Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0272

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
527

Berichtigung — Anzeigen

528

Pienza gestiftet hat, sind die Miniaturen (man spricht von
vierzig, sechzig, hundert) herausgeschnitten worden. Dieser
letztere Fall empört besonders als ein Akt des Vandalismus;
mit dem Diebstahl war zugleich eine partielle Zerstörung
des Objekts verbunden.

Die Wiederkehr solcher Verbrechen läßt mit Sicherheit
darauf schließen, daß man es mit einer wohlorganisierten
Oesellschaft einiger »Intellektuellen« zu tun hat, die im
Auftrag von Kunsthändlern stehen, daß diese ihrerseits
mit großen Mitteln arbeiten, in der Sicherheit für erstklassige
Objekte geeignete Käufer zu finden. —

Es ist begreiflich, daß diese Ereignisse endlich einen
flammenden Protest hervorgerufen haben, von Seiten
eines Mannes, der in alles, was er tut, eine starke per-
sönliche Note hineinträgt. In Form eines offenen Briefes
hat Corrado Ricci im Oiornale d'Italia vom 14. Juli eine
Tatsache mitgeteilt, die es verdient allgemein bekannt ge-
macht zu werden.

Ricci erzählt darin, wie er vor einem Jahre in der
Ausstellung antiker Bildwerke, die der Burlington Fine
Arts Club in London veranstaltete, einen geflügelten Eros
in Bronze sah, als dessen Herkunft Neapel angegeben
wurde, und den Pierpont Morgan ausstellte. Obwohl
dieses Stück, dies in Parenthese gefaßt, wahrscheinlich
identisch ist mit einer Bronze, die in Pompeji gefunden
wurde und sofort auf unerklärte Weise verschwand, so
läßt sich in diesem Falle nichts sagen, da die Beweisstücke
fehlen; nur die Tatsache bleibt, daß der Gegenstand ohne
Kenntnis der italienischen Regierung die Grenze passiert
hat.

Unter den Kunstwerken aber, die P. Morgan im
South Kensington-Museum leihweise ausgestellt hat, be-
findet sich jenes Kirchengewand, das im Jahre 1902 aus
der Kathedrale in Ascoli gestohlen worden ist. Hier kann
durch Vorlage der Photographie von Alinari der Beweis
erbracht werden.

Ricci erklärt, daß angesichts dieser Tatsache der
gegenwärtige Besitzer die Pflicht habe, das Stück der
Stadt Ascoli zurückzustellen und den Namen des Verkäufers
anzugeben.

Geschieht in dieser Sache nichts, wird nicht einmal
ein Versuch gemacht, dieses unzweifelhaft gestohlene
Stück dem rechtmäßigen Eigentümer wieder zu verschaffen,

Nur für Künstler!

(Maler, Bildhauer, Architekten, Zeichner etc.)

En Cosfume d'Eve

Etudes de Nu feminin d'apres Nature.
Album destine aux Artistes et aux Amateurs.

Zwei Serien k B Lieferungen. Format 40X^0 cm.

Ein Aktwerk ohnegleichen!

Künstlerische Freilichtaufnahmen in prachtvoller Wiedergabe.
Beschlagnahme infolge glänzender l'rteile bedeutender Künstler
aufgehoben! Wurde als für Künstler unentbehrlich bezeichnet!

Zur Probe: I. Serie Lieferung 1 für Mk. 2.30 franko, II. Serie
Lieferung 1 für Mk. 2.30 franko.

I. Serie Lieferung 1 bis 5 für Mk. 10.50 franko, II. Serie
Lieferung 1 bis 5 für Mk. 10.50 franko.

I. resp. II. Serie kompl. in Künstlerleinen-Mappe für h Mk. 13.—
franko (Ausland entsprechendes, Nachn. 20 Pfg. Porto mehr).

Ich liefere nur gegen Bestellung mit der Erklärung, daü das
Werk zu künstlerischen Zwecken gebraucht wird.

Richard Eckstein NachfMl£Si7^Si51 K.Chr.

so darf man sich nicht wundern, fährt Ricci fort, wenn im
künftigen Jahr in einer Londoner Ausstellung die Miniaturen
des Domes von Pienza zur Schau gestellt werden und so
in der Zukunft die Trophäen, die von Diebstählen her-
rühren. —

Man wird, als billig Denkender, sich der Richtigkeit
dieser Argumentation nicht verschließen können. So lange
es sich, wie bisher, um chauvinistische Empörung von
italienischer Seite handelt, wenn ein Privatmann dem
Meistbietenden ein Kunstwerk verkauft, für das im eigenen
Land sich kein Käufer fand, konnte man nur konstatieren,
daß das italienische Ausfuhrgesetz undurchführbar sei,
weil in sich töricht.

Hier aber handelt es sich um anderes. Würde der
Besitzer des gestohlenen Stückes sich in dem Lande be-
finden, wo der Diebstahl stattgefunden hat, so könnte er
rechtlich zur Rückgabe gezwungen werden. Internationale
Mittel dieser Art gibt es nicht. So bleibt es der anständigen
Gesinnung überlassen zu entscheiden, ob man etwas behalten
will, das auf unrechtmäßige Weise in den Handel kam.

Für die Kunstfreunde in weiterem Sinn ist die Frage
aber nicht nur Rechtsfrage. Der letzte Fall in Pienza
zeigt, wohin notwendig die durch die ungeheuren Preise
des Kunstmarkts angestachelte Gier des Gelderwerbs
führen muß. Hier ist ein kostbares Vermächtnis des
Quattrocento zum Teil vernichtet worden. Gegen die
Wiederkehr solcher Dinge muß man sich vorsehen: und
das wird möglich sein, wenn für Objekte, deren unredliche
Provenienz nicht wohl zweifelhaft sein kann, sich in der
Zukunft unter den Sammlern kein Käufer mehr findet.

Herr P. Morgan aber würde, indem er freiwillig sich
eines Besitzes entäußert, der solch unwürdigen Ursprung
hat, ein lobenswertes Beispiel geben; und gewißlich, wenn
weder er, noch andere für gestohlenes Gut zu haben sind,
so würde mit der Unmöglichkeit des Verkaufs auch der
Antrieb dazu fortfallen, der in Italien leider immer den
Arm bereit findet, ein Verbrechen auszuführen. a. Gr.

BERICHTIGUNG

In der letzten Nummer, Spalte 505, Zeile 22 v. u. ist
die eingeklammerte Zahl 2600 in 1400 und Zeile 20 v. u.
die eingeklammerte Zahl 1400 in 1500 zu berichtigen.

Neueste Publikation

aus

G. Brogi's

Photographischem Kunstverlag, Florenz:

Die Kunstausstellung von Siena

Reiche Auswahl der Gemälde,
Skulpturen und Klein-Kunst in
isochromatischen Aufnahmen.
Preis:

Einzelne Blätter ä 60 Pfennig.
Das Dutzend Mark 4.80
Katalog gratis.

Inhalt: Q. F. Watts t- Von O. v. Schleinitz. — Zur Kunstpflege der Fugger. Von v. Qraevenitz. — Das Jahrbuch der Kgl. preußischen Kunst-
sammlungen. Von F. Becker. — Corrado Ricci, 11 palazzo pubblico di Siena a la mostra d'antica arte senese; Zur Eyck-Frage. — Karl
Breitbach t- — Amtsniederlegung von Dr. Eduard de Bary; Professor Gustav Eilers 70 Jahre. —_ VIII. internationaler kunsthistorischer
Kongreß in Straßburg i. E. — Tag für Denkmalpflege in Mainz; Rom, Hebung des Prunkschiffs im Nemisee; Hildesheim, Renovierung
der Fassade des Kramergildehauses; Blankenburg a. HL, Wertvolle Wandteppiche. — Berlin, Erwerbung für die Nationalgalerie; Ge-
schenk für das Kaiser Friedrich-Museum; Erwerbungen der städtischen Museen zu Magdeburg und Elberfeld. - Berlin, Ausstellung von
Sitzmöbeln'; Ausstellung von Alt-Thüringer Porzellan im Kunstgewerbemuseum in Leipzig; Die zweite Ausstellung der Darmstädter Künstler-
kslonie. — Leipzig, Marmorbildwerk Klingers. — Gestohlene Kunstwerke. — Berichtigung. — Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h,, Leipzig
 
Annotationen