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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Dehio, Georg: Über die Grenze der Renaissance gegen die Gotik, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0147

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277 Kunstblätter. — Nekrologe. — Wettbewerbe. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen. 278

Gegensatzes gegen das Mittelalter genügt die Kategorie
neuzeitliche Kunst«. Insoweit also ist nach einer
Reform der bestehenden Terminologie kein Bedürfnis
vorhanden. Wohl aber enthält dieselbe eine Lücke,
darin bestehend, dass die in sich geschlossene Epoche
der nordischen Kunst vom Ende des 14. Jahrhunderts
bis zum Eintritt des Italismus im 16. einen eigenen
Stilnamen noch nicht besitzt. Will man diese Lücke
ausgefüllt haben, so kann das nur durch einen neu
zu erfindenden Namen geschehen. Wir haben das-
selbe bei Prägung des Namens »romanisch« gethan
und mit bestem Erfolg. Man mache auch hier den
Versuch. Ganz unmassgeblich möchte ich die Be-
nennung »neugermanisch« zur Erwägung stellen. Sie
bringt das moderne Element ebenso gut und die
nationale Selbständigkeit besser zum Ausdruck, als
die Benennung Renaissance. (Schluss folgt.)

KUNSTBLATTER

Berlin. Im G. Orote'schen Verlag hierselbst ist eine
Radierung von K. Koepping nach dem im Besitz der
Gemäldegalerie des Königl. Museums befindlichen Werke
Rembrandt's »Prediger Ansloo, einer Witwe Trost zu-
sprechend« , erschienen. Die Grösse des Blattes ist
68 : 79 cm; der Preis beträgt 500 M. -r-

NEKROLOGE

München. Am 22. Februar starb hier das Ehrenmit-
glied der Akademie der bildenden Künste, der Maler Pro-
fessor Wilhelm Dürr, im 45. Lebensjahre. Er war zwölf
Jahre lang als Lehrer an der Akademie thätig. §

WETTBEWERBE

Stuttgart. Der Verein für dekorative Kunst und Kunst-
gewerbe veröffentlicht eine Reihe von Preisausschreiben,
und zwar: 1. Im Auftrage der Firma Kast & Ehinger,
Druckfarbenfabrik, Stuttgart: Eine einfarbige Zeichnung für
den Katalog obiger Firma. Preise: [. 250 M., 11. 125 M.,
III. 75 M. Die Firma behält sich vor, weitere vom Preis-
gericht zum Ankauf empfohlene Zeichnungen mit den-
selben Rechten wie die prämiirten Entwürfe innerhalb drei
Monaten zum Preise von 50 M. zu erwerben. Einlieferungs-
termin : 15. April 1900. 2. Im Auftrag der Firma Alfred
Bühler, Ledermöbelfabrik, Stuttgart: Ein farbiger Entwurf
in Vd natürlicher Grösse für einen dreiteiligen Paravent
mit sichtbarem Holz und Lederfüllungen (Lederschnitt-
oder Treibarbeit, ein- oder mehrfarbig). Originalhöhe des
Paravents nicht unter 160 Centimeter. Preise: I. 300 M.,

II. 200 M., III. 100 M. Einlieferungstermin : 1. Mai 1900.
3. Im Auftrage der Firma Greiner & Pfeifer, k. Hofbuch-
druckerei, Stuttgart: Ein farbiger Entwurf zu einer Adress-
karte (Dreifarbendruck) mit der Aufschrift Greiner & Pfeifer,
k. Hofbuchdruckerei, Stuttgart. Preise: I. 200 M., II. 150 M.,

III. 100 M. Einlieferungstermin: 1. Mai 1900. 4. Im Auf-
trage der Firma Theodor Braun, Dekorateur, Stuttgart: Ein
farbiger Entwurf in V10 natürlicher Grösse zu einer Polster-
möbelgarnitur für einen Salon (Bezug mit Aufnäharbeit),
bestehend aus einem Sopha, einem Fauteuil und einem
Stuhl. Details der Aufnäharbeit in natürlicher Grösse mit
Farbenangabe. Preise: I. 200 M., II. 150 M., III. 100 M. 1
Einlieferungstermin: 1. Mai 1900. 5. Im Auftrage der Firma
A. Levi, lithographische Kunstanstalt und Druckerei, Stutt-
gart: Ein farbiger Entwurf zu einer Adresskarte, für Litho-

graphie bis zu drei Farben, mit der Aufschrift A. Levi,
lithographische Kunstanstalt und Druckerei, Stuttgart.
Preise: I. 100 M., II. 60 M., III. 40 M. Einlieferungstermin:
1. Mai 1900. Das Preisgericht besteht aus den Herren
G. Ad. Bredow, Bildhauer; Alfred Epstein, Zeichner: Prof.
Carlos Grethe, Maler; Max Hagedorn, Maler; Prof. Gustav
Halmhuber, Architekt; Prof. Robert Haug, Maler; Prof.
Graf v. Kalkreuth, Maler; Prof. R. Pötzelberger, Maler.
Diesen Herren treten ausserdem ein, event. zwei Vertreter
je der ausschreibenden Firmen bei. Nähere Auskunft
erteilt kostenlos der Verein für dekorative Kunst und
Kunstgewerbe in Stuttgart. §

DENKMÄLER

Frankfurt. Hier hat sich ein Frauen-Komitee zur Er-
richtung eines Denkmals für Goethe's Mutter, die Frau Rat,
gebildet. Zur Beschaffung der Mittel soll demnächst ein
Aufruf erlassen werden. §

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Düsseldorf. Bei Schulte gehört dieses Mal der obere Saal
dem Düsseldorfer Heinrich Hermanns.

Ich werde Sie nicht mit einer Aufzählung langweilen,
aber nur den Eindruck schildern, den die Sachen auf mich
machen.

Hermanns gehört zum Lucas-Klub. Seine Studienreisen
führen ihn in den letzten Jahren vorzugsweise auf die Bauern-
höfe des Münsterlandes mit ihren Baumhöfen von alten Eichen.
Von diesen Sachen gefällt mir immer als am abgerundetsten
und pointiertesten am besten das Bild »Der letzte Sonnen-
strahl^. Er arbeitet sich hindurch durch braunes und
grünes Blätterwerk und haftet an der Wand eines uralten
Bauernhofes mit Strohdach und dunklem Balkenwerk.

Viele Sachen zeigen starke intensive Lichtwirkungen.
Das Gold der Abendbeleuchtung reizt Hermanns, und
hierin gerade hat er sich ein ureigenes Feld geschaffen,
wenn auch manchmal die Lust am Wühlen in starker
Farbenwirkung die Gefahr der Manier ganz von weitem an
die Wand malt. Um dieser zu verfallen, ist Hermanns
freilich viel zu gesund. Von grossem Reiz ist das Bild:
Das verwunschene Schloss«.

Im Vordergrund zeigt es wildes Gebüsch und stehendes
Wasser. Darüber schillern die Dächer des uralten Schlosses
Hillichrath an der Erft. Dies Schloss ist eine romantische
Perle, noch lange nicht genug ausgenutzt, aber von so
merkinürdigen Reizen in allen Einzelheiten, dass es doch
noch einmal dazu kommen könnte, dass die Motive dort
numeriert und die Studienplätze ausgeloost werden.

Die ganze Art, wie dieses alte, von einem riesenhaften
Bergfried« überragte Schloss von Sumpf, von dem kleinen
holländisch anmutenden Städchen und von Gärten mit
blühenden Obstbäumen umgeben ist, ist so eigenartig
romantisch, dass ihm in dieser Eigenart schwer etwas an
die Seite zu stellen ist. Die »Erft ist ja nicht jetzt erst
entdeckt worden, denn vor Jahrzehnten schon kannte und
malte A. Achenbach ihre »Mühlen« und »Wasserburgen .
Aber die Erft ist's wert, wieder von neuem entdeckt,
wieder von neuen unbefangenen Augen untersucht und
geprüft zu werden. Und sie kann eine wahrhafte Fund-
grube werden.

Dies Bild von Hermanns ist ein völlig abgerundetes
und reizvolles, ebenso das Mittelbild Abend im Hafen
und das kleine Bild Unter den Buchen», welches von
einem eigenartigen Schmelz ist. Man darf gespannt sein,
wie Hermanns, der mit eigenen Augen beobachtet, sich
weiter entwickelt.
 
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