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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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317

Wettbewerbe — Vereine — Vermischtes — Archäologisches

318

WETTBEWERBE

Die Berliner Akademie der Künste hat folgende
Preise verliehen: Den großen Staatspreis dem Architekten
Alexander Höhrath in Witten und dem Maler Hans Müller
in Dachau; den Rohrschen Preis hat der Maler Herbert
Arnold in Berlin erhalten.

Das Bayerische Gewerbemuseum zu Nürnberg
hat zur Erlangung eines künstlerischen Plakates für die im
Jahre 1906 in Nürnberg stattfindende bayerische Jubiläums-
ausstellung für Kunst, Industrie und Gewerbe ein Preis-
ausschreiben zur Erlangung eines künstlerischen Plakates
an sämtliche in Bayern lebende Künstler erlassen. Für
Preise wurden ausgesetzt: 1000, 500 und 300 Mark. Die
Jury haben übernommen: Dr. W. Bredt, Direktor Fr.
Brochier, Kunstmaler W. Georgi, Oberbaurat Th. v. Kramer,
Professor L. Kühn, Professor Dr. J. Ree, Architekt R.
Riemerscheid, Baurat Dr. Rieppel und Hofrat Dr. Ritter
v. Schuh, sämtlich in Nürnberg.

VEREINE

Die Mitgliederversammlung des Vereins Berliner
Künstler hat sich gegen die sogenannte Reformpartei er-
klärt und hat den ganzen Vorstand, der, wie in voriger
Nummer berichtet wurde, seine Ämter niedergelegt hatte,
wiedergewählt, nur mit der Änderung, daß an Stelle von
Werner Schlich, Otto H. Engel eingetreten ist.

Als ein Gegenstück zum deutschen Künstlerbunde
mit etwa gleichen idealen Zielen hat sich ein Bund
deutscher Architekten gebildet. Vorsitzender ist Prof.
Haupt in Hannover; Bruno Schmitz und Jos. Olbrich ge-
hören unter anderen dem Vorstande an.

VERMISCHTES

Demnächst wird in Breslau an der Südseite des Rat-
hauses, westlich vom Eingange zum Schweidnitzer Keller
der Bärenbrunnen von Ernst Moritz Geyger auf-
gestellt werden. Die sehr launige Bronzeplastik stellt
einen auf einer Stange sitzenden Bären dar, dessen heraus-
hängende Zunge zum Anhängen des Eimers zu benutzen
ist, während ein Zug am Halsband das Wasser herausfließen
läßt.

Im Königl. Institut für Glasmalerei in Charlotten-
burg sind im Auftrage des Kultusministers die herrlichen
Glasmalereien aus dem Chore der St. Elisabethkirche in
Marburg, deren Entstehung in die Jahre 1260—1320 fällt,
restauriert worden.

Eine neue Münze will sich der Bremer Staat prägen
lassen. Bis 1871 hatte Bremen eigenes Geld, dann trat die
Reichsmünze an deren Stelle. Es wäre also Gelegenheit
gegeben, eine künstlerische Leistung zu erstreben, wenn
auch in gesteckten Grenzen, da die Wappenseite das ge-
gebene Motiv, das Bremer Wappen, aufweisen soll. Immer-
hin aber ließe sich dieses mit dem Drum und Dran
künstlerisch behandeln, wie die Senatsmedaille von Herrn.
Hahn, München, zeigt.

Die Wiener Sezession hat ein illustriertes Heft
herausgegeben, in welchem sie ihren Rücktritt in St. Louis
begründet. Es geht daraus hervor, daß sie nach dem von
ihr in Wien geübten und auch z. B. auf der Düsseldorfer
Ausstellung im vorigen Jahre mit Erfolg auswärts an-
gewandten Prinzip nur ganz wenige Kunstwerke in einer
besonders dafür gedachten Raumgestaltung zur Ansicht zu
bringen, auch in St. Louis verfahren wollte. Die staatliche
Kunstverwaltung hat jedoch dagegen Einspruch erhoben,
daß der der Sezession zugewiesene Raum nur mit sechs
Gemälden und sechs Plastiken besetzt werden soll. Wir
vermuten, daß bei der Mißbilligung des Ministeriums gegen

die Absichten der Sezession wohl noch andere Gründe im
Spiele gewesen sein müssen, denn die bloße Tatsache,
daß die Mitglieder der Vereinigung eine derartige Selbst-
überwindung an den Tag legen, daß sie alle von der Aus-
stellung ihrer Werke zurücktreten und sich gleichsam dafür
opfern, damit die Werke dreier, von ihnen besonders ge-
schätzter Genossen in einer ihrem Ideale entsprechenden
Form vorgeführt werden, ist doch nur allen Lobes wert.
Wer die letzte Klimtausstellung in Wien gesehen hat, kann
sich eine ganz genaue Vorstellung davon machen, wie der
beabsichtigte Saal für St. Louis ausgesehen hätte; er kann
diese Art bizarr nennen, aber er wird jedenfalls, die ganze
Weltausstellung unbesehen, im voraus erklären müssen,
dieser Saal wäre ein Effektstück ersten Ranges geworden,
der wahrscheinlich von allen Darbietungen der Kunst-
abteilung am meisten von sich reden gemacht hätte. Die
Sache ist uns, wie gesagt, unbegreiflich.

ARCHÄOLOGISCHES
Der Hermes des Alkamenes. Im November vorigen
Jahres wurde bei den Ausgrabungen des Kaiserlich
deutschen archäologischen Institutes in Pergamon eine
Herme mit bärtigem Kopf aus weißem Marmor gefunden,
über die mit anerkennenswerter Schnelligkeit bereits jetzt
eine Publikation von Conze in den Sitzungsberichten der
preußischen Akademie der Wissenschaften erschienen ist,
die uns auch die aus vielen Stücken wiederzusammen-
gesetzte römische Kopie eines griechischen Originals in
Abbildung bewundern läßt. Nichts geringeres als das
erste dem Alkamenes, dem großen Zeitgenossen und
Rivalen des Phidias, mit an Sicherheit grenzender Wahr-
scheinlichkeit zuzuschreibende Werk hat uns der klein-
asiatische Boden in Kopie bewahrt. »Du wirst erkennen,
daß dies des Alkamenes herrliches Bild ist. Hermes der
vor dem Tore. Pergamios stellte es auf«, lautet die In-
schrift. Viele Werke des Alkamenes sind uns von den
alten Autoren genannt, aber keines ist mit Sicherheit
identifiziert; auch ein Hermes - vor dem Tore«, Propylaios,
ist durch Pausanias (I, 28, 8) als ein berühmtes Bildwerk
des Altertums überliefert. Doch wußte man bis jetzt
nicht, daß Alkamenes der Meister war, der es schuf.
Wenn wir oben noch das einschränkende »mit Wahr-
scheinlichkeit« bei der Zuweisung an den berühmten
Alkamenes zugefügt haben, so ist es nur, um die Möglich-
keit, daß ein anderer Alkamenes die Herme gefertigt
haben kann oder daß der späte Stifter Pergamios, der zu
oder — wie Wilamowitz auf Grund der Wortbildung
Pergamios meint — nach Hadrians Zeiten gelebt haben
muß, den Meister nicht richtig nannte, nicht außer dein
Bereich der Erwägung zu lassen. Aber die stilistischen
Gründe sprechen wohl für ein Werk der reifen Zeit des
5. vorchristlichen Jahrhunderts als Vorbild, und ebenso
der Vergleich mit denjenigen Werken, die in unserem
Antikenbesitze mit Wahrscheinlichkeit auf Alkamenes zu-
rückgeführt werden. Von dem, was Furtwängler (Master-
works p. 84 ff) für Alkamenes in Anspruch nimmt, dürfte
wohl der Hephaistos in dem Chiaramontikopf das
nächststellende Kunstwerk von der Hand dieses Meisters
sein. Der Hermes des Alkamenes ist, wie Conze in der
erwähnten Publikation in den Sitzungsberichten der König-
lich preußischen Akademie der Wissenschaften richtig be-
merkt, noch keine Individualität eines Hermes; aber er ist
ein großer Gott, dessen Antlitz mächtige Wirkung aus-
strahlt. Diese sauber stilisierten Buckellöckchen können
übrigens in ihrer archaisierenden Art von dem römischen
Kopisten gerade so übertrieben worden sein, wie das
Haar des Chiaramonti Hephaistoskopfes uns einen viel
freieren Stil zeigt, wie wir von Alkamenes erwarten dürfen.
 
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