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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Wettbewerbe - - Sammlungen — Ausstellungen — Vermischtes

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fehlende freie Konkurrenz nicht zur höchsten Anspannung
der Kräfte anreizt und durch die Verwendung immer der-
selben Beamten leicht eine Schablone entsteht, so viele
hervorragende Bauten auch von hochbegabten und hoch-
strebenden staatlichen Architekten geschaffen worden sind.

Diese Mißstände haben dazu geführt, daß auf einer
stark besuchten Versammlung zu Frankfurt a. M. am
21. Juni 1903 der Grund gelegt wurde zum »Bunde deut-
scher Architekten«, dessen vorläufiger Oesamtvorstand von
26 Vertretern aus zwölf verschiedenen Städten am 21. Fe-
bruar 1904 in Kassel zum erstenmal zusammentrat. Der
Bund »erstrebt die Vereinigung der ihren Beruf als Künstler
ausübenden Architekten zum Schutze ihrer Arbeit und zur
Hebung ihres Ansehens«. Jeder Architekt kann Bundes-
mitglied werden, »der nennenswerte baukünstlerische Lei-
stungen aufzuweisen hat und sich in seinem Beruf selb-
ständig betätigt. Jede Art Unternehmertum, als Beruf be-
trieben, schließt die Mitgliedschaft aus.« Der Bund will
nicht im entferntesten in Gegensatz treten zu dem »Ver-
band deutscher Architekten- und Ingenieurvereine«, dessen
große Verdienste er anerkennt und mit dem ihn schon
deshalb freundschaftliche Beziehungen verbinden werden,
weil viele seiner Mitglieder hoffen, auch ferner Mitglieder
des Verbandes bleiben zu können. Der B. D. A. will dem
älteren Verbände nur ergänzend zur Seite treten und Auf-
gaben lösen, welche von jenem nicht gelöst werden können.
Wo er seine eigenen Wege gehen muß, hofft er doch das
Verhältnis zu dem Verbände nicht zu trüben.

Zu den Aufgaben des Bundes deutscher Architekten
wird es auch gehören, eine Besserung des architekto-
nischen Konkurrenzwesens, bei dem die Architekten oft in
der schnödesten Weise ausgebeutet werden, zu erstreben.
Ehren- und Schiedsgerichte sollen eingesetzt, Sonderaus-
stellungen und Ausstellungen innerhalb der allgemeinen
Kunstausstellungen veranstaltet, die Einführung und Ein-
bürgerung gleichmäßiger Gepflogenheiten für die bauliche
Geschäftsführung, für die Verträge und Vertragsbedingungen
mit Auftraggebern, Unternehmern und Angestellten ins
Auge gefaßt werden.

Der geschäftsführende Ausschuß des Vorstandes be-
steht aus den Herren Professor Dr. A. Haupt-Hannover
als Vorsitzendem, K- Boergemann-Hannover als Schrift-
führer, Baurat Eelbo-Weimar, Bauinspektor a. D. Below-
Köln, Professor Olbrich-Darmstadt, Gustav Paeffgen-Köln
und Professor Bruno Schmitz-Charlottenburg.

Ein holländisches Institut für Geschichte und Kunst-
geschichte in Rom, unter Leitung der Herren Dr. G. Brom
und Dr. F. Orbaan, hat die holländische Regierung einge-
setzt.

WETTBEWERBE
Die diesjährigen Preise der Dresdener Kunstaka-
demie sind folgendermaßen verteilt worden: Die große
goldene Medaille erhielt Gustav Hänel, ein Prell-Schüler, für
sein Ölgemälde »Judith«; das akademische Reisestipendium,
den sogenannten »Großen Preis«, Oskar Popp, ebenfalls
ein Schüler Prelis, für sein Ölgemälde »Das Walzwerk«;
den dritten Preis erhielt Friedrich Hörnlein für sein Ölge-
mälde »Glasbläser«. Fünf kleine goldene Medaillen er-
hielten: Karl Brose, Arthur Lange, Richard Mauff, Otto
Altenkirch und Albert Bothe.

SAMMLUNGEN
Der geplante Bau eines Kunstmuseums in Kiel, von

dem wir schon früher berichteten, ist nun insofern um
einen Schritt weitergerückt, als sich die beteiligten Sach-
verständigen und Regierungskreise über die Grundsätze
des Baues und die Kostenverteilung geeinigt haben.

AUSSTELLUNGEN

Für das Jahr 1906 ist eine große deutsche Kunstge-
werbeausstellung in Dresden geplant; auf Grund einer
Denkschrift wird schon jetzt an dem Zustandekommen
eifrig gearbeitet. Es wird sich voraussichtlich eine äußerst
wichtige und konzentrierte Schau ergeben.

Mitte Juli wird in Darmstadt eine zweite Ausstellung
der Künstlerkolonie eröffnet werden, die im wesentlichen
aus drei eingerichteten Häusern nach den Entwürfen von
Olbrich und Cissarz bestehen wird. Im Gegensatz zu der
ersten Ausstellung war dieses Mal der Plan, künstlerische
Eigenhäuser im Rahmen bescheidener Mittel vorzuführen.
Zwei der Häuser sind schon im Voraus verkauft, das dritte
ist noch zu haben.

In Verbindung mit der nächstjährigen oldenburgischen
Landesgewerbeausstellung wird dort eine nordwest-
deutsche Kunstausstellung stattfinden, für die der olden-
burgische Künstlerbund unter den zahlreichen Koryphäen
deutscher Kunst, die uns Nordwestdeutschland beschert
hat, tätig ist.

Der auch in Deutschland wohlbekannte holländische
Radierer Philipp Zücken will eine sehr hübsche Idee ver-
wirklichen, nämlich eine schwimmende holländische
Gemäldeausstellung einrichten. Das dazu nötige Schiff
wird ganz auf diesen Zweck hin ausgerüstet und mit zwei
Oberlichtsälen versehen. Das Schiff soll die deutsche und
die französische Küste und die Binnenwege befahren
und speziell auch an kleinen Plätzen anlegen. Bei der
Bewegungsfreiheit einer solchen Ausstellung und dem
Effekt, den sie schon durch ihre eigentümliche Inszenierung
machen wird, dürfte es an dem Erfolg nicht fehlen. Es
sollen speziell billige Bilder jüngerer holländischer Künstler
vorgeführt werden.

In der Berliner Nationalgalerie sind augenblicklich
einige sehr wichtige Leihgaben vorübergehend zur Schau
gestellt, von denen man wünschen könnte, daß sie dort
dauernd Platz finden möchten. Vor allem aus dem Besitz
der Familie Simrock Böcklins Triton und Nereide, das un-
vergleichliche Meisterwerk, das man schon vor zwei Jahren
bei Schulte bewundern konnte; weiter von Böcklin »An-
tonius, der den Fischen predigt«, eine Flora und eine
Toteninsel. Menzel hat aus seinem Besitz vier Stücke leih-
weise herausgegeben: vor allem das lebensgroße Bildnis
eines sitzenden Mädchens aus dem Jahre 1845, und drei
Entwürfe für Fresken in der Marienburg aus dem Jahre 1854.

In diesem Sommer wird eine Ausstellung von fünfzig
Werken Hubert von Herkomers in Salzburg stattfinden.

VERMISCHTES

Die beim Ankauf von Klingers Beethoven für das

Leipziger Museum behandelte Absicht, das Werk in einem
besonderen Anbau des Museums aufzustellen, wird nun-
mehr bald verwirklicht werden, da der Stadtrat den Kosten-
vorschlag für einen solchen Anbau, der sich auf rund
50000 Mark beläuft, genehmigt hat.

In London hat sich die schon lange bestehende
Opposition gegen die Art, wie die Royal Akademie die
Chantrey-Stiftung verwaltet, zu einer Beschwerde im Ober-
hause verdichtet. Die Chantrey-Stiftung mit etwa 50000
Mark jährlichen Zinsen ist nämlich dazu bestimmt, daß
die Akademie das Beste der modernen englischen Kunst
für eine öffentliche Galerie ankauft. Da aber die englische
Akademie fast noch mehr, wie die anderer Länder, die
äußerste Starrheit in der Kunstentwickelung repräsentiert,
so hat sie das Geld meistens nur dazu benutzt, um aus
ihren eigenen Kreisen die Erwerbungen zu machen, da in
 
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