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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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363

Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischtes,

364

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Düsseldorf, im April. Die „Freie Vereinigung Düssel-
dorfer Künstler" hat, im Anschluss an die Mälzausstellung,
eine Ausstellung von Aquarellen, Pastellen und Zeichnungen
folgen lassen, woran sich u. a. v. Bochmann (mit älteren
Sachen in Aquarell und einigen Federzeichnungen), Degode,
Dinger, Dorn, German, Grobe, Carl Gehrts, Heinrich Heer-
manns, Carl Irmer, Gerh. Janssen, Eug. Kampf, Adolf Lins,
Hugo Mühlig, Carl Mücke, Theodor Rocholl (mit einem Ent-
wurf zu einer Bismarckadresse), Aug. Schlüter (mit drei
meisterhaften westphälischen Landschaften) S'chneider-Didam
(Pastellporträts), C. Schwabe, Alfred Lohn-Bethel, Max Stern,
W. Spatz (mit einem koloristisch exquisiten Aquarell eines
liegenden Mädchens, halb Kind, halb Weib, „Träumerei" be-
titelt, von anmutiger Linierführung), Fred. Vexin und Olof
Jernberg. Dückers Marinen haben etwas so fabelhaft mate-
matisch Richtiges und Wahres in der Tonskala, dass seine
Lehrthätigkeit von unendlichem Nutzen für die heran-
wachsende junge Landschaftschule sein muss. Er ist streng,
gegen sich selbst und gegen andere, bis zur Härte. Dennoch,
und vielleicht als Ausfluss dieser Unerbittlichkeit, entbehre
ich zuweilen den poetischen Hauch einer subjektiv em-
pfundenen Kunst in dieser so völlig objektiven Natur-
auffassung. Luis Herzog hat einige schwarz-weiß genialte
Skizzen (italienische Fischer) gebracht. Motive, die ich ähn-
lich bei größeren Bildern wieder erkannte. Das feinste ist
für mich diesmal das kleine Aquarell „Winterabend", von
wunderbarem Klang und elegischem Stimniungsgcfühl, in
dämmerigem (irau und Blau gestimmt; die blauen Schatten
des Sebnees im Vordergrund wurden von einigen als zu
intensiv blau beanstandet. Ich kann mich dem nicht an-
schließen und halte sie, soweit ich beobachten konnte, für
ganz richtig. Für meine Augen hat das kleine Bild etwas
sehr Wertvolles und durchaus Wahres. Schneider-Didam'e
Pastell - Porträts sind wieder die tüchtigsten auf der Aus-
stellung. Ein klar blickender Realist von schärfstem Formen-
sinn und technischer Gewandhcit entwickelt sich in ihm zur
Meisterschaft. Hugo Mühlig erreicht dieselbe klare, sonnige
Leuchtkraft im Aquarrell wie in seinen Ölbildern und die
kleinen Federzeichnungen sind reizende Spielereien einer
Hand, die in jede Wendung etwas hineinzulegen weiß. Brct'.'
Aquarelle halten an Tonfeinheit mit den Ölsachen gleichen
Schritt, die in breiten Massen die Natur aufnehmen. Ein
stimmungsvolles kleines Pastell hat mir besonderes Interesse
abgewonnen. — Im unteren Saal bei Schulte hängt ein neu
ausgestellter Gebhardt: „Christus heilt die Gichtbrüchigen",
der sich dann doch von seinen Schülern noch um ein
„Kleines" unterscheidet. Dieselben Köpfe, allmählich zur
Unsterblichkeit avancirende Akademiemodelle, finden sich
immer wieder vor, aber es ist doch wenigstens ein „echter"
Gebhardt. w. schölermanx.

Berlin. Das Königliche Kunstgewerbe-Museum eröffnete
am Montag den 15. April eine Ausstellung von Verfahren
des Kunstdrucks, welche den Lichthof in allen seinen Teilen
füllt. Die verschiedenen Vorfahren graphischer Verviel-
fältigung älterer Zeit und besonders die neuen Reproduktions-
verfahren, welche sieh der Photographie und mechanischer
Erfindungen bedienen, werden in ausgewählten Beispielen
der Art veranschaulicht, dass die Herstellung von dem als
Vorlage dienenden Original bis zum fertigen Druckwerk in
allen Stadien verfolgt werden kann. Die Ausstellung zerfallt
in vier Gruppen: die eiste gilt den Hochdruckverfahren
(Holzschnitt, Hochätzungen), die zweite den Tiefdruckver-
fahren (Kupferdruck, Heliogravüre), die dritte den FWh-

druckverfahren (Lithographie, Lichtdruck), die vierte ver-
einigt die farbigen Reproduktionen, welche gerade jetzt durch
die photochemische Teilung der Farben einen ganz neuen
Aufschwung nehmen. Die Ausstellung, welche unter der
Leitung des Herrn Dr. Graul steht, ist von allen Staats-
instituten, an ihrer Spitze von der Kaiserlichen Reichsdruckerei
durch Hergabe charakteristischer Blätter unterstützt, auch
wichtige Arbeiten einiger fremder Institute, wie der Hof-
und Staatsdruekerei in Wien, der Staatsdruckerei in Peters-
burg, werden vorgeführt. Die Berliner Kunstdruckereien
haben sich fast vollzählig beteiligt, ebenso die künstlerisch
höchststehenden Verlagsanstalten in Wien, Stuttgart, Mün-
chen und Paris. Die farbigen Plakate stammen aus allen
Teilen Deutschlands, aus England, Frankreich, Italien und
Amerika. Aus Sammlungen Berliner Liebhaber sind einzelne
ältere, sowie hervorragende japanische Kunstdrucke beige-
steuert. Besonders dankenswert sind die Leihgaben mehrerer
hervorragender Künstler, die einige ihrer graphischen Werke,
Radirungen, Stiche, Schabkunstblätter, Holzschnitte in voll-
ständigen Etatfolgen beigesteuert haben. Die Ausstellung
unterscheidet sich von ähnlichen früheren Veranstaltungen
größeren Dmfanges dadurch, dass diese es sich angelegen
sein ließen, die künstlerische Entwicklung in möglichst
großem Umfang vorzuführen, während hier mit knappest«'
fieschränkung nur die technischen Verfahren an möglichst
guten Beispielen vorgeführt werden, die nunmehr systematisch
aneinandergereiht eine vollständige und schnelle Übersicht
erleichtern, die noch durch erklärende Beischriften und einen
gedruckten Führer möglichst gefördert wird.

P. S. München. Die Hofkunsthandlung Neumann arran-
girte dieser Tage eine Kollektivausstellung von Werken von
Hans Thonia. Es ist um so erfreulicher, wenn eine Kunst-
handlung in würdiger Weise die Werke eines Mannes vor-
führt, die das Gegenteil von Marktware sind, eines Mannes,
der wohl nur deshalb als Sonderling galt, weil er, ohne
nach rechts und nach links zu schielen, die unverzeihliche
Unart hatte, gerade das zu malen, was ihm gefiel und es so
zu malen, wie es ihm behagte, weil er eben nur in dieser
Geschlossenheit der Vorführung ganz zu verstehen ist. Wenn
man ihn kennen lernt, so kommt einem bald die Er-
kenntnis, dass er ja eigentlich gar nicht so seltsam ist, son-
dern dass uns diese geschlossene Individualität nur deshalb
so auffällt, weil so wenige von all den andern auch den
Stiernacken haben, so sie selbst zu sein. Das ist Thoma's
ganzes Geheimnis. Er ist kein Meister der Zeichnung, seine
farbigen Mittel sind oft derb, aber er geht schnurstracks auf
sein Ziel los, ohne sieh viel Kopfschmerzen über modern oder
unmodern zu machen und sehreckt nicht davor zurück, wenn
es sein muss, auch einmal plump oder gar geschmacklos zu
erscheinen. Gerade diese naive Unbekümmertheit hat ihn
schließlich groß und stark gemacht. Das, was er giebt,
könnten am Ende noch viele andere auch, könnten es besser;
aber sie wollten es einem jeden recht machen oder er-
heuchelten eine Originalität, die nicht echt war und des-
halb bald in sich selbst zusammenfallen musste. Thoma
ist wahr; das ist alles. — Wir würden dem Salon Neumann
recht dankbar sein, wenn er uns öfters einen interessanten
Künstler in so geschmackvoller Wahl vorfühlte. Man hat
dabei mehr Genuss, als an dem Sammelsurium der Kunst-
vereine.

VERMISCHTES.

* Xhtx an.< Sajrru in S-ftn rt !*>tt sta tt>H/*'tn/r Triptychoh
n>rt M'irtHtHj im Be$ifcf5€ Herrn CriMi'los Steto in PtUftBj
 
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