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Sammlungen — Ausstellungen — Denkmaler — Vermischtes
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Stellungen, die lange und ohne daß ihr Wert gewürdigt
wurde, in Räumen des Schlosses zu Wolfenbüttel hingen,
die zu Schulzwecken benutzt werden. Eine im Jahre 1902
ausgeführte und durchaus gelungene Reinigung und Wieder-
herstellung durch die Berliner Firma Ziesche hat den Wert
der Wandteppiche ins richtige Licht gestellt, wofür unter
anderem spricht, daß sie jetzt gegen Feuersgefahr mit
80000 Mark versichert sind. v. Or.
SAMMLUNGEN
Berlin. Ein Bild Leibis, das seit der Pariser Welt-
ausstellung 1889 verschollen war, ist in Brüssel wieder
aufgetaucht und für die Nationalgalerie erworben worden.
Es stellt eine Dachauerin mit ihrem Töchterchen dar und
ist Anfang der siebziger Jahre gemalt.
Anläßlich der Eröffnung des Kaiser Friedrich-Museums
wird der Kaiser Friedrich-Museumsverein das Bildnis des
Herrn Geheimrat Bode, gemalt von Max Liebermann,
für das Direktorialzimmer stiften. Wie wir hören, hat der
Künstler das Porträt bereits vollendet.
Das städtische Museum zu Magdeburg hat vor
kurzem zwei interessante Werke aus der Frühzeit Wilhelm
Leibis erworben. Das eine stellt den jugendlichen Freund
Leibis, den Maler Nikolaus Gysis — in rotem Gewand,
mit einer grauen Decke malerisch drapiert — dar, das
andere gibt den faltenreichen Kopf eines alten Weibes in
grauem Kopftuch wieder. Beide Köpfe stammen aus dem
Jahre 1865, aus demselben Jahre, in dem der aus der
Leibi-Mappe der Photographischen Gesellschaft (Lief. 5
der »Deutschen Kunst«) wohl bekannte »Blinde« entstanden
ist. Sie sind also um einige Monate früher entstanden
als das im Kölner Museum befindliche Bildnis seines
Vaters und als das zur Zeit in der historischen Abteilung
der Dresdener Ausstellung befindliche Herrenporträt.
t. v.
Elberfeld. Für das Städtische Museum wurde ein
Gemälde von David Teniers d. J. mit der Darstellung
einer Wirtshausszene aus dem Kunsthandel erworben.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Das Kunstgewerbemuseum beabsichtigt im
September und Oktober im Lichthofe des Museums eine
Ausstellung von Sitzmöbeln zu veranstalten. Die Aus-
stellung soll sich von den ältesten Zeiten bis auf die
Gegenwart erstrecken und besonders die Entwickelungs-
geschichte der einzelnen Möbeltypen dieser Gattung
(Schemel, Stuhl, Sessel, Bank, Sofa u. s.w.) veranschaulichen.
Für Ergänzung des in den Sammlungen des Kunstgewerbe-
museums vereinigten Materials werden beachtenswerte
Stücke aus Privatbesitz und einige Arbeiten moderner
Künstler hinzugezogen werden. Neben den Originalarbeiten
sollen zahlreiche Abbildungen zur Ausstellung gelangen,
so daß die Ausstellung ein reichhaltiges und anregendes
Bild dieses wichtigen künstlerischen und gewerblichen Ge-
bietes zu geben verspricht.
Das Kunstgewerbemuseum zu Leipzig wird in
der Zeit vom 15. September bis 15. November 1904 eine
Ausstellung von Alt-Thüringer Porzellan veranstalten.
Durch diese Ausstellung soll die Aufmerksamkeit auf ein
in seinen künstlerischen Leistungen wie in seiner geschicht-
lichen Entwickelung noch zu wenig gekanntes Gebiet des
deutschen Porzellans gelenkt werden. Es kommen in
Betracht die Fabrikate der Manufakturen von Volkstedt
bei Rudolstadt, Limbach, Wallendorf, Kloster Veilsdorf
und Gotha, ferner von Großbreitenbach, Ilmenau, Rauen-
stein, Gera, Blankenstein, Eisenberg und Pößneck.
Wenn auch durch die Ausstellung vor allem die künst-
lerische Bedeutung des Thüringer Porzellans in ausge-
wählten Stücken der Figurenplastik und der Geschirrmalerei
von den Zeiten der Gründung bis zum Beginn des
19. Jahrhunderts in das rechte Licht gerückt werden
soll, so soll doch ebenso der wissenschaftlichen Erkenntnis
und speziellen Kennerschaft gedient werden. Aus diesem
Grunde sind Beispiele einfacher Gebrauchsware erwünscht,
sofern sie seltene Marken tragen oder in Form und Dekor
charakteristisch für eine bestimmte Lokalität oder für
eine eigenartige Geschmacksrichtung erscheinen.
Die zweite Ausstellung der Darmstädter Künst-
lerkolonie ist diesmal ohne Festspiel und vorzeitige
Reklame schlicht und ernst eröffnet worden und wird
nicht verfehlen, das Interesse weiter Kunstkreise auf sich
zu ziehen. Einen Hauptteil der Ausstellung bildet die
Gruppe von drei neuen Häusern, die von Olbrich erbaut
wurden und an deren inneren Ausstattung die übrigen
Künstler der Kolonie, Habich, Cissarz, Haustein und
Greiner, sich mit bestem Erfolge beteiligten. In einzelnen
unmöblierten Räumen der drei Häuser sind Sonderaus-
stellungen von Plakaten und Buchschmuck von Cissarz
und von Stickereien und Webereien hessischer Firmen
nach Entwürfen der Künstler eingerichtet. Der andere
Teil der Ausstellung befindet sich im »Hause der Arbeit«,
dem Ernst Ludwigshause auf der Mathildenhöhe, und bringt
Bronzen und Porträtbüsten von Habich, Zimmereinrich-
tungen von Haustein, Bildhauerarbeiten, Plaketten und
Schmuck von Greiner und Porträts und Landschaften von
Cissarz. Von ihm stammt auch der vornehme und reiz-
volle Buchschmuck des auffallend hübschen, modernen
Katalogs.
DENKMÄLER
Leipzig. In diesen Tagen vollendete Professor Max
Klinger sein neuestes großes Marmorbildwerk »Das Drama«,
das Jetzt noch in der von Wallot erbauten Skulpturenhalle
der Großen Dresdener Kunstausstellung aufgestellt wird,
um dann nach Schluß derselben in das Königl. Albertinum
als Neuerwerbung übergeführt zu werden. Kommt es
auch an Bedeutung der Beethovenstatue nicht gleich, so
bildet es doch in seiner ganz wunderbaren Vollendung
der Körperformen, in dem groß und energisch durch-
geführten Motiv und in seinem tiefen Sinn und seiner
ernsten Stimmung ein Kunstereignis von solcher Wichtig-
keit, daß wir unsern Lesern in der nächsten Kunstchronik
eine ausführliche Besprechung darbieten werden. — Die
Vaterstadt des genialen Künstlers wird nun auch von ihm
ein Kolossalstandbild R. Wagners erhalten, dessen Entwurf
vom Wagner - Denkmalkomitee einstimmig angenommen
worden ist. Nach dieser Skizze will Klinger in Wagners
Erscheinung das Geniale, Herrschende in Kopf, Haltung
und Geste zum Ausdruck bringen. Die Figur steht stracks
aufrecht in langem geradlinigen Mantel, mit zurück-
geworfenem Haupt, die Rechte vorstreckend, die Linke
über die Brust legend. Das Denkmal wird dem Alten
Theater gegenüber aufgestellt werden.
VERMISCHTES
Gestohlene Kunstwerke. Seit einiger Zeit werden
in gewissen Abständen Diebstähle von Kunstwerken, die
in Italien stattgefunden haben, bekannt. Einige Male
wurden im Toskanischen Robbiatabernakel in Stücken
herausgebrochen. 1902 wurde das berühmte Kirchenge-
wand, eine französische Arbeit des 13. Jahrhunderts, das
durch Papst Nikolaus IV. der Kathedrale von Ascoli
Piscuo geschenkt worden war, der Kirche durch Diebe
entwendet. Das letzte Stück der Art geschah eben jetzt:
aus den Meßbüchern, die Papst Pius VI. dem Dom von
Sammlungen — Ausstellungen — Denkmaler — Vermischtes
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Stellungen, die lange und ohne daß ihr Wert gewürdigt
wurde, in Räumen des Schlosses zu Wolfenbüttel hingen,
die zu Schulzwecken benutzt werden. Eine im Jahre 1902
ausgeführte und durchaus gelungene Reinigung und Wieder-
herstellung durch die Berliner Firma Ziesche hat den Wert
der Wandteppiche ins richtige Licht gestellt, wofür unter
anderem spricht, daß sie jetzt gegen Feuersgefahr mit
80000 Mark versichert sind. v. Or.
SAMMLUNGEN
Berlin. Ein Bild Leibis, das seit der Pariser Welt-
ausstellung 1889 verschollen war, ist in Brüssel wieder
aufgetaucht und für die Nationalgalerie erworben worden.
Es stellt eine Dachauerin mit ihrem Töchterchen dar und
ist Anfang der siebziger Jahre gemalt.
Anläßlich der Eröffnung des Kaiser Friedrich-Museums
wird der Kaiser Friedrich-Museumsverein das Bildnis des
Herrn Geheimrat Bode, gemalt von Max Liebermann,
für das Direktorialzimmer stiften. Wie wir hören, hat der
Künstler das Porträt bereits vollendet.
Das städtische Museum zu Magdeburg hat vor
kurzem zwei interessante Werke aus der Frühzeit Wilhelm
Leibis erworben. Das eine stellt den jugendlichen Freund
Leibis, den Maler Nikolaus Gysis — in rotem Gewand,
mit einer grauen Decke malerisch drapiert — dar, das
andere gibt den faltenreichen Kopf eines alten Weibes in
grauem Kopftuch wieder. Beide Köpfe stammen aus dem
Jahre 1865, aus demselben Jahre, in dem der aus der
Leibi-Mappe der Photographischen Gesellschaft (Lief. 5
der »Deutschen Kunst«) wohl bekannte »Blinde« entstanden
ist. Sie sind also um einige Monate früher entstanden
als das im Kölner Museum befindliche Bildnis seines
Vaters und als das zur Zeit in der historischen Abteilung
der Dresdener Ausstellung befindliche Herrenporträt.
t. v.
Elberfeld. Für das Städtische Museum wurde ein
Gemälde von David Teniers d. J. mit der Darstellung
einer Wirtshausszene aus dem Kunsthandel erworben.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Das Kunstgewerbemuseum beabsichtigt im
September und Oktober im Lichthofe des Museums eine
Ausstellung von Sitzmöbeln zu veranstalten. Die Aus-
stellung soll sich von den ältesten Zeiten bis auf die
Gegenwart erstrecken und besonders die Entwickelungs-
geschichte der einzelnen Möbeltypen dieser Gattung
(Schemel, Stuhl, Sessel, Bank, Sofa u. s.w.) veranschaulichen.
Für Ergänzung des in den Sammlungen des Kunstgewerbe-
museums vereinigten Materials werden beachtenswerte
Stücke aus Privatbesitz und einige Arbeiten moderner
Künstler hinzugezogen werden. Neben den Originalarbeiten
sollen zahlreiche Abbildungen zur Ausstellung gelangen,
so daß die Ausstellung ein reichhaltiges und anregendes
Bild dieses wichtigen künstlerischen und gewerblichen Ge-
bietes zu geben verspricht.
Das Kunstgewerbemuseum zu Leipzig wird in
der Zeit vom 15. September bis 15. November 1904 eine
Ausstellung von Alt-Thüringer Porzellan veranstalten.
Durch diese Ausstellung soll die Aufmerksamkeit auf ein
in seinen künstlerischen Leistungen wie in seiner geschicht-
lichen Entwickelung noch zu wenig gekanntes Gebiet des
deutschen Porzellans gelenkt werden. Es kommen in
Betracht die Fabrikate der Manufakturen von Volkstedt
bei Rudolstadt, Limbach, Wallendorf, Kloster Veilsdorf
und Gotha, ferner von Großbreitenbach, Ilmenau, Rauen-
stein, Gera, Blankenstein, Eisenberg und Pößneck.
Wenn auch durch die Ausstellung vor allem die künst-
lerische Bedeutung des Thüringer Porzellans in ausge-
wählten Stücken der Figurenplastik und der Geschirrmalerei
von den Zeiten der Gründung bis zum Beginn des
19. Jahrhunderts in das rechte Licht gerückt werden
soll, so soll doch ebenso der wissenschaftlichen Erkenntnis
und speziellen Kennerschaft gedient werden. Aus diesem
Grunde sind Beispiele einfacher Gebrauchsware erwünscht,
sofern sie seltene Marken tragen oder in Form und Dekor
charakteristisch für eine bestimmte Lokalität oder für
eine eigenartige Geschmacksrichtung erscheinen.
Die zweite Ausstellung der Darmstädter Künst-
lerkolonie ist diesmal ohne Festspiel und vorzeitige
Reklame schlicht und ernst eröffnet worden und wird
nicht verfehlen, das Interesse weiter Kunstkreise auf sich
zu ziehen. Einen Hauptteil der Ausstellung bildet die
Gruppe von drei neuen Häusern, die von Olbrich erbaut
wurden und an deren inneren Ausstattung die übrigen
Künstler der Kolonie, Habich, Cissarz, Haustein und
Greiner, sich mit bestem Erfolge beteiligten. In einzelnen
unmöblierten Räumen der drei Häuser sind Sonderaus-
stellungen von Plakaten und Buchschmuck von Cissarz
und von Stickereien und Webereien hessischer Firmen
nach Entwürfen der Künstler eingerichtet. Der andere
Teil der Ausstellung befindet sich im »Hause der Arbeit«,
dem Ernst Ludwigshause auf der Mathildenhöhe, und bringt
Bronzen und Porträtbüsten von Habich, Zimmereinrich-
tungen von Haustein, Bildhauerarbeiten, Plaketten und
Schmuck von Greiner und Porträts und Landschaften von
Cissarz. Von ihm stammt auch der vornehme und reiz-
volle Buchschmuck des auffallend hübschen, modernen
Katalogs.
DENKMÄLER
Leipzig. In diesen Tagen vollendete Professor Max
Klinger sein neuestes großes Marmorbildwerk »Das Drama«,
das Jetzt noch in der von Wallot erbauten Skulpturenhalle
der Großen Dresdener Kunstausstellung aufgestellt wird,
um dann nach Schluß derselben in das Königl. Albertinum
als Neuerwerbung übergeführt zu werden. Kommt es
auch an Bedeutung der Beethovenstatue nicht gleich, so
bildet es doch in seiner ganz wunderbaren Vollendung
der Körperformen, in dem groß und energisch durch-
geführten Motiv und in seinem tiefen Sinn und seiner
ernsten Stimmung ein Kunstereignis von solcher Wichtig-
keit, daß wir unsern Lesern in der nächsten Kunstchronik
eine ausführliche Besprechung darbieten werden. — Die
Vaterstadt des genialen Künstlers wird nun auch von ihm
ein Kolossalstandbild R. Wagners erhalten, dessen Entwurf
vom Wagner - Denkmalkomitee einstimmig angenommen
worden ist. Nach dieser Skizze will Klinger in Wagners
Erscheinung das Geniale, Herrschende in Kopf, Haltung
und Geste zum Ausdruck bringen. Die Figur steht stracks
aufrecht in langem geradlinigen Mantel, mit zurück-
geworfenem Haupt, die Rechte vorstreckend, die Linke
über die Brust legend. Das Denkmal wird dem Alten
Theater gegenüber aufgestellt werden.
VERMISCHTES
Gestohlene Kunstwerke. Seit einiger Zeit werden
in gewissen Abständen Diebstähle von Kunstwerken, die
in Italien stattgefunden haben, bekannt. Einige Male
wurden im Toskanischen Robbiatabernakel in Stücken
herausgebrochen. 1902 wurde das berühmte Kirchenge-
wand, eine französische Arbeit des 13. Jahrhunderts, das
durch Papst Nikolaus IV. der Kathedrale von Ascoli
Piscuo geschenkt worden war, der Kirche durch Diebe
entwendet. Das letzte Stück der Art geschah eben jetzt:
aus den Meßbüchern, die Papst Pius VI. dem Dom von