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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Florentiner Neuigkeiten
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0156

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Nekrologe — Personalien — Ausgrabungen und Funde — Denkmalpflege

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Castellucci restauriert worden. Diese Restaurierung hat
die alte Einteilung hergestellt, die Sgraffiti auf Grund er-
haltener Fragmente erneuert und die Säulenstellung unter-
halb des Daches wieder geöffnet. Gern wird man der
Tätigkeit der Vereinigung zum Schutz von Alt-Florenz ge-
denken, durch deren Eingreifen dieses edle Stück Floren-
tiner Privatbaues aus der zweiten Hälfte des Quattrocento
nicht nur vor dem Untergang bewahrt wurde, sondern
auch wieder in Stand gesetzt wird. Man findet Abbildung
des ursprünglichen Zustandes und den Restaurationsentwurf
im 2. Heft des Bollettino dell' Associazione per la difesa
di Firenze antica wiedergegeben.

Endlich sollen die Fresken des Chiostro verde in
Santa Maria Novella durch rationelle Behandlung vor
weiterem Untergang geschützt werden. Der Beginn der
Arbeiten hat an den Wölbungsvierecken Bildnisse der
Heiligen des Dominikanerordens und an den Rippen die
Reste der ursprünglichen Bemalung freigelegt. a. Gr.

NEKROLOGE

In Haus Hainberg (Unterfranken) ist Marianne
Müller geb. Fiedler gestorben, die sich als Malerin, mehr
noch durch ihre Lithographien einen guten Namen ge-
macht hat. Sie war 1864 zu Dresden geboren, machte
ihre Studien in München unter Ludwig Herterich; außer-
dem gewann Otto Greiner starken Einfluß auf ihr Schaffen.
Außer schönen Landschaften in Aquarell und Pastell, sowie
ansprechenden Exlibris hat sie mit Vorliebe Lithographien
geschaffen, besonders gute charakteristische Bildnisse, eine
Ansicht der Marienburg (in mehreren Farben gedruckt)
und anderes. Ihre besten Blätter besitzt das Kgl. Kupfer-
stichkabinett zu Dresden. Von süßlicher Anmut hielt sie
sich weit entfernt, ebenso von gesuchter Häßlichkeit; alles,
was sie schuf, hatte Charakter und Stil.

Marie Stüler-Walde, eine talentvolle Berliner Zeich-
nerin, deren Beiträge in der Jugend und anderen künst-
lerischen Blättern dieser Art sehr geschätzt waren, ist an-
fangs März nach kurzer Krankheit gestorben.

Am 1. März waren 100 Jahre verflossen, daß Franz
Hanfstaengl, der Begründer der weit berühmten Münchener
Kunstanstalt, das Licht der Welt erblickte. Das außer-
ordentliche Zeichentalent des jungen Bauernburschen
lenkte frühe die Gunst einsichtiger Männer auf ihn und
es zeigte sich, daß er insonderheit für die Lithographie,
die damals noch in ihrer ersten Blüte stand, eine solche
Begabung besaß, daß er sich noch in verhältnismäßig
jungen Jahren zum beliebtesten Porträtlithographen seiner
Zeit aufschwang. Dann wandte er sich der lithographischen
Nachbildung der Werke alter Meister, vornehmlich der
Dresdener Galerie, zu und diese Leistungen waren für
ihre Zeit bahnbrechend. Als später die Photographie sich
aus den Kinderschuhen herausgearbeitet hatte und Resultate
zeitigte, die ihre alle älteren Reproduktionsmethoden nieder-
werfende Bedeutung ahnen ließen, verließ Hanfstaengl die
Lithographie und gründete nun die große Kunstanstalt für
photographische Reproduktionsmethoden, an deren Ruhm
sich die Firma heute mit Recht erfreuen kann.

PERSONALIEN

Die durch den Weggang des Professors Weizsäcker
nach Stuttgart freigewordene Stellung eines Direktors
des Städelschen Museums in Frankfurt ist soeben durch
Professor Ludwig Justi besetzt worden. Daß diese viel-
begehrte Stelle einem verhältnismäßig noch so jungen
Gelehrten anvertraut worden ist (Justi war seit 1901 Privat-
dozent an der Berliner Universität, seit vorigem Herbst

außerordentlicher Professor in Halle) darf als besondere
Anerkennung seiner Qualitäten gelten.

Cornelius Gurlitt hat sein Amt als Rector magnificus
der Dresdener Hochschule mit einer Rede über das Ver-
hältnis der Kirche zur Kunst angetreten.

Professor Emil Doepler d. ä. hat am 8. März sein
80. Lebensjahr vollendet. Seinen Ruf verdankt er haupt-
sächlich seiner trefflichen Kenntnis des Kostümwesens und
dem dekorativen Geschmacke, mit dem er historische oder
allegorische Kostüme zu entwerfen verstanden hat. Doeplers
größte Leistung auf diesem Gebiete ist seine Mitwirkung
bei der ersten Inszenierung der Bayreuther Festspiele. Der
Künstler ist seit einigen Jahren nicht mehr tätig.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Ein neuer wichtiger Rest der Lutetia Parisiorum

ist zum Vorschein gekommen. Bei einer Grabung, die auf
dem linken Seineufer nahe dem College de France vor-
genommen wurde, fand man die ziemlich wohlerhaltenen
Mauern einer bedeutenden Badeanlage. Die Kenntnis über
das römische Paris hat überhaupt in den letzten Jahren
wesentlich zugenommen, so ist man z. B. nicht weit von
dem jetzigen Funde vor einigen Jahren auf ein antikes
Theater gestoßen. Es ist zu hoffen, daß man bald in
der Lage sein wird, einen vollständigen Plan der alten
Stadt feststellen zu können.

DENKMALPFLEGE

Die Kommission zur Erhaltung der Kunstdenk-
mäler im Königreich Sachsen hat ihren zweiten Bericht
veröffentlicht, der sich auf die Jahre 1900, 1901 und 1902
erstreckt. Die Kommission besteht seit dem 1. Oktober
1894; an ihrer Spitze steht der Geh. Regierungsrat Dr.
Genthe, ferner gehören ihr an der Inventarisator der sächsi-
schen Kunstdenkmäler Geh. Hofrat Gurlitt, zwei Mitglieder,
die das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium ernennt,
je eines vom Kgl. sächsischen Altertumsverein, vom Mini-
sterium des Innern, vom Haus- und vom Finanzministerium.
Die Geschäfte der Kommission haben stetig an Umfang
zugenommen; von 2619 Eingängen fallen auf die letzten
drei Jahre 1930. Aus dem Bericht ist zunächst zu er-
wähnen, daß die Kommission im Lande 35 Vertrauens-
männer ernannt hat, welche sofort über jede Gefährdung
von Kunstdenkmälern zu berichten haben, die ihnen be-
kannt wird. Die Kommission hat eine Versuchsstelle für
Holzerhaltung errichtet, wo Mittel zur Bekämpfung der
Holzkrankheiten erprobt werden (Vertreibung der Holz-
würmer, Erhärten der durch Wurmfraß oder Trockenfäule
abbröckelnden oder in Mehl zerfallenden Holzteile und
Wiederbefestigung der abblätternden Farbschichten). Ver-
öffentlicht hat die Kommission drei kleine Druckschriften,
Ratschläge für die Pflege kunstgewerblicher Altertümer,
zur Pflege von Öl- und Temperagemälden, für die Be-
wahrung und Erhaltung von alten Büchern und Einzel-
blättern. Weiter tat die Kommission Schritte zur Erhal-
tung von Grabdenkmälern auf Kirchhöfen; die Unter-
suchungen von Steinerhaltungsmitteln wurden fortgesetzt.
Ein Bericht über die Ergebnisse wird nächstens erscheinen.
— Weiter gibt der Kommissionsbericht Auskunft über
ein paar hundert Einzelfälle seiner Tätigkeit aus den ver-
schiedensten Orten seiner Tätigkeit. Das Mißliche an
diesem Bericht ist, daß er sich nicht auch auf das Jahr 1903
erstreckt, so daß man in vielen Fällen nicht über die
gegenwärtige Sachlage unterrichtet wird. Ein zweiter
Übelstand ist, daß die Kommission nur die Befugnis zu
Gutachten hat, an die sich niemand zu kehren braucht.
 
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