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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0261

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Denkmalpflege — Vereinigungen und Institute

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gann mit einem gewaltigen Torbau von 20 — 30 Meter
Front, der noch nicht ganz aufgedeckt ist, aber jetzt schon
erkennen läßt, daß seine Struktur viel großartiger ist als
der Torbau der Onnos-Pyramide zu Sakkarah.

Die für den Egypt Exploration-Fund zu Henaßi (Ahnas)
bei Beni Suef durch Flinders Petrie gemachten Ausgrabungen
brachten Enttäuschungen. Gräber wurden nicht gefunden,
der Tempel war nicht älter als die XII. Dynastie. Ältere
Fundamente sind allerdings vorhanden. Eine Kolossal-
statue aus der XII. Dynastie, Gold-, Silber- und Kupfer-
münzen aus der byzantinischen Zeit und interessante kop-
tische Wandmalereien wurden dabei entdeckt. Der »Fund«
untersuchte auch Buto bei Alexandrien, fand aber alles
Vorrömische bereits von den Römern ausgeraubt. — Zu
Oharak im Fayüm entdeckte Mr. Loat einen Tempel aus
der Zeit Tutmosis III. (XVIII. Dynastie, ca. 1500 v. Chr.)
in guter Erhaltung mit zahlreichen Stelen. In Oxyrhynchos
(Behnesa) hielten Qrenfell und Hunt die übliche Papyrus-
ernte, diesmal reich an theologischen Fragmenten.

Zu Bawit, auf welche Stätte ich im Anschluß an Strzy-
gowski (»Kunstchronik« 1903/4, Sp. 187) für deutsche Ar-
beit hingewiesen habe, hat Mr. Cledat interessante Kopien
von koptischen Freskos des 7. Jahrhunderts gemacht.

Bei den Felsengräbern von Beni-Hassan hat John
Garstang für die Liverpool-Universität ungefähr 800 Gräber
untersucht, in denen höhere Beamte und Angehörige der
besseren Klasse begraben waren. Außer Töpfereien, Ala-
bastergefäßen und weniger wichtigen Objekten wurde eine
Anzahl vollständig ausgerüsteter Bootsmodelle von 2—3 Fuß
Länge gefunden, an denen alles Zubehör deutlich erkenn-
bar war. Eins war ein Haremsboot, in dem eine Frau
mit dem Spiegel in der Hand saß. Auch einige Speicher-
modelle wurden herausgeholt, in denen Sklaven an der
Arbeit waren und der Naturalismus der Darstellung so
weit ging, daß wirkliches Korn in den Vorratsräumen lag.
Eine noch gut bemalte Holzstatuette aus der V. Dynastie
und eine aus dem mittleren Reich treten hinzu. Auch in
der Lage der sog. Speos Artemidos (Tempel der Bast)
wurde gearbeitet. — In dem Menesgrab von Negada hat
Garstang die Ausgrabungen Mr. de Morgans fortgesetzt
und neben anderen interessanten Gegenständen das fehlende
Stück des berühmten Elfenbeintäfelchens gefunden. — Die
»Services de l'Antiquite« haben zu Karnak Arbeiten unter-
nommen. Mr. Legrain hat ein »Nest« entdeckt, wo
300 Statuen aus allen Zeiten von der XII. Dynastie bis
zur römischen Periode zusammenlagen, darunter eine Por-
trätstatue von Amen-hetep (Amenophis) III. (ca. 2600) mit
Hyksoszügen. — Mr. Howell Carter konnte in die Grab-
kammer der Königin Hatshepsu (ca. 1400) eindringen, wo
auch ihr Vater Thotmosis I. begraben lag. Wenn Carter
die großen Lagerhäuser des Ramesseums vollständig aus-
gegraben haben wird, woran jetzt gearbeitet wird, wird
ein ägyptisches Pompeji hier erstehen.

»Dr. Mond hat sein nützliches Werk der Untersuchung
der Gräber auf dem Westufer des Nils bei Theben fort-
gesetzt«; so Sayce. »Biblia« spricht hier von Ausgrabungen
durch unverantwortliche Personen. Dr. Mond ist der be-
kannte Besitzer einer hervorragenden Kunstsammlung in
London und deutscher Herkunft.

Prof. Schiaparelli hat das Grab der Bint-Anat, Tochter
Ramses' IL, mit guterhaltenen Inschriften aufgedeckt; und
zu El-Kab haben Mr. Somers Clark und Professor Sayce elf-
jährige Ausgrabungsarbeiten zu Ende gebracht, welche die
frühere Geschichte des Platzes und seiner gewaltigen
Mauern aufklären. Sie haben auch ein Grab aus der XII.
Dynastie im Norden der alten Stadt gefunden. Prof. Sayce hat
ebenfalls zu Elephantine für das Kairener Museum Papyri und
Gegenstände der Kleinkunst aus dem Boden hervorgeholt.

Über das neue ägyptische Museum in Kairo und das
arabische Museum in Bab-el-Khalk wird im allgemeinen
sehr günstiges berichtet. Nunmehr wird auch die Khe-
diviale - Bibliothek mit ihren wichtigen Manuskripten und
Miniaturen zum besseren und bequemeren Studium im
oberen Stockwerk des arabischen Musums benützt werden
können. M.

Die »Vossische Zeitung« erfährt aus Paris, daß man
in Antinoe ein etwa 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung
entstandenes altägyptisches Puppentheater aufgefunden
hat. Alle Requisiten sollen noch vorhanden sein.

DENKMALPFLEGE
Auch in Amerika plant man jetzt ein Schutzgesetz

für die einheimischen Ausgrabungen. Soweit man aus
den Berichten erfährt, scheinen nämlich nicht bloß die
Händler, sondern auch die zahlreichen Museen dort Raub-
bau getrieben zu haben. Es wird also geplant, alle Aus-
grabungen für die Folge unter staatliche Aufsicht zu stellen;
auch soll dem schwunghaften Handel mit Fälschungen
amerikanischer Altertümer, der besonders in Mexiko blüht,
besser auf die Finger gesehen werden.

In der Stiftskirche zu Feuchtwangen befindet sich
ein alter Altar, auf den in letzter Zeit das Generalkonser-
vatorium aufmerksam gemacht wurde. Die Renovierung
ist erfolgt und es ist der Altar als ein Werk Michel Wohl-
gemuts erkannt und dokumentarisch belegt worden.

In Mailand geht man daran, zwei wichtige Restaura-
tionen vorzunehmen. Nachdem das einstige Vorhaben,
die ganze Domfassade umzubauen, aufgegeben worden ist,
soll jetzt aus den Zinsen eines Vermächtnisses wenigstens
der obere Teil der Domfassade stilgerecht erneuert werden;
und ferner wird berichtet, daß der Maler Luigi Cavenaghi
sich damit befassen will, die abblätternden Teile von Lio-
nardos Abendmahl vorsichtig zu befestigen.

VEREINIGUNGEN UND INSTITUTE
Bund deutscher Architekten. Wenn wir in den
sich so lebhaft entwickelnden und vergrößernden deutschen
Städten die neuen Straßen durchwandern, werden wir nur
höchst selten durch Bauten gefesselt, die auf künstlerische
Bedeutung Anspruch erheben können. Fast überall tritt
uns kalter Geschäftssinn und stumpfe Geistesarmut des
Baupfuschertums entgegen. Die künstlerisch schaffenden
Architekten haben so gut wie gar keinen Einfluß auf den
Bau neuer Straßen und Stadtteile, sondern diese sind fast
gänzlich den auf niederen Fachschulen gebildeten Unter-
nehmern anheim gefallen. Leider sind die Selbstbezeich-
nungen Architekt und Baumeister gesetzlich vogelfrei,
letztere wenigstens, wenn die Zusammensetzung Regierungs-
baumeister vermieden wird. Mit Vorliebe schmücken sich
jene Unternehmer damit, um dem Publikum zu imponieren.
Was sie etwa an Besserem leisten, ist auf die Hilfe von
bedauernswerten, künstlerisch gebildeten Architekten zu-
rückzuführen, die durch die Not getrieben für kärglichen
Lohn in ihren Bureaus arbeiten müssen. Das in unserer
Zeit so verbreitete Streben, mehr vorzustellen als man ist,
hat viele Baugewerkschulen dahin geführt, ihren Unter-
richt nach der baukünstlerischen Seite emporzuschrauben.
Dem sind aber die ungenügend vorgebildeten Schüler in
der Regel nicht gewachsen und darüber wird die solide
Ausbildung als Bauhandwerker vernachlässigt. So kommt
es, daß es durchaus an tüchtigen Baugewerken fehlt.

Nicht günstig wirkt es auch, daß die öffentlichen
Bauten fast ausschließlich durch die Baubeamten der welt-
lichen und kirchlichen Behörden ausgeführt werden, da die
 
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