Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0207

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
397

Sammlungen - Ausstellungen — Vermischtes

398

Forum mit der alten und höher geführten Abgrenzung
nördlich gegen die Kurie mit gerundeten Stufen sich er-
hebend. Petersen wies nach, daß der Stufenkreis im öst-
lichen Teile die geraden Stufen so weit wie möglich gedeckt
habe, im westlichen Teile aber so weit darüber hinaus-
gegangen sei, daß das Romulusgrab gerade über der
Mitte des Kreisabschnittes gelegen habe. Aus den lite-
rarischen Zeugnissen ergab sich endlich mit Bestimmtheit,
daß das Rechteck hinter dem Grabe die Rostia im engeren
Sinne getragen habe. e. st.

SAMMLUNGEN
Courbets Steinklopfer in Dresden. Im Hotel
Drouot zu Paris wurde Mittwoch den 20. April die Samm-
lung Binant versteigert, die etwas über 100000 Franken
einbrachte. Das Hauptwerk war das berühmte Bild
Die Steinklopfer von Gustav Courbet. Die »Frankfurter
Zeitung« berichtet, das Gemälde sei um 45000 Franken
für die Dresdener Galerie erworben worden. In dieser
Form ist die Nachricht falsch. Das Bild ist vorläufig in
den Besitz eines bekannten Dresdener Kunstgelehrten
übergegangen. Es wird zunächst in der Großen Dres-
dener Kunstausstellung, Dresden 1904, gezeigt. Natürlich
wäre es wünschenswert, daß die Galeriekommission es für
die Galerie ankaufte. Das Bild zeigt zwei Steinklopfer,
einen alten, vom Rücken gesehen und einen knienden
jungen, das Gesicht vom breiten Hutrande bedeckt; beide
sind auf staubiger Landstraße dumpf versunken in ihr
hartes Geschäft; in herber Deutlichkeit steht die klobige
Wucht ihrer angestrengten Körper und die bittere Not in
ihrem elenden Aufzug vor Augen. Courbet stellte außer
diesem großen, meisterhaft ausgeführten Werke im Salon
1851 noch das Begräbnis zu Omans aus, ferner die (vom
Jahrmarkte betrunken heimkehrenden) »Bauern von Flagey«
und sein Selbstbildnis. Die Kritik fuhr mit allen Geißeln
des Spottes und der Entrüstung über Courbet her. Er
ließ sich aber bekanntlich nicht irre machen und gab mit
seinen Schöpfungen den Anstoß zu der grundlegenden
Umwälzung in den künstlerischen Anschauungen, welche die
ganze Folgezeit beherrscht hat. — Die Pariser Zeitungen
sind übrigens empört darüber, daß das Louvre-Museum
sich diese Gemälde, »vielleicht Courbets beste Schöpfung«,
hat entgehen lassen; das Werk sei »auch zu dem dop-
pelten Preise nicht zu teuer bezahlt gewesen«. Es sei
geradezu unverzeihlich, eine Perle der französischen Kunst
wegen eines so geringfügigen Betrages ins Ausland ziehen
zu lassen, zumal da das Louvre-Museum erst kürzlich
zwei englische Bildnisse für 150000 Franken angekauft
habe, über die in London die eigenartigsten Gerüchte im
Umlauf seien.

AUSSTELLUNGEN

Berlin. Die am 30. April eröffnete »große« Kunst-
ausstellung ist mit geringen Ausnahmen eine Ausstellung
der Berliner Künstlerschaft mit dem traditionellen Düssel-
dorfer Anhang, einer größeren Anzahl Münchener und Karls-
ruher und einem Saal ungarischer Bilder, unter denen ein
frühes Werk (»Eingefangene Strolche«) des einst allzu be-
wunderten, jetzt über Gebühr vernachlässigten Munkäcsy
sämtliche übrigen zwölfhundert Gemälde der Ausstellung
an Kraft und Schönheit des Tones übertrifft. Die vortreff-
lichen ausländischen Kollektionen des Vorjahres werden
von dem kunstverständigen Teil der Besucher schmerzlichst
vermißt; andererseits kann man es den Berlinern natürlich
nicht verübeln, daß sie nicht in ihrem eigenen Hause das
Aschenbrödel spielen wollen. Betrachten wir also die Aus-
stellung als das, was sie sein will, eine Jahresparade der

»korrekten« Berliner Kunst; etwas anderes sind ihre Pariser
und Londoner Schwestern ja auch nicht. Jammern wir
auch darüber nicht, daß die ersten Säle wieder mitSchlachten-
bildern und Darstellungen sonstiger Denkwürdigkeiten ge-
füllt sind! Zeitereignisse im Bilde der Nachwelt aufzube-
wahren ist ein völlig begreiflicher Wunsch, und es sind
ja auch nicht alle Werke dieser Gattung so minderwertig
wie Bohrdts Geschwader, das räumlich hervorragendste
Bild der Ausstellung. Natürlich gehören Werke, die nicht
aus rein künstlerischen Gesichtspunkten entstanden sind,
nicht in die Kunstmuseen. Die äußere Anordnung ver-
dient alles Lob und ebenso der Eifer, mit dem die früher
so häufigen Proben des reinen Unvermögens ausgemerzt
worden sind. Leider fehlt es auf der anderen Seite fast
ganz an starken künstlerischen Eindrücken. Selten kommt
man weiter als bis zu einem Gefühl der wohlwollenden
Anerkennung oder auch der Verwunderung, wie weit man
es doch im Handwerk bringen kann, ohne einen Funken
von Temperament und Eigenart zu besitzen. So entsteht
nach den ersten Rundgängen ein Eindruck der Eintönig-
keit, der sich bei häufigeren Besuchen kaum ändern wird.
Von den Berliner Kollektivausstellungen erregen nur die
von Uth, Frenzel und Schlichting einiges Interesse. Des
Karlsruhers Ludwig Dill Landschaften wirken in größerer
Anzahl nebeneinander nicht sonderlich günstig. So ist der
kleine Lenbachsaal, über dessen Berechtigung so kurz nach
der Ausstellung im Künstlerhause an und für sich zu
streiten wäre, als eine Oase freudigst zu begrüßen. Unter
den kleineren Skulpturen, den Zeichnungen und den
graphischen Arbeiten scheint sich manches ansprechende
Werk zu befinden. a.

St. Louis. Sonderausstellung deutscher Künstler in
St. Louis. Auf Anregung des Hofmalers C. Arnold in
Weimar hat sich eine Anzahl deutscher Künstler an einer
Sonderausstellung beteiligt, die in dem deutschen »Künst-
lerheim« des Kunstmalers Johannes Schumacher in St.
Louis stattfindet und von Ende Mai bis zum Schluß der
Weltausstellung zugänglich bleibt. Bis jetzt sind über
fünfundzwanzig Künstler, zum Teil mit mehreren Gemäl-
den, angemeldet. Die Ausstellungsräume bieten Platz für
ca. 500 Gemälde, und es wäre zu wünschen, daß die Aus-
stellung von vielen ersten Künstlern beschickt würde, um
ein stattliches Gesamtbild des Teiles der deutschen Kunst
zu bieten, der aus irgend welchen Gründen nicht an der
Weltausstellung selbst teilnimmt.

Berlin. Die Kunstausstellung der Sezession wurde
am 3. Mai für geladenes Publikum feierlich eröffnet. Neben
den Vorstandsmitgliedern: Liebermann, Slevogt, Trübner,
Leistikow, Hofmann, Corinth, Gaul und Tuaillon sind auch
die jungen Mitglieder der Sezession stark vertreten. Dies-
mal beteiligt sich auch wieder die Münchener Sezession
und die »Scholle« mit einem eigenen Saale. Viel Be-
deutendes bietet auch das Ausland, z. B. das große Wand-
gemälde von Hodler, das bekannte Werk von dem Dänen
J. Paulsen »In der Heimat des Künstlers«, ein großes
Porträt von Lavery und das ganz hervorragende Porträt
des Schriftstellers Duret von Whistler.

VERMISCHTES

Das sogenannte Grab des Drusus bei Wulfen ist
durch den Köthener Geschichtsverein freigelegt und dabei
sind ein Halsschmuck, gegen dreißig Gefäße und viele
Scherben gefunden worden.

In Wereschtschagins künstlerischem Nachlaß be-
findet sich neben einer Reihe von Studien ein einziges
größeres Gemälde: Der Begräbnisplatz der Könige, das
der Künstler selbst auf 24000 Mark geschätzt hatte.
 
Annotationen