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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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441

Denkmalpflege — Ausstellungen

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Art auseinander gesetzt. Ein Kapitel, an welchem nur die
epigrammatische Kürze zu bedauern wäre, behandelt die
physiologischen Wirkungen und der Schlußbrief kenn-
zeichnet in schlichten Worten den Unterschied zwischen
der künstlerischen und unkünstlerischen Auffassung. Daß
der Künstler zum Zweck der malerischen Wiedergabe der
Natur erst neu sehen lernen müsse, ist ein Satz, der zwar
schon oft und von den verschiedensten Personen aus-
gesprochen worden ist, aber ich habe ihn noch nie so
gut, so einfach begründet gefunden, ihn noch nie auf so
natürliche Weise bewiesen gesehen. Der jahrzehntelange
Streit zwischen den Künstlervereinen, dessen Wellen sich
bis in die Reichstagsverhandlungen fortpflanzten, beruht
auf demselben fundamentalen Unterschied der »leiden-
schaftslosen, rein objektiven« Beobachtung des genialen
Künstlers und der tendenziösen Darstellung des Talents.
Es ist der Unterschied, den die Natur zwischen dem Or-
ganischen und dem Unorganischen stabiliert. Das echte
Kunstwerk entsteht; das bloße Kunststück wird gemacht,
hergestellt, fabriziert. a. Sn.

DENKMALPFLEGE

Vom Sonnenstein. In Sachen der Neu- und Um-
bauten hat der Dürerbund eine Petition an den sächsischen
Landtag gerichtet mit dem Ersuchen, darauf zu dringen,
daß ein hervorragender Künstler mit der Oberleitung der
Bauten betraut werde. Die Regierung hat zugesagt, die
Pläne nochmals der Kommission für die Erhaltung der
Kunstdenkmäler zu unterbreiten, und unter dieser Be-
dingung hat die betreffende Deputation der zweiten
Kammer beschlossen, die Petition auf sich beruhen zu
lassen. Es wurde dabei der Deputation mitgeteilt, daß die
Pläne der Kommission schon einmal vorgelegen hätten,
auch der Direktor der Landesanstalt auf dem Sonnenstein,
Oeheimrat Dr. Weber, teilt mit, daß schon die früheren
Baupläne der Kommission vorgelegen und von ihr keinen
Widerspruch erfahren hätten. Wenn sich das so verhält
— und wir zweifeln nicht daran — so beweist das nur
die völlige Ohnmacht dieser bedauernswerten Kommission.
Denn sie wird offenbar zuweilen sozusagen zur Dekoration
herangezogen, damit hinterher gesagt werden kann: Die
Kommission ist befragt worden und hat keine Ein-
wendungen erhoben. Was will die Kommission machen,
wenn ihr von vornherein etwa gesagt wird: Wir legen
euch hier eine beschlossene Sache vor, euer Spruch kann
keine Änderung herbeiführen. Daß sie in solchen Fällen
müde wird, vergebliche »Einwendungen zu erheben«, ist
begreiflich. Es ist den zuständigen Stellen noch längst
nicht Ernst mit der Denkmalpflege. Herr Oeheimrat Weber
erklärt weiter, die Kirche und die Bastion seien so bau-
fällig gewesen, daß die Kirche abgebrochen werden mußte.
Wir können das Gegenteil weder behaupten noch be-
weisen, obwohl die Kirche erst 1817 erbaut wurde. Das
eine aber wissen wir genau: Durch die Beseitigung der
Kirche und durch den Neubau ist das berühmte Stadtbild
erheblich beeinträchtigt worden, die modernen Bauherren
und Architekten haben erheblich weniger künstlerisch Fein-
gefühl bewiesen, als die von 1817 und für die weiteren
Veränderungen des Sonnensteins hegen wir nach den An-
deutungen des Herrn Geheimrats Dr. Weber schlimme
Befürchtungen. ^

Die Heidelberger Schloßfrage ist wieder lebendig
geworden. Das Berliner Ministerium gibt nämlich jetzt
bekannt, daß die vom Staate bestellten Gutachten sich
gegen eine Erhaltung des Otto Heinrichs-Baues im gegen-
wärtigen Zustande ohne Bedachung ausgesprochen hätten.
Das auf eine Konservierung der Ruine im derzeitigen offenen
Zustande gerichtete Projekt des Berliner Oberbaurates

Eggert soll demnach nicht befolgt werden, sondern es soll
eine Bedachung des Otto Heinrichs-Baues, verbunden mit
innerem Ausbau, ins Werk gesetzt werden. Die Frage, in
welcher Form die Bedachung ausgeführt werden soll, ist
noch nicht entschieden und soll an Modellen weiter studiert
werden. In Betracht gezogen ist: Flaches Dach mit Balu-
strade; Dach nach dem Stich von Ulrich Kraus; doppeltes
Giebeldach.

Der Kreuzgang im Dom der alten bayerischen
Bischofsstadt Eichstädt, der wegen seiner ungewöhnlichen
Schönheit bei den Kennern berühmt ist, soll vor dem
drohenden Verfall gerettet werden. Das Bauwerk datiert
in seinen ersten Anfängen aus dem 11. Jahrhundert. Im
14. und dann noch einmal im 15. Jahrhundert wurde es
erweitert und erneuert. Der Kreuzgang ist reich an be-
sonders schönen Glasfenstern, an zierlichen Maßwerken
und an bedeutsamen Grabmälern.

AUSSTELLUNGEN

Elberfeld. Für das Städtische Museum wurden neu
erworben: Ein Gemälde »Herbstlandschaft« von Professor
Karl Haider, eine Ölskizze zu dem Bilde »Die letzten Tage
eines Verurteilten« von M. Munkacsy, sowie »Mädchen
am Fenster« von Josef Israels.

Im Lichthofe des Berliner Kunstgewerbemuseums
werden zwei kleinere Gruppen von Ausstellungen ver-
einigt; beide gehen von dem Bestreben aus, exotische
Kunstleistungen dem europäischen Gewerbe dienstbar zu
machen. Zunächst die Batiks, welche von dem rühmlichst
bekannten Maler Max Fleischer-Wiemans und seiner Gattin
hergestellt sind. Die Batikfärberei, welche früher wohl
im ganzen Mittelasien üblich war, und jetzt hauptsächlich
noch in Java ausgeübt wird, besteht in einem Verfahren,
auf einfarbigen — zumeist weißen Stoffen — ein Muster
mit Wachs auszudecken, so daß die geschützten Stellen
beim Eintauchen in den Farbtopf unberührt bleiben. Man
kann dieses Verfahren mehrfach wiederholen. Aufgetragen
wird das durch Erwärmung flüssige Wachs mittelst kleiner
Gußgefäße mit feinem Ausflußrohr, wie wir sie für den
Zuckerguß auf Torten benutzen. Für dieses Aufzeichnen
hat die indonesische Sprache das Wort »battiken«. Die
so hergestellten Stoffstreifen, zumeist als Lendenschurz
benutzt, haben ihren großen Reiz zunächst in den an-
mutigen und doch wirkungsvollen Mustern, sodann in der
Leuchtkraft der nach uralten Anweisungen hergestellten
harmonischen Farben und schließlich auch in der Un-
regelmäßigkeit, welche die Technik mit sich bringt. In
den Museen sind diese ganz eigenartig schönen Stücke
vertreten; das Berliner Kunstgewerbemuseum besitzt eine
noch von Dr. Jagor geschenkte Sammlung mit Darstellung
der ganzen Arbeitsweise in ihren verschiedenen Stadien.
Man hat versucht, in Java selbst billigen Ersatz durch
Stempeldruck zu schaffen, sodann haben die Holländer
versucht, durch Walzendruck ähnliches herzustellen (von
beiden Arten sind Proben auf der Ausstellung), aber die
Javaner selbst haben diese Arbeiten nicht angenommen.
Der Maler Fleischer hat während eines vierjährigen Aufent-
haltes in Java sich die Kunstfertigkeit des Batik angeeignet
und übt sie nunmehr, unterstützt von seiner aus Java ge-
bürtigen Gattin, in Berlin aus. Die Stücke sind jetzt zum
erstenmal ausgestellt und verdienen in Zeichnung und
Farbe hohe Bewunderung. Die Stücke haben besonders
bei durchfallendem Lichte als Fenstervorhänge eine durch
nichts anderes zu erreichende Glut der Farbe; dieselbe
wird noch dadurch verstärkt, daß Fleischer nicht alles
Wachs ausschmilzt, sondern es an einzelnen Stellen stehen
läßt. Die Abmessungen schließen sich dem europäischen
Bedürfnis an. Jedes Stück ist ein Einzelwerk selbständiger
 
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