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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0235

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457

Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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Klein, P. Peterieh, Joh, Pfuhl, Joh. Sehilling, von Üchtritz,
Max Unger, einen zweiten Preis; den Herren: Ed. Albrecht,
Clemens Buscher, Dictsehe-Läuger, Jos. Engl, H. Magmissen,
A. Reichel, II. Richter, Jos. Uphues, E. Voh, M. Wiese,
einen dritten Preis zuerkannt.

DENKMÄLER.

* In Frankfurt a. M. fand am G. d. M. die feierliche
Enthüllung des Schopenhauerdenkmals statt. Ein stattlicher
Aufbau trägt auf rundem Sockel die Kolossalbüste des Philo-
sophen mit dessen lebensvoll modellirten Zügen. Ein Bronze-
relief am Sockel zeigt die Sphinx, das Symbol des Geheim-
nisses, nach dessen Enthüllung alles Denken strebt. Das
Werk wurde von dem inzwischen verstorbenen Frankfurter
Bildhauer F. Schierholz modellirt.

0 Das Lutherdenkmal auf dem Neuen Markte in Berlin
ist am 11. Juni in Gegenwart des Prinzen Friedrich Leopold
als des Vertreters des Kaisers enthüllt worden. Als Sieger aus
der Konkurrenz war der Bildhauer Martin Paul Otto hervor-
gegangen, der jedoch durch seinen frühen Tod an der Vollen-
dung des Denkmals verhindert worden ist. Sie wurde dann
dem Bildhauer Victor Tobercntz, übertragen, dessen Werk
vornehmlich der Kopf Luthers und die beiden Figuren von
Hutten und Sickingen sind. Toberentz wurde durch die
Verleihung des Professortitels ausgezeichnet.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Düsseldorf im Juni. Bei Eduard Schulte sind mehrere
Dutzend holländischer Bilder eingetroffen. Viel Durch-
schnittsware und nur Einzelnes von starker Begabung. Im
oberen Saal hängen einige Aquarelle, die sehr geschickt er-
fasst sind, so van de Way's „Nocturno", konzentrirt in der
Licht- wie in der Gedankenwirkung: vor einem Erzähler
steht die flackernde Kerze, die ihren hellen Schein auf die
rings herum gespannt lauschenden Zuhörer wirft; die sicher
gezeichneten und feinen Köpfe zeigen ein starkes, reifes
Können. — Eine Zeichnung von Isaak Israels, dem jungen
Sohn des alten Joseph Israels, hängt daneben. Er giebt
einen Augenblickseindruck des Amsterdamer Straßenlebens,
aus dem Fenster gesehen. Zuerst sieht man nichts Genaues,
alles schwirrt durcheinander, dann tauchen einzelne Punkte
deutlicher hervor und gewähren einen prickelnden Reiz: hier
begrüßt ein Herr seine Dame beim Rendezvous, über die
Brücke der „Gracht" gehen zwei Geschäftsleute in eifrigem
Geplauder. Als Gegenstück schleift ein Alter mit langem,
spitzem Bart, auf den Arm seines Söhnchens gestützt, schräg
über den Fahrdamm. Über dem Ganzen liegt Stimmung,
und wer so mit wenigen Flecken und Linien so viel anregen
kann, erwirbt sich dabei den Freibrief zum Impressionismus,
den nicht alle, welche diesem Verführer in die Hände fallen,
wirklich besitzen. Mit dieser Kunst geht's am allerwenigsten
ohne echten Geist und zitterndes Leben. — Ich möchte noch
die übrigens sattsam bekannten Tierstücke von de Raas, ein
kleines Genre von Bischop, den mir neuen und sehr sym-
pathischen Landschafter Basiert und die Porträts von Therese
Schwartze betonen. In dieser Dame steckt ein wirkliches
Künstlertum; sie beschämt manches nüchterne Mannerporträt
durch ihre Lebendigkeit, Vertiefung und koloristischeNoblesse.
Wie sie harmonisch bleibt und doch immer verschieden,
wie sie Ol und Aquarell gleichmäßig beherrscht, keiner
technischen Schwierigkeit, aber auch keiner charakteristischen
Nüance aus dem Wege geht, das zu entdecken und auf sich

wirken zu lassen, gereicht zu wirklichem Genuss. — Weniger
bedeutend sind diesmal Apol und H. W. Mesdag. Mir macht es
manchmal den Eindruck, als wenn Letzterer seine zahlreichen
alten Fetzen nach Deutschland schickte, wo man sie pflichtschul-
digst für neue Kleider ansieht. Aber wir sollten gegen solchen
Missbrauch unserer Höflichkeit gegen die Ausländer endlich
mal Front machen. Mit dem bloßen Namen Mesdag ist nicht
alles unbedingt salonfähig. — Eine Kollektion Radirungen
von Alexander Frenz ist in dem Kunstsalon von Bismeyer und
Kraus ausgelegt, welche den Künstler von einer interessanten
Seite zeigen. Das Interesse an der Radirung nimmt von
Jahr zu Jahr zu. Der Düsseldorfer St. Lucas-Club besitzt
eine ganze Anzahl junger Mitglieder, welche die Nadel und
den Grabstichel, neben ihrer Malerei, mit Geschick zu be-
nutzen wissen. Wenn auch keiner von ihnen dem nach
Berlin gezogenen Friedrich v. Schennis das—Atzwasser reichen
kann, so bringen doch Jernberg, Rocholl, Liesegang, ein
junger bei Prof. Forberg studirender Engländer Willis und
Frenz recht bemerkenswerte Beiträge zu dieser feinsten aller
graphischen Künste. Auf einzelne Blätter einzugehen, möchte
ich vermeiden, weil die Feder doch nur ein schlechter Dolmetsch
der malerischen und zeichnerischen Gedanken sein würde.
Die Komposition ist anregend, die Behandlung meistens frei
und fließend, da der Künstler in hohem Grade produktiv ist
und die Fähigkeit besitzt, einen plötzlich auftauchenden Ge-
danken, eine Momentstimmung ausdrucksvoll wiederzugeben.

W. SCHÖLERMANN.

Das Programm für die internationale Kunstaus-
stellung in Berlin 180G ist nunmehr festgestellt worden.
Danach wird die Ausstellung umfassen: 1. Werke lebender
Künstler aller Länder; 2. Werke, die einen kunstgeschicht-
lichen Überblick über das Wirken der Königlichen Akademie
der Künste und deren Protektoren von 1696—1890' veran-
schaulichen. Die Ausstellung findet im Landesausstellungs-
gebäude vom 2. Mai bis einschließlich 30. September statt.
Bestehen soll sie aus Kollektiv-Ausstellungen einzelner Län-
der oder Ländergruppen. Für die Deutsche Kunstgenossen-
schaft findet Gruppenbildung statt mit den Sammelstellen
Berlin, Dresden, Düsseldorf, Karlsruhe, München und Weimar.
Zugelassen sind Werke aus den Gebieten der Malerei, Bild-
hauerei und Baukunst, der zeichnenden und vervielfältigenden
Künste, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind.
Sämtliche Werke sind von den Urhebern selbst oder mit
deren ausdrücklicher schriftlicher Erlaubnis einzusenden.
Über die Zulassung von Werken verstorbener Künstler ent-
scheidet die Ausstellungs-Kommission. Ausgeschlossen sind
Werke, die bereits auf einer der Großen Berliner Kunst-
Ausstellungen sich befunden haben, sowie namenlose Arbeiten
und Nachbildungen; letztere mit alleiniger Ausnahme der
Zeichnungen für den Kupferstich. Den Architekten ist es
gestattet, Photographien ihrer ausgeführten Bauten zur Aus-
stellung zu bringen. Jeder Künstler darf nur drei Werke
einsenden; die Kommission behält sich jedoch das Recht vor
einzelne Künstler zur Ausstellung einer größeren Zahl von
Werken einzuladen. Über die Zulässigkeit der einzelnen
Kunstwerke entscheidet die Aufnahme-Jury der einzelnen
Kollektiv-Ausstellungen. Der in Berlin zu wählenden Auf-
nahme-Kommissipn unterliegen nur die Werke der dort
lebenden Künstler und solche, welche direkt ohne Berück-
sichtigung der Sammelstellen nach Berlin gelangen. In' den
Ausstellungsräumen, welche den Kollektiv - Ausstellungen
überwiesen werden, besorgen die Abgesandten der be-
treffenden Länder die Anordnung, sofern diese nicht der
Berliner Anordnungs-Kommission übertragen ist. Die Aus-
stellungs-Kommission ist in allen Angelegenheiten Central-
 
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