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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0268

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Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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Stadtbahnbogen 2, abzuliefern, wo auch jede nähere Aus-
kunft erteilt wird. Die eingegangenen Arbeiten werden im
Oktober im Verein Berliner Künstler, Wilhelmstraße 92, durch
14 Tage öffentlich ausgestellt werden.

DENKMÄLER.

* In Karlsruhe fand am 12. Juni die feierliche Ent-
hüllung des Lübke-Denkmals statt. Das von dem Bildhauer
Weitring im Auftrage der Witwe Lübke's geschaffene und
von letzterer der Stadtgemeinde geschenkte Denkmal stellt
den Verstorbenen in sitzender Stellung über einer Arbeit
sinnend dar. Auf dem Platze vor der Malerinnenschule, in
dessen Mitte das Monument steht, hatten sich zahlreiche Ver-
ehrer des Dahingeschiedenen, an ihrer Spitze die Vertreter
des Hofes und der Staatsbehörden, die Stadträte, die Pro-
fessoren der Technischen Hochschule, die Abordnungen der
Studentenschaften, sowie die Sänger der „Liederhalle" und
des „Liederkranzes" mit einer Militärkapelle zu der weihe-
vollen Feier versammelt. Musikvorträge leiteten dieselbe
ein. Darauf hielt Lübke's Amtsnachfolger, Prof. Dr. v. Occhcl-
häiiser, die Weiherede, in welcher er Lübke's Verdienste
um die Wissenschaft und die künstlerische Bildung der
Nation mit begeisterten Worten schilderte und die hohe
Mission der Kunstwissenschaft, deren hochbegabter Apostel
der Vorstorbene gewesen, in dem Wirrsal der Meinungen
und Bestrebungen unserer Tage betonte. Nachdem die Hülle
des Denkmals gefallen war, übernahm Bürgermeister Krämer
dasselbe in das Eigentum der Stadt und brachte dem An-
denken des Gefeierten eine Kranzspende dar, der andere
solche Widmungen folgten. Ein stimmungsvoller Chor be-
schloss die erhebende Feier.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Parts. Nach der Frkf. Ztg. wurde am 6. Juli ein Saal
afrikanischer Altertümer im Louvrc eröffnet, der für Historiker
und Archäologen große Bedeutung hat. Der Saal liegt zur
Rechten der Galerie Denon. Ein sehr wertvolles Stück rein
griechischer Kunst ist der Kopf einer geflügelten Meduse.
Daneben eine Frauengestalt, vielleicht eine Pudicitia; die
prächtigen Falten sind in den Motiven verwandt mit den
Tanagrafiguren. Eine gleichfalls ganz verhüllte Gestalt ohne
Kopf von römischer Herkunft bildet das Gegenstück. In
einer Fensternische erblickt man einen Bruchteil eines Sar-
kophags, der einen behelmten, die Waffe schwingenden
Krieger aufrecht zu Rosse darstellt. Diese Gegenstände
stammen aus Alfferien und Tunesien. Tripolis hat nur den
unteren Teil einer Venus geliefert, die ihr Gewand mit der
Linken aufhebt: dieses Stück ist besonders in den Beinen
von größter Feinheit. Carthago ist sehr reich vertreten, u. a.
durch einen riesigen Serapiskopf, der eine Dornen- und Blätter-
krone trägt und Farbenspuren zeigt. Hier ist auch die
Kolossalstatue eines der Dioskuren mit trichterförmiger Mütze,
einen Zipfel des Gewandes über die linke Schulter geschlagen,
einen Pferdekopf zu Füßen, hervorzuheben. — Auch eine
vom Bey von Tunis im Jahre 1852 geschenkte interessante
Sammlung von Bildsäulen und Bruchstücken, die durch un-
begreifliche Manipulationen bis 1889 in einem Schuppen des
Arsenals von Toulon versteckt liegen blieb, ist ausgestellt.
Nur mit Mühe und Not konnte das Ministerium der schönen
Künste in ihren Besitz gelangen, trotzdem sie sein Eigen-
tum war. —:—

St. Petersburg. — Kaiser Nikolaus hat durch Erlass an
den dirigirenden Senat vom 13./25. April 1895 die Er-
richtung eines Museums in St. Petersburg für russische

Malerei und Skulptur verfügt, das nach der Idee des ver-
storbenen Czaren ins Leben gerufen, die Bezeichnung
„Russisches Museum Kaiser Alexander HI." führen wird. Es
soll die hervorragenden Erzeugnisse vaterländischer Malerei
und Skulptur in sich vereinigen. Durch ein kaiserliches
Reskript wurde Großfürst Georg Michailowitsch zum Ver-
weser des Museums ernannt. Eine Abteilung dieses Museums
soll dem Gedächtnisse des Lebens und der Regententhätigkeit
Alexanders III. gewidmet sein. Bis zur Zusammenstellung
der ethnographischen und historischen Kollektionen ist die
sofortige Organisation der Kunstabteilung des Museums in
Angriff zu nehmen, die eine Sammlung der Gemälde und
Statuen der besten russischen Künstler, darunter die vom
verstorbenen Kaiser für das von ihm schon geplante Museum
bestimmten umfassen wird. Kaiser Nikolaus weist unter
einem in der Voraussicht, dass zur Unterbringung des er-
wähnten Museums in seinem vollen Bestände ein Gebäude
von bedeutenden Dimensionen erforderlich sein wird, das
vom Fiskus erworbene Michael-Palais mit allen, dazu ge-
hörenden Flügeln, Wirtschaftsgebäuden und dem Garten für
diesen Zweck an. —:—

*„,* Die königliche Akademie der Künste in Berlin wird
zur besonderen Ehrung der Mitglieder, die in diesem Jahre
ihr 80. Lebensjahr vollenden, eine Ausstellung ihrer Werke
in den Räumen des Akademiegebäudes, Unter den Linden,
veranstalten. In Betracht würden sonach kommen die Land-
schaftsmaler Dr. Andreas Achenbach in Düsseldorf und
Edmund Rabe in Friedrichshagen bei Berlin, die Historien-
maler Dr. Adolf Menzel in Berlin und Julius Schräder in
Groß-Lichterfelde.

%* Für die akademische Kunstausstellung in Dresden,
welche am 1. September eröffnet werden wird, haben etwa
350 deutsche Künstler über 500 Kunstwerke angemeldet.
Insbesondere wird diesmal die sächsische Kunst zur Geltung
kommen, da viele der hervorragendsten Dresdener Künstler
ihre Beteiligung zugesagt haben, und unter den auswärts
lebenden Sachsen z. B. Max Klinger durch sein „Urteil des Paris"
und Fritz von Uhde durch sein neuestes Werk: „Die heiligen
drei Könige" vertreten sein werden. Von außersächsischen
Künstlern, welche ihre Werke hauptsächlich infolge persön-
licher Einladungen angemeldet haben, entfallen ungefähr je
ein Drittel auf München und Berlin und ein Drittel auf die
übrigen deutschen Kunststädte. Die Ausstellungskommission
ist nach besten Kräften bemüht, die im vorigen Jahre von
verschiedenen Seiten gerügten Mängel, soweit sie als be-
rechtigt erkannt wurden, zu beseitigen. Der Kuppelsaal hat
durch eine lichtere Abtönung sehr gewonnen und die Sockel,
welche man in sämtlichen Sälen anbringen lässt, werden die
früher etwas kahl erscheinenden Wandflächen vorteilhaft
unterbrechen. Von der beabsichtigten künstlerischen Aus-
schmückung des oberen Teiles der Wände, sowie von allen
in die Konstruktion des Bauwerkes eingreifenden Verände-
rungen, wie der Beseitigung der Karyatiden u. dergl. m.,
musste für diesmal noch abgesehen werden, einesteils, weil
die Zeit zur Ausführung zu kurz war und anderseits die Vor-
arbeiten noch nicht ausreichend vorgeschritten sind.

Düsseldorf im August. Augenblicklich erregt hier in
der Kunsthalle die schon in Berlin und München ausgestellte
und damals hier besprochene Kartonserie von Sascha Schnei-
der berechtigtes Aufsehen. Man sagt, Sascha Schneider
stamme von deutschen Eltern und habe nur seine ersten Kinder-
jahre in Russland zugebracht. Wenn dem so ist, so ist es ge-
radezu ein psychophysiologisches Rätsel, dass Schneider eine
so bis in die letzte Falte slavische Kunst schafft. Ich könnte
mir keine slavischere Kunst denken. Man hat dieser Kunst
 
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