahl der
mit dem ersten Preis ausgezeichneten Entwürfe, die
zur Ausführung gelangt sind, könnte darauf schlie-
ßen lassen, dass unser Konkurrenzwesen nicht sei-
nen Zwecken angepasst ist und dieselben nicht völlig
erfüllt, sie könnten auch als Beweis dafür heran-
gezogen werden, dass viel unnötige Zeit bei dem
Konkurrenzwesen nutzlos vergeudet wird. Das ist
wohl beides nicht ganz der Fall. In der Mehrzahl
wurden die preisgekrönten Entwürfe doch ausgeführt,
aber nur nicht immer durch die Preisgewinner. Das
ist nicht Schuld des Konkurrenzwesens, sondern

die Ursache dafür liegt bei den Behörden, die über
die Ausführung zu bestimmen haben.

Nun noch kurz einen Blick auf die geleistete
Arbeit in den vorliegenden 41 Konkurrenzen! Es
sind in diesen 1927 Entwürfe eingeliefert worden,
eine gewaltige Summe. In Geldwert lässt sich diese
Summe nicht ausdrücken, wir können sie auch nicht
darnach schätzen, denn die Beteiligung bei Kon-
kurrenzen hat, wenn auch einen realen Boden, doch
in erster Linie einen idealen Hintergrund. Nur im
Kampf wird der Mann, nur durch das Streben nach
dem Höchsten ringen wir vorwärts und so bedeuten
auch die vielen Entwürfe, die keinen Sieg im Kampf
davontrugen, keinen Verlust, sondern einen Gewinn
am Können, wenn dieser auch nicht mit Zahlen
messbar ist.

Die „Deutschen Konkurrenzen" haben einen er-
heblichen Bruchteil dieser Summe von architekto-
nischen Leistungen zur Darstellung gebracht und
damit der Architektenwelt zugänglich gemacht. Von
den 1927 Entwürfen sind 531 in den bis Ende vor.
Jahres erschienenen 40 Heften veröffentlicht wor-
den. Diese 531 Entwürfe sind in 3070 Einzeldar-
stellungen in den Heften enthalten.

Wir haben diesen kurzen Mitteilungen einige
Abbildungen aus den Konkurrenzheften beigegeben,
die nicht nur eine Vorstellung von dem interessanten
Inhalt des Unternehmens geben mögen, sondern
auch für sich betrachtet als bedeutende Architektur-
schöpfungen fesseln.

Zumal Frentzen's Entwurf für die evangelische
Kirche in Karlsruhe scheint uns eine der reifsten
und stimmungsvollsten Leistungen zu sein, die in
letzter Zeit vor ein Preisgericht gekommen ist; ro-
manische Formen bei centraler Anlage erfreuen sich
übrigens jetzt der besonderen Gunst protestantischer
Kirchenbaumeister, auch für Synagogen ist der ehe-
mals — ziemlich grundlos — beliebte maurische
Stil dem kraftvoll romanischen gewichen. Der „re-
präsentative" Profanbau giebt sich meist im Gewände
deutscher Renaissance, häufig genug nach abge-
schriebenen Rezepten aus den üblichen Giebel- und
Erkeringredienzen zusammengebraut, aber dann findet
man auch wieder so malerische, ausdrucksvolle An-
lagen — unser Rathausbild mag dafür zum Beweise
dienen, — dass man den neuschaffenden Künstler
herausfühlt.

Nicht nur der Berufsarchitekt, sondern auch
der Kunstfreund wird den eifrigen Herausgebern für
ihr Sammelwerk, dem wir ferneres Gedeihen wün-
schen, dankbar sein.
 
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