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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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2ig

Stiftungen — Wettbewerbe — Vermischtes

220

deshalb stelle ich die höchsten Ansprüche an ihn. Sein
»Ritter«, gegen dessen Motiv und Komposition sich übrigens
ebenfalls erhebliche Einwände machen lassen, hat leere und
unausgeglichene Stellen, ist nicht fertig und darum nicht
das Meisterwerk, für das ihn des Künstlers Freunde aus-
geben.

Karlsruher Kunstverein. Die große Kollektion, die
Wilhelm Trübner gegenwärtig im Kunstverein ausstellt —
annähernd dreißig Nummern — enthält zwar im wesentlichen
nur bekanntes, ist aber doch von besonderem Interesse
durch ihre Zusammenstellung. Sie umfaßt die ganze Ent-
wickelung des Künstlers von den ersten Phasen der Leibi-
Trübnerzeit bis zu seiner neuesten Pleinaireperiode. Der
rasche, nahezu unvermittelte Wechsel seines Stils, der mit
der Trennung von Leibi im unmittelbaren Zusammenhang
steht, fällt hier doppelt schroff in die Augen: mit einem
Male kommt er aus dem altmeisterlich gedämpften Grau,
der tiefen und einheitlichen Stimmung in das volle Sonnen-
licht und damit in die stärkeren Kontraste. Es wird manchen
geben, dem die akgeklärte koloristische Feinheit seiner
früheren Werke lieber war, als seine jetzigen, in Vortrag
und Geschmack robusteren Arbeiten; während andere ge-
rade in seiner jetzigen Periode die entscheidende Wendung
zu einer selbständigen, vom Leibischen Einflüsse unab-
hängigen Entwickelung erblicken. Wie dem sein mag, in
einem ist Trübner immer der gleiche geblieben: das ist
der unbestechliche Ernst seines künstlerischen Strebens,
der mit unerschütterlicher Konsequenz und Gelassenheit,
ohne nach rechts und links zu sehen, seine Ziele verfolgt.
Alles kann man von Trübner eher erwarten als Zugeständ-
nisse an andere als rein künstlerische Rücksichten. Es ist
derselbe Trübner, dessen großes Lebensverdienst nicht zum
wenigsten darin besteht, daß er einer von den ersten war,
welche die deutsche Kunst aus dem Dienste der historischen,
anekdotischen oder patriotischen Nebenabsichten befreit
und zur Herrin im eigenen Hause gemacht haben, k. w.

Im Sommer 1904 (15. Mai bis Ende Oktober) wird in
Rothenburg o. Tbr. eine Kunstausstellung ins Leben
treten, welche Bilder der Stadt und Umgebung ent-
halten soll. Es ergeht daher an alle Künstler, welche
Werke aus Rothenburg oder auch aus den fränkischen
Städtchen, wie Marktbreit, Ochsenfurt, Dinkelsbühl, Kro-
nach usw. besitzen, und zwar insbesondere kleinere Ar-
beiten, Zeichnungen, Studien, Originalradierungen oder
-Lithographien, die Bitte, die Ausstellung durch ihre Be-
teiligung unterstützen zu wollen. Nähere Angaben über
Anmelde- und Einlieferungstermin werden in den Fach-
blättern bekannt gegeben. Außerdem erteilt weitere Aus-
kunft der Schriftführer der Rothenburger Kunstausstellung
1904, Kunstmaler A. Hosse, Rothenburg o. Tbr., welcher
auch auf Wunsch die Ausstellungssatzungen und -Formu-
lare versendet.

Im Königlichen Residenzschloss zu Dresden ist
eine Porträt-Ausstellung eröffnet worden, welche die
Königin Carola zu wohltätigem Zwecke zusammengebracht
hat. Die Ausstellung erstreckt sich auf alte und neue
Kunstwerke; die Dargestellten sind fürstliche Persönlich-
keiten, meist des sächsischen Hauses. Doch sind auch
Bildnisse sonstiger Berümtheiten vorhanden, z. B. das
Wielandporträt von Graff. Das älteste Bild ist der Kur-
fürst Friedrich der Weise von Lukas Cranach. Unter den
Heutigen ist am stärksten Lenbach vertreten.

Die offizielle schweizerische Kunstausstellung,

die in mehrjährigen Zwischenräumen veranstaltet wird,
soll diesmal am 1. September in Lausanne eröffnet werden.

STIFTUNGEN

Eine außerordentlich reiche Zuwendung, nämlich
die Summe von 100000 Mark, hat der Mitteldeutsche
Kunstgewerbeverein in Frankfurt durch Herrn. Mumm von
Schwarzenstein erhalten.

Der in Hildburghausen verstorbene Maler Heinrich
Vogel hat ein Vermögen von weit über 1 Million Mark
zu einer Stiftung für Maler hinterlassen. Malerinnen
sind ausgeschlossen.

WETTBEWERBE

Für das Schinkelfest 1905 schreibt der Berliner Archi-
tektenverein als eine sehr interessante Preisaufgabe die
Pläne zu einem Museum für Architekten und Archi-
tekturplastik in Berlin aus. Es besteht die Absicht, ein
solches Museum zwischen Kurfürsten-Allee und Harden-
bergstraße in Charlottenburg zu errichten. Das Pariser
Trocaderomuseum soll dabei in einigen Punkten vor-
bildlich sein.

VERMISCHTES

Einem Berichte unseres Mitarbeiters, des Herrn Pro-
fessor R. Engelmann in der Voss. Ztg. entnehmen wir,
daß sich in Pompeji einige für den fremden Besucher
höchst unerwünschte Veränderungen vollzogen haben.
Der Eingang zu der Trümmerstätte ist nicht mehr wie
bisher durch die Porta Marina, die den Besucher mit
einem Schlage in diese wiederauferstandene Welt versetzt,
sondern an einer von der Bahnstation etwas abgelegenen
Stelle bei der Gladiatorenschule. Ferner wird man nicht
wie bisher durch einen Führer begleitet, sondern hat sich
auf eigene Faust zurecht zu finden. Die Führer sind wie
Schutzleute innerhalb der Stadt verteilt und man kann sie
nach Belieben heranrufen, um Auskünfte zu erlangen oder
sich die Gebäude aufschließen zu lassen. Nun ist zwar
das Herumgeschlepptwerden von einem redseligen Kustoden
schon von manchem als ein höchst zweifelhafter Genuß
empfunden worden, aber andererseits ist es gerade in
Pompeji nur sehr schwer möglich, sich ohne Führer so
zurecht zu finden, daß man nichts wesentliches zu be-
suchen vergißt, und vor allem ist es sehr lästig, zum Auf-
schließen jedesmal einen Führer rufen zu müssen. Außer-
dem ist auch der Bezirk der Ausgrabungen dem Fremden-
besuch entzogen worden. Verantwortlich für alle diese
Neuerungen ist Herr Pais, der Direktor des Neapler
Nationalmuseums.

Die allgemeine deutsche Kunstgenossenschaft
macht nunmehr große Anstrengungen, um sich aus der
Weltausstellungsaffäre so vorteilhaft als möglich heraus-
zuziehen. Dafür spricht, daß sie den Dresdener Kunst-
händler Gutbier zur Beschaffung gewisser Spezialabteilungen
herangezogen hat. Wie man hört, soll nun sogar eine
»Sezessionsausstellung wider Willen« zusammengebracht
werden, indem aus dem öffentlichen Galeriebesitz Werke
von Liebermann, Leistikow, Thoma u.s.w. nach St. Louis
geschickt werden sollen. Von anderer Seite wieder wird
gesagt, daß das Ausstellungsregulativ die Aufnahme von
Objekten gegen den Willen ihres Verfertigers nicht ge-
stattet. Die Angelegenheit kommt also nunmehr in ein
Stadium, wo sie anfängt, amüsant zu werden. In diesem
Sinne könnten wir auch noch gleich ein Referat über die
schon zu einer ganzen Literatur angeschwollene Frage
bringen, ob der preußische Minister Studt, als er vor Be-
gründung des deutschen Künstlerbundes »zufällig« in
Weimar war, dort gegen diesen Bund gepredigt hat oder
nicht. Die Norddeutsche Allgemeine Ztg. sagt »nein«, die
Weimarische Landeszeitung »ja«. Alles in allem scheint
 
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