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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Kunstblätter. — Nekrologe. — Wettbewerbungen. — Sammlungen und Ausstellungen.

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cirtes Tagebuch ist benutzt und verwertet worden.
Die daraus mitgeteilten Stücke bieten einen er-
wünschten Kommentar zu den Malereien, insofern
als sie den Eindruck, welchen diese uns von dem
Temperament des Künstlers geben, vollauf bestätigen.

In den Schlusskapiteln wird die Kunst Lotto's
unter allgemeinen Gesichtspunkten behandelt nach
ihrer künstlerischen wie nach ihrer ästhetischen
Seite. Das größere Publikum wird diese Abschnitte
zweifelsohne unterhaltender finden als die vorauf-
gehenden technischen Untersuchungen., Aber auch
der Kenner wird sie mit Befriedigung lesen, obschon
er gewohnt ist, solchen philosophischen Exkursen
einiges Misstrauen entgegen zu bringen. Hier nun
scheint mir der Beweis geliefert zu sein, dass Kai-
sonnement über Bilder erst verständig zu werden
anfängt, wenn wie hier die kennerschaftlichen Pro-
bleme erst einmal eine befriedigende Lösung ge-
funden haben. Die Schilderung des Verhältnisses
Lotto's zu Giorgione ist vielleicht weniger zutreffend
als der Vergleich mit Tizian, der in seiner scharfen
Zuspitzung gradezu meisterhaft ist. Auch in dem
Abschnitt, welcher Lotto's Beziehung zur reformato-
rischen Bewegung behandelt, sind große Wahrheiten
ausgesprochen, die wir unbedingt unterschreiben
möchten.

Es sei schließlich noch bemerkt, dass Lotto von
Berenson allerdings höher gestellt wird, als die land-
läufige Kunstgeschichte das haben will. Er weist
selbst darauf hin, dass seine persönliche Sympathie
für den Meister ihn für dessen Fehler nachsichtig
stimme. Gewiss, wem das nicht möglich ist, den
wird der Zauber seiner Kunst sicher niemals zu
bannen vermögen. J. P. RICHTER.

KUNSTLITTERATUR.

* Die Pariser Zeitschrift „L'Art", die seit vorigem
Jahr ihr Format beträchtlich verkleinert hatte, hat mit
dem Anfang dieses Jahres zu erscheinen aufgehört.

NEKROLOGE.

%* Der Oenremaler Carl Hertel ist am 10. März im
58. Lebensjahre in Düsseldorf gestorben.

* Die Wiener „Allgemeine Bauxeitung", welche soeben
ihren G0. Jahrgang begonnen hat, verlor in den letzten Mo-
naten ihren langjährigen trefflichen Redakteur, August Köst-
lin, und wird jetzt von dem Architekten Josef Dell, den
unsere Leser aus seiner Untersuchung über die Zeit des rö-
mischen Pantheon und als Leiter der Ausgrabungen in Car-
nuntum kennen, in gleichem Geiste fortgeführt. Der ver-
storbene Köstlin (geb. 30. Dezember 1825 in Stuttgart, gest.
in Wien am 30. November 1894) gehörte zu den ausgezeich-
netsten Brückeningenieuren der Neuzeit und war wegen
seiner umfassenden Bildung und seines leutseligen Wesens
eine in allen Kreisen Wiens hochgeachtete und beliebte Per-

sönlichkeit. Theophil Hansen, Wilhelm Pressel und Fried-
rich Schmidt zählten zu seinen intimen Freunden. Die „All-
gemeine Bauzeitung" widmet ihrem geschiedenen Leiter in
der Januarnummer d. J. einen pietätvollen Nachruf. Es
wäre zu wünschen, dass das älteste bautechnische Fachblatt
in deutscher Sprache noch lange Zeit mit glücklichem Er-
folge der ihm vorgezeichneten ernsten Aufgabe dienen könnte.

%* Der Bildhauer Prof, Maximilian v. Widnmann, ein
Schüler Schwanthaler's und Thorwaldsen's, ist am 3. März
in München im Alter von 82 Jahren gestorben.

%* Der schottische Landschaftsmaler Walter HughPaton
ist am 8. März im Alter von 07 Jahren in Edinburg ge-
storben.

WETTBE WERBUNGEN.

*„.* Zicci Wettbewerbe für Bildhauer und Maler. Auf
Grund einer Stiftung des Kasseler Bürgers Johannes Wimniel
soll auf dem Wilhelmshöher Platze in Kassel ein Denkmal
zur Verherrlichung der in den Jahren 1870 und 1871 er-
folgten Einigung Deutschlands errichtet werden. Für den
besten Entwurf wird dem Erfinder die Ausführung zuge-
sichert; es stehen dafür, ausschließlich Nebenkosten der
Fundamentirung, 50 000 M. zur Verfügung. Der zweitbeste
Entwurf erhält einen Preis von 000 M. — Der zweite Wett-
bewerb aus derselben Stiftung hat zwei Ölgemälde zum
Gegenstande. Das eine Bild soll eine „Schilderung aus dem
jetzigen Kasseler Leben" geben, das andere eine „Schilde-
rung aus der Zeit des Kurfürsten Wilhelm I. (Landgrafen
Wilhelm IX.)." Die Preise betragen für jedes Bild 6000 M.
Die Wettbewerbsbedingungen sind bei den deutschen Maler-
akademien, dem Verein deutscher Künstler in Rom und bei
der Verwaltung der Wimmel - Stiftung in Kassel (Rathaus)
zu erhalten.

Professor Maison's Entwurf „Phantasie" erhielt beim
Wettbewerb um den monumentalen Brunnen in Bremen den
ersten Preis. Offiziell ist er vom Preisgerichte folgender-
maßen charakterisirt: „Merkur auf einem Schiffe, welches
von Tritonen über eine Sandbank gezogen wird." Ein lapi-
dares Cinquecentomotiv! — Den zweiten Preis erhielten die
Herren Popjoe-Bremen und Bärwald-BerYm, den dritten Pro-
fessor Schneider-Kussel. —:—

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

— Wien. Anlässlich des kürzlich in Wien abgehaltenen
Städtetages lernten die Delegirten desselben die in stetem
Wachstum begriffene städtische Kunstsammlung kennen, die
im Vorjahre — wie von uns auch gemeldet wurde — vom
regierenden Fürsten Joh. Liechtenstein fünfunddreißig wert-
volle Bilder der Alt-Wiener Schule erhielt. Unter den Ge-
mälden der Gesamtkollektion ragen hervor: Gottfried Sem-
pers Porträt von Lcnbach, das Porträt Ferdinand von Saar's
von Huber, Grillparzer in mehreren Porträts von Amerling,
Bauernfeld von H. Beyfziß, Porträts von Rahl und Anzen-
gruber von George Mayer. Amerling, Canon und Rudolf Alt
sind durch Selbstbildnisse vertreten. — An Veduten ist natur-
gemäß die Sammlung überreich; zum Bedeutendsten ge-
hören Alfs „Neuer Markt", „Theseustempel im Volksgarten",
„Das Atelier Fernkorn", Kopallik's „Judenfriedhof in der
Rossau" und „Das Strohplatzl bei St. Ullrich". Dann finden
wir auch Wilde's lebensvoll-bewegte „Praterfahrt", Varrone's
„Elisabeth"- und „Schwarzenbergbrücke", sämtlich Aqua-
relle. Ölbilder sind Hlawacxck's große Vedute: Die Kaiser-
stadt an der Donau und Streclcer's Andromedabrunnen von
Donner im alten Rathause. — Ungefähr die Hälfte der Werke
 
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