Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

DOI article:
Verschiedenes / Inserate
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0192

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
367

Ausgrabungen und Funde — Vermischtes — Neue Erscheinungen der Kunstliteratur

368

Die Münchener Jahresausstellung 1904 im Kgl-
Glaspalast wird wie bisher am l.Juni eröffnet und Ende
Oktober geschlossen werden. Der Termin für Anmel-
dungen läuft bis zum 30. April; die Einlieferung der
Kunstwerke hat in der Zeit zwischen 10. und 30. April
zu erfolgen.

In Petersburg wurden am 21. März alle Kunstaus-
stellungen geschlossen. Wegen der Kriegszeit ist die
Saison keine günstige gewesen. Die Wanderausstellung
in den Sälen der Kaiserlichen Gesellschaft zur Förderung
der Künste wurde in diesem Jahre von 13500 Personen
gegen 22000 im vorigen Jahre besucht, und es wurden
nur 31 Gemälde verkauft. Noch weniger günstig gestaltete
sich der Erfolg der akademischen Frühlingsausstellung mit
11000 Besuchern und ig Gemäldeverkäufen. Ähnliche ge-
ringe Resultate hatten die Ausstellungen der Petersburger
Künstler und die der »Neuen Genossenschaft«, beide in
der Passage, und der neue Künstlerverein in der Kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Von einer Anzahl echter Corots, die sich in der
Sakristei einer kleinen Kirche zu Nantes befinden und bis-
her vollständig unbeachtet geblieben sind, berichtet das
»Journal des Debats«. Corot soll diese Bilder, 14 Dar-
stellungen zu einem Leidenswege Christi, auf Bitten der
Dame des Hauses, wo er an Sonntagen zu Landschafts-
studien häufig wohnte, gemalt und der Kirche geschenkt
habe. Die Kirche besitzt auch noch eine Flucht nach
Ägypten von ihm.

Ein romanischer Grabstein. Beim Abbruch der
alten Hospitalkirche in Rochlitz ergab sich, daß die Tritt-
platte unmittelbar vor dem Altartisch ein umgekehrter
Grabstein aus dem Mittelalter war. Der Stein wies nur
Bildhauerei auf. Er besteht aus Rochlitzer Porphyr. Man
sieht unter anderem ein lateinisches Kreuz, dessen Arme
mit im Vierpaß geschlossenen Rosetten besetzt sind. Auf
dem Stamm dieses Kreuzes liegt ein heraldisch sehr edel
wirkendes Dreieckschild mit einem aufrechtstehenden,
züngelnden Löwen, der wiederum mit einem linken Strich-
schrägbalken belegt ist. Der Löwe, dessen Schwanzanfang
zwei merkwürdige dornartige Spitzen besitzt, scheint das
Schild vollständig zu erfüllen. Nach Ansicht des Vor-
sitzenden des Vereins für Rochlitzer Geschichte, Dr. Pfau,
stammt der Stein zweifellos aus dem 13. Jahrhundert, viel-
leicht aus der Zeit um 1280. Es handelt sich möglicher-
weise um den Grabstein eines Deutschherren.

VERMISCHTES
Brand in der Galerie R. v. Kaufmann in Berlin.

Bei dem schon gemeldeten, in der Galerie des Herrn Ge-
heimrat Professor R. v. Kaufmann ausgebrochenen Brande
hat das Feuer arg gehaust, leider gerade in dem Räume,
wo die besten altniederländischen Bilder hingen. Etwa
zwanzig Gemälde sind beschädigt, meist sehr schwer, etwa
acht davon vollständig verloren, wie der Flügelalter mit
der Beweinung Christi von Memling, der Flügelaltar von
Patenier mit der heiligen Familie auf der Flucht, zwei
kleine Flügel von Gerard David, ein Porträt von Neuf-
chatel und anderes mehr. — Der Verlust ist sehr groß
auch im allgemeinen, für die Kunstwissenschaft, nicht nur
für den Besitzer.

Die Kunstdebatte im preußischen Abgeordneten-
hause. Weniger temperamentvoll als neulich im Reichs-
tag, aber ebenfalls einhellig in der Hauptsache, wurde von
den Rednern der verschiedenen Fraktionen die Sache der
Sezessionen im Abgeordnetenhause vertreten. Der volks-
parteiliche Abgeordnete Träger bezeichnete die Sezession
als einen Kampf gegen Routine und Zopf; der national-
liberale Abgeordnete Dr. Beumer führte aus, daß das be-
kannte schlimme Urteil über Wallots Reichstaggebäude
viel eher auf die zahlreichen Kunstgebilde der allerneuesten
Zeit passe. Zentrum und Konservative traten ebenfalls
gegen einseitige Bevorzugung auf dem Kunstgebiete auf.
Kultusminister Dr. von Studt bestritt gegen die Sezession
vorgegangen zu sein; er stehe mit gutem Gewissen den
Preßangriffen gegenüber.

Nürnberger Brunnenkonkurrenz. Im Wettbewerb
für den durch die Kommerzienratswitwe Bach gestifteten
Kunstbrunnen erhielt den ersten Preis Kittler in Nürnberg,
den zweiten Preis Blecker in München, den dritten Preis
Professor Herrn. Hahn und Karl Sattler, beide in München.
Anerkennungspreise erhielten Johannes Müller in Nürnberg,
Professor Hahn und Karl Sattler in München und Professor
Taschner in Breslau.

Reichenberg, Stiftung der Liebieg-Galerie. Der
am 5. dieses Monats verstorbene Baron Heinrich Liebieg
hat seiner Vaterstadt Reichenberg nicht nur eine Million
Kronen und die Burg Hohenhabsburg, sondern auch seine
Gemäldegalerie nebst einem Erhaltungs- und Vermehrungs-
fonds von 600000 Kronen und seine seltene Sammlung
von Metallarbeiten dem Nordböhmischen Gewerbemuseum
vermacht.

NEUE ERSCHEINUNGEN DER
KUNSTLITERATUR

Besprechung vorbehalten

Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Heft 52: Damrich,
Ein Künstlerdreiblatt des 18. Jahrhunderts aus Kloster
Schreyern. Ebenda; 6 M.

Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Heft 53: Kehrer,
Die »heiligen drei Könige« in der Legende und
bildenden Kunst bis Albrecht Dürer. Straßburg,
J. H. Heit., 8 M.

Zur Kunstgeschichte des Auslandes. Heft XVIII: Stengel,
Das Taubensymbol des hl. Geistes. Ebenda; 2,50 M.

Zur Kunstgeschichte des Auslandes. Heft XIX: Witting,
Westfranzösische Kuppelkirchen. Ebenda; 3 M.

Bergner, Kirchliche Kunstaltertümer in Deutschland. Liefe-
rung 2. Leipzig, Chr. Tauchnitz; 5 M.

Eimermacher, Katechismus der malerischen Perspektive.
Leipzig, Fisher & Co.

Encyklopädie der Photographie. Heft 48: Müller, Das
Arbeiten mit Rollfilms. Halle, W. Knapp; 1,50 M.

Johanna de Jongh, Het hollandsche landschap in ontstaan
en wording. 's-Gravenhage, Marlinus Nijhoff.

Da der Unterzeichnete in Ruhestand versetzt worden ist,
so bittet er Zusendungen, welche an die Direktion
des Kgl. Kupferstichkabinetts als solche gerichtet sind,
nicht mehr mit seiner persönlichen Adresse zu versehen.
München, 14. April 1904.

Dr. Wilhelm Schmidt,

Sonnenstr. 18.

Inhalt: Zwei Briefe Moriz Schwinds und einer von W. Lübke an Friedrich Preller. Von Julius Gensei. — Zur Donatello-Kntik. Von Alfred
Ootthold Meyer. — Andre Hennebicq f; Christian Meyer Roß t; Hugo Elkan f. — Deutsche Kunstausstellung in Bremen; Ausstellungen
in Berlin; Ausstellung europäischen Porzellans in Berlin; Dresden, Ausstellung von silbernem Tafelgerät; Eisenach, Preller-Ausstellung;
Hannover, Ausstellung des Nachlasses Friedrich Kaulbachs; Münchener Jahresausstellung im Kgl. Glaspalast; Kunstausstellungen in St.
Petersburg. — Eine Anzahl echter Corots; Ein romanischer Grabstein. — Brand in der Galerie R. y. Kaufmann in Berlin; Kunstdebatte
im preußischen Abgeorduetenhause; Nürnberger Brunnenkonkurrenz; Reichenberg, Stiftung der Liebieg-Galerie. — Neue Erscheinungen
der Kunstliteratur.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
 
Annotationen