Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0127

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
237 Denkmäler — Wettbewerbe — Vermischtes — Anzeigen 238

gognissanti 14, die den nach dem Stand gegenwärtiger
Kennerschaft gearbeiteten Katalog auf Wunsch zusendet.

O. Qr.

Das Städtische Museum zu Magdeburg hat das

große Gemälde »Welken« von Hans Unger — bekannt
durch die Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903 -
angekauft.

Max Sievogts treffliches Gemälde »Andrade, das
Champagnerlied als Don Juan singend« ist soeben von
der Stuttgarter Galerie erworben worden.

DENKMÄLER

Die »Vossische Zeitung« erfährt aus Wien; daß der
Bildhauer Schimkowitz den Auftrag erhalten hat, ein
Brunnendenkmal für Schwind dicht neben dem Hof-
museum zu errichten, wofür einige Mecäne das Geld auf-
gebracht haben.

WETTBEWERBE

Das Bayerische Gewerbemuseum in Nürnberg
schreibt für König Ludwigs Stiftung folgende Aufgabe
auf das Jahr 1904 aus: Ein freistehender Ausstellungs-
schrank, dessen Herstellungskosten den Betrag von 500 M.
nicht überschreiten soll. Preis 300 und 200 M. Ein-
lieferung bis 1. Juli 1904.

VERMISCHTES

Berlin. Die Feier des Geburtstages des Kaisers in
der Akademie der Künste brachte eine Überraschung. Die
Rede des bekannten Kirchenbaumeisters Johannes Otzen
über Das Moderne in der Architektur der Neuzeit« gehört
zum reifsten, was bisher über die Kunstbewegung der
Gegenwart gesagt worden ist. Uber den Parteien stehend,
und aus dem Schatze reichster Erfahrung schöpfend, wies
der Vortragende nach einer Einleitung über das Verhältnis
der preußischen Könige zur Kunst zunächst die Notwendig-
keit der modernen Bewegung nach und gab dann in großen
Zügen ein Bild von ihren Errungenschaften, ohne ihre
Mängel und Ausschreitungen zu verschweigen. Sehr fein
war die Parallele zwischen den heutigen Zuständen und
denen unter Friedrich II. Dem großen König ist es zum
schweren Vorwurf gemacht worden, daß er sich der jungen
deutschen Dichtung gegenüber vollkommen ablehnend ver-
halten hat. Allein unter seiner Gunst wäre sie vielleicht
zu einer Treibhauspflanze geworden, während sie so in
der frischen Luft gedeihen konnte wie eine junge Eiche.
So wird der Widerstand der leitenden Kreise auch der
modernen Kunst zum Vorteil gereichen, weil er sie zur
Selbstzucht zwingt. Allerdings besteht — das könnte man
gegen den Vortragenden einwenden — denn doch noch
ein Unterschied 'zwischen Ablehnung und Unterdrückung.
Gerade weil die Rede sich von aller Polemik frei hielt und
jeder Ausdruck aufs sorgfältigste abgewogen war, machte
sie ersichtlich einen tiefen Eindruck. Dabei fehlte es aber
nicht an freien und mutigen Worten. Wohl zum erstenmal
an einer solchen Stelle ist von dem »glänzenden Meteor«,
dem »großen Philosophen« Friedrich Nietzsche gesprochen j
worden. Da die Rede demnächst im Drucke erscheinen j
wird, können wir es uns versagen, näher auf sie einzu-
gehen, empfehlen aber ihre Lektüre um so angelegentlicher.

Rom. Appartamento Borgia. Die Privatgemächer des

Kardinal-Staatssekretärs sind inzwischen soweit fertig ge-
worden, daß die Übersiedlung dorthin erfolgen konnte.
Immer aber dient das Appartamento Borgia noch für
Audienzen und Sitzungen, und dabei wird es auch zunächst
wohl bleiben. Aber man ist im Vatikan sichtlich bemüht,
dem Publikum den Besuch der Gemächer zu erleichtern.
Ein Gesuch an Seine Eminenz wird niemals abschlägig
beschieden, und man kann die herrlichen Räume jetzt
täglich zwischen 2 und 4 Uhr sehen. Allerdings ist damit
das Vermächtnis Leos XIII. noch nicht der Öffentlichkeit
zurückgegeben, um so mehr als die beiden Gemächer der
Torre Borgia noch immer zu Privatzwecken dienen und
nach wie vor unzugänglich sind. Aber die vier Hauptsäle
sind doch durch diese neue Bestimmung in den Schutz
des Publikums gestellt, und jedermann kann sich über-
zeugen, daß sie musterhaft gehalten werden. Verände-
rungen sind nur wenige zu verzeichnen, und sie bedeuten
eigentlich Verbesserungen. Aus dem Saal der Päpste
wurden die Waffen entfernt, unter denen sich nichts von
Bedeutung befand. Er macht allerdings jetzt durch die
große Leere einen kälteren Eindruck als früher. Die fol-
genden drei Zimmer sind einfach und vornehm eingerichtet.
Vor allem das Katharinen-Gemach hat unendlich gewonnen
durch die riesige Tafel in der Mitte mit dem Purpurteppich
und alten Lehnsesseln ringsherum. Er dient zu allen
Sitzungen von Kongregationen, politischen Beratungen u. s.w.,
bei denen der Kardinal-Staatssekretär präsidiert. Man kann
sich keine Vorstellung machen, wie unendlich die Pracht
der Wand- und Deckenmalereien durch dieses vornehme
Ameublement gehoben wird. Dazu kommt, daß alle Räume
elektrisches Licht erhalten haben, das in den düsteren, nach
Norden gelegenen Gemächern auch am Tage von größtem
Nutzen ist. Es ist überdies so kunstvoll angebracht, daß
das ganze Lichtmeer auf die Lünetten und das Gewölbe
fällt, so daß das Auge fast geblendet wird von der Pracht
des Goldes und der Farben. Es muß endlich betont wer-
den, daß der Erhaltungszustand der denkbar beste ist, daß
an den Wänden nicht ein Nagel eingeschlagen wurde,
daß selbst die Möbel grundsätzlich die Wände nicht be-
rühren. Glänzendere Empfangsräume hat schwerlich je
ein Kirchenfürst zur Verfügung gehabt, und man muß
fürchten, daß sich Mery del Val nicht beeilen wird, diese
Herrlichkeit preiszugeben.

In der englischen Provinz Sussex ist am 18. Januar
Knepp Castle niedergebrannt und die Kunstwelt hat
damit nicht nur die Vernichtung eines der schönsten
englischen Schlösser zu beklagen, sondern zugleich auch
einer Reihe großer Meisterwerke der Malerei. Unter den
verbrannten Bildern befinden sich z. B. acht Porträts von
Holbein, darunter eines der Anna von Cleve, einige
Porträts von van Dyck, Hals u. s. w.

Von dem Ausschuß für die Leipziger Ausstellung in
St. Louis (Geschäftsstelle Kunstgewerbemuseum) wird uns
geschrieben: Um Mißverständnissen vorzubeugen, teilen
wir mit, daß die Teilnahme Professor Klingers an den
Arbeiten für den Leipziger Musiksaal keineswegs den Be-
schlüssen des Weimaraner Künstlerbundes widerspricht,
da Herr Professor Klinger bereits am 31. März 1903 seine
Mitwirkung an dem Leipziger Unternehmen in bindender
Weise zugesagt hatte. Die Vorgänge aber, die am
15. Dezember 1903 zur Konstitution des Künstlerbundes
führten, spielten sich erst vier Monate später im Sep-
tember ab.

Inhalt: Pariser Brief. Von Karl Eugen Schmidt. — »Düsseldorfer Brief«. — Osvald Siren Ph. Dr., Dessins et tableaux etc. — Franz Skarbina
in _ den Senat gewählt. — Aus der Markuskirche in Venedig; Rom, Ära Pacis Augustae; Spoleto, Einsturz der Stadtmauer. — Kaiser
Friedrich - Museum ; Florenz, Ausstellungen; Städisches Museum zu Magdeburg; Erwerbung der Stuttgarfer Galerie. — Brunnendenkmal
für Schwind. — Wettbewerbe. — Berlin, Rede von Johannes Otzen; Rom, Appartamento Borgia; Knepp Castle niedergebrannt; Teilnahme
Professors Klingers an Arbeiten für die Weltausstellung in St. Louis betreffend. — Anzeigen.
 
Annotationen