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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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395

Bücherschau — Nekrologe — Personalien — Institute

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BÜCHERSCHAU
Katalog der Gemäldegalerie des Städelschen Kunst-
instituts in Frankfurt a. M., bearbeitet von H. Weizsäcker,
illustrierte Ausgabe, 2 Abt. in 1 Bde., mit 38 Lichtdrucken
nach Gemälden und Kartonzeichnungen älterer und
neuerer Meister, Frankfurt 1903.
Gerade in den Tagen, wo Professor H. Weizsäcker das
Direktoriat des Städelschen Instituts niederlegte, erschien
der II. Teil des von ihm verfaßten Katalogs, die moderne
Abteilung, und zugleich die illustrierte Gesamtausgabe
beider Teile. Mit dieser hat er sowohl seiner Wirksam-
keit in Frankfurt ein bleibendes Denkmal gesetzt, als die
Reihe der besten, nach den Grundsätzen der modernen
Forschung verfaßten Galeriekataloge um ein Muster- und
Meisterstück an Inhalt und typographischer Ausstattung
vermehrt. Der erste Teil, der die älteren Gemälde bis
zum Beginn des 14. Jahrhunderts behandelt, erschien schon
vor vier Jahren, und fand wegen seiner praktischen An-
ordnung und der äußerst gründlichen und nach allen
Seiten orientierenden Angaben die ungeteilte Anerkennung
der Fachkreise. Nun schließt sich der nur ein Drittel so
umfangreiche zweite Teil, der die modernen Gemälde,
Kartons, Zeichnungen und Aquarelle und die Gemälde des
Museumsvereins umfaßt, in der Hauptsache nach denselben
Prinzipien und mit den gleichen Vorzügen der Übersicht-
lichkeit und Exaktheit würdig an. Es wurde hier nur mit
Recht auf die Faksimilewiedergabe der Künstlersignaturen
und Monogramme verzichtet und es brauchte hier auch
nur in wenigen Fällen eine ausführliche Übersicht über
den Gang und die Resultate der Forschung über die be-
treffenden Gemälde gegeben zu werden. Den Künstler-
namen in alphabetischer Reihenfolge schließen sich immer
wenige Zeilen mit den Hauptlebensdaten an, dann folgen
ziemlich eingehende Beschreibungen der Bilder mit An-
gabe über Signaturen und Datierungen, über Maße, Technik,
Material, Provenienz und Reproduktionsnachweise und
endlich speziell wissenschaftliche Notizen. — Ganz außer-
ordentlich fein und vornehm wirkt die Geschlossenheit
des Druckes und zeigt, daß die Forderungen der Raum-
ersparnis und Übersichtlichkeit für eine geschmackvolle
Ausgestaltung des Satzbildes kein Hindernis zu sein brauchen.

NEKROLOGE

C. W. Müller •}■. In Dresden ist am 24. April nach
langem Leiden der Landschaftsmaler Karl Wilhelm Müller
gestorben, der seine Bilder mit Ce We M zu bezeichnen
pflegte. Er war 1839 zu Dresden geboren und war von
1858—64 Ludwig Richters Schüler. Gleich diesem ent-
nahm er die Motive zu seinen zahlreichen anmutigen Land-
schaften mit Vorliebe der sächsisch-böhmischen Schweiz,
und von seiner italienischen Reise her hatte er gleich
Richter eine Vorliebe für die Campagna bei Rom, das
Albaner- und das Sabinergebirge. Die Galerie zu
Dresden hat von ihm ein Nachtbild aus der Campagna;
auch an der malerischen Ausschmückung der gegenwärtigen
Dresdener Hofoper nahm er seinerzeit Teil; von ihm
stammen die Lünetten: Schauplatz der Räuber, der
Nibelungen, des Freischütz, des Tannhäuser. Auch als
Aquarellist war Müller sehr tüchtig. <*/.

Zur Gedächtnisfeier Prellers vereinigten sich am
25. April die Mitglieder der Weimarischen Lokalkunst-
genossenschaft nebst geladenen Gästen von nah und fern
am Grabe Prellers, wo Professor Kanoldt aus Karlsruhe
die Gedächtnisrede hielt. Nachdem noch Kränze am Grabe
niedergelegt worden waren, begaben sich die Teilnehmer
nach dem einstigen Wohnhause Fr. Prellers in der Belvedere-
allee, um hier die feierliche Enthüllung einer Marmorge-
denktafel vorzunehmen.

PERSONALIEN
München. Der Direktor der Kgl. Kupferstich- und
Handzeichnungensammlung, Dr. W. Schmidt, wurde seinem
Ansuchen entsprechend, unter Anerkennung seiner lang-
jährigen treu geleisteten Dienste, in den dauernden Ruhe-
stand versetzt und zugleich von der Funktion eines Mit-
gliedes der Galeriekommission entbunden. Zum Direktor
der Kgl. Kupferstich- und Handzeichnungensammlung wurde
der seitherige Konservator derselben, Dr. Heinrich Pallmann-
München, befördert.

INSTITUTE

Rom. Archäologisches Institut. Professor Petersen er-
öffnete die Festsitzung vom 22. April mit guten Wünschen
für das neue Jahr der ewigen Stadt, die, hohen Besuches
gewärtig, auch jetzt wie vor einem Jahr im Festschmuck
prangt. Dr. P. Hartwig hatte im Sitzungssaal als unge-
wöhnlichen Schmuck die in seinen Besitz gelangten Marmor-
fragmente eines kaiserlichen Monuments in würdiger Weise
ausgestellt und erläuterte dieselben in eingehender Rede.
Ein verkröpftes Gebälk in reicher Ausführung wurde von
Säulen einzigartiger Bildung getragen: auf palmartig ge-
schupptem Stamme Kapitelle von naturalistisch gebildeten
Palmblättern. Vor diesen — von denen sich zwei er-
halten — standen mit leichter Seitenwendung zwei jugend-
liche Figuren, verschieden in Tracht und Haltung, die
Hartwig als Atlanten erklärte. Das Hauptstück zeigt oben
das Mittelstück eines Tempels mit figurengeschmücktem
Giebel, zwischen dessen toskanischen Säulen eine geöffnete
Tür sichtbar war, davor tiefer der Kopf eines bärtigen
Flamen nach links gewendet. An anderen gefundenen
Köpfen fiel der eines bärtigen Mannes durch den außer-
ordentlich reich gearbeiteten Helmschmuck auf. Der Tempel
wurde durch seine Architektur und namentlich durch den
Giebelschmuck als der des Quirinus mit Sicherheit erkannt.
Es ist nämlich in dem Giebeldreieck der Moment darge-
stellt, wo dem Romulus das ausschlaggebende Zeichen
zuteil wird, das seine Herrschaft sichert. Unter dem
Giebel sieht man drei nach links fliegende Vögel — die
Raben! —, zur Rechten Remus, zur Linken Romulus mit
Fortuna und Viktoria. In dem Kopf des Behelmten glaubte
der Vortragende den Caracalla erkennen zu dürfen und
fand in dem Brudermord des Kaisers ein Motiv für die
Darstellung des Quirinustempels. — Darauf lenkte Professor
Petersen die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf das Co-
mitium, dessen Geschichte er aus den Resten der von Boni
freigelegten Ostseite zu rekonstruieren versuchte. Petersen
unterschied drei Perioden: die Königszeit, die frührepubli-
kanische und die cäsarische. Mit der letzteren beginnend,
vertrat er mit Nachdruck die Ansicht, daß das schwarze
Steinpflaster — wahrscheinlich an der Ostseite stark ver-
kürzt — in seinem ursprünglichen Verbände erhalten und
mit dem lapis niger Varros identisch sei. Zweifle doch
niemand, daß darunter eben das gefunden sei, was den
lapis niger nach der Überlieferung bedeckt hatte. Die
darunterliegenden Monumente gelten auch anderen nicht
als gleichzeitig: als älter die Inschriftstele und die Säule,
als jünger das Grab mit dem darunterliegenden Rechteck.
Der Vortragende zeigte nun, daß jede dieser zwei Denk-
mälergruppen zu einer verschiedenen Anlage des Co-
mitiums gehöre, die in einer Grundrißskizze ineinander-
gezeichnet vorgelegt wurden. Säule und Cippus gehören
zu einem langgestreckten, geraden Stufenbau, der durch
fast ostwestliche Richtung sich als Südseite des Comitiums
darstelle und weiter südlich, in unregelmäßiger Linie be-
grenzt, die ältesten Rostra gebildet haben mußte. In
höherer Lage ein anderer Stufenbau südlich gegen das
 
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