Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

DOI Artikel:
Seidlitz, W. von: Grundzüge für eine Künstler-Bibliothek, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0193

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
373

QrundzÜge für eine Künstlerbibliothek.

374

litis Studie über die Präraphaeliten (Westermanns
Monatshefte); alle Nationen zusammenfassend aber
Muthers Geschichte der modernen Malerei. Für die
Architektur kommen namentlich die Publikationen
über die englische in Betracht.

Als allgemeine Kunstgeschichten sind namentlich
zu nennen Springers Textbuch zu den Kunsthistori-
schen Bilderbogen, Lübkes Kunstgeschichte, Wöhr-
manns und Woermanns ausgezeichnet sorgfältige Ge-
schichte der Malerei; als Künstlerlexika das Nagler-
sche, das Meyersche (Bruchstück), das jetzt in neuer
Bearbeitung erscheinende Seubertsche, Müllers mo-
dernes Künstlerlexikon, Böttichers Malerwerke des
XIX. Jahrh.

Hieran lassen sich anreihen die Galeriewerke
von Berlin, Wien und Amsterdam, diejenigen über
die Privatsammlungen von Schack, Behrens, Schubart,
die kleinen illustrirten Kataloge der Galerien, die
Publikationen über die alten Zeichnungen in Berlin,
München, dem Britischen Museum (denen sich bald
auch Dresden anschließen wird), Chenneviere's Dessins
du Louvre.

Für die vierte Gruppe blieben dann die Aesthe-
tik, das Kunstgewerbe, die verschiedenen Hilfsdis-
ziplinen, die Zeitschriften übrig.

Soweit sich der Künstler nicht seine Aesthetik
selbst macht — was das beste ist, da er sie bereits
in sich tragen muss, — wird er zunächst nach den
Schriften der Künstler selbst greifen, die bereits bei
der zweiten Gruppe aufgeführt wurden, und zu
denen Sempers Stil sowie dessen kleinere Schriften
hinzukommen. Von den Systemen der Aesthetik
wird ihn keins befriedigen können, am ehesten noch
das von R. Zimmermann, am wenigsten das von
Hartmann. Dagegen wird er aus folgenden Schriften
Anregung ziehen können: Kants Betrachtungen über
das Gefühl des Schönen und Erhabenen, Fechners
Vorschule der Aesthetik, Chr. H. Weisses Kleine
Schriften zur Aesthetik, Brückes Bruchstücke aus
der Theorie der bildenden Künste und desselben
Verfassers Schrift über die Schönheiten und Fehler
der menschlichen Gestalt; ferner Meyers (des Freundes
von Goethe) Kleine Schriften zur Kunst, Schellings
Bede über das Verhältnis der bildenden Künste zu
der Natur, M. Ungers Wesen der Malerei und dessen
Kritische Forschungen, (Hillebrandts) Zwölf Briefe
eines ästhetischen Ketzers, Knille's Grübeleien eines
Malers, C. Fiedlers Schrift über die Beurteilung von
Werken der bildenden Kunst, und: Das Wesen der
künstlerischen Produktion, Haucks Untersuchung
über die Grenze zwischen Malerei und Plastik,

Henke's Vorträge über Plastik u. s. w., endlich auch
Schriften über die Aesthetik der Poesie, wie Steins
Entstehung der neueren Aesthetik und dessen Aesth-
etik der deutschen Klassiker, auch Harnacks Klas-
sische Aesthetik der Deutschen.

Für das Kunstgewerbe besitzen wir jetzt endlich
in Brinckmanns Führer durch das Hamburgische
Kunstgewerbemuseum das lange ersehnte Handbuch,
woneben Buchers Technische Künste auch noch
immer mit Nutzen verwendet werden können; dann
Louandre's Arts somptuaires, Labarte's Geschichte der
l Kunstgewerbe; als Abbildungswerk der unübertreff-
liche große Katalog der Sammlung Spitzer; für be-
sondere Gebiete Jacquemarts Histoire de la Cera-
mique, Du Sartels Porcelaine chinoise, die Wiener
Teppichpublikation, Lessings Teppichmuster, Bode's
und Robinsons Publikationen über die alten Teppiche,
Luthmers Goldschmuck der Renaissance u. a. Kostüm-
werke, wie die von Weiss und von Renouard,
Böheims Handbuch der Waffenkunde, Portraitwerke
wie das Bruckmannsche und Könnecke's Bilderatlas
zur deutschen Litteraturgeschichte, Drugulins Por-
trait-Katalog gehören hierher. Auch die Werke
über die Ornamentik, wie Racinets Ornement poly-
chrome, Gelis-Didots und Laffillee's Peinture deko-
rative en France, Guilmards Maitres ornemanistes,
Jessens Katalog der Berliner Ornamentstichsammlung.
Daran lässt sich die japanische Kunst reihen, mit
Bing's Formenschatz, Gonse's L'art japonais, Ander-
sens Werk über die japanischen Malereien, Brinck-
manns Kunst und Handwerk in Japan.

Zu den Uilfsdisziplinen gehören: die Mythologie:
Roschers Mythologisches Lexikon, Moritz Götterlehre,
die ikonographischen Schriften von Didot, Jameson,
Wessely, Radowitz, Menzel;

die Geschichte, wofür Ranke's und eine aus-
führlichere Weltgeschichte sowie die Meisterwerke
der Geschichtschreibung, soweit sie für die Künstler
wichtige Zeiten behandeln, wünschenswert sind;

die Litteratur: die Werke von Homer, Hesiod,
Herodot, Aeschylus, Sophokles, Plutarch, Vergil,
Ovid, die Bibel, das Nibelungenlied, die deutschen
Heldensagen, Parcival, Petrarca, Tasso, Ariost,
Shakespeare, Cervantes, Moliere, Lessing, Goethe,
Schiller, Grillparzer sollten vorhanden sein;

die Archäologie (soweit sie nicht bereits bei der
Kunstgeschichte berücksichtigt worden ist);

die praktische Kunstlehre: Schriften über den
Zeichenunterricht wie die von Lecoq de Boisbaudran,
Hirth, Lange; Ludwigs Grundsätze der Ölmalerei
und Technik der Ölmalerei, Keims Mitteilungen u. s. w.
 
Annotationen