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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0285

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553

Ausstellungen — Vermischtes

554

sitzer Sir George Donaldson bezahlt worden ist. Reiche
Kunstfreunde, die Rothschilds, Beit und andere haben dazu
370000 Mark gespendet, aber es kann fraglich erscheinen,
ob es recht war, in diesem Falle ein solches Opfer zu ver-
langen. Das Porträt, zwar nicht das des Ariost, ist sicher
eine Perle, und Tizians, dem es jetzt zugeschrieben wird,
würdig, aber es ist doch um das Vielfache überzahlt, und im
Interesse anderer großer Museen ist nicht zu wünschen,
daß eine Staatssammlung die schrullenhaftesten Preise von
Milliardären überbietet.

AUSSTELLUNGEN

Dresden. Das Direktorium der geplanten III. deut-
schen K.unstgewerbeausstellung in Dresden iqo6 hat jetzt
das Programm in einer kleinen Denkschrift veröffentlicht,
auf die wir die interessierten Kunstkreise hinweisen möchten.
Als die Hauptaufgabe dieser Ausstellung wird die Klärung
des Verhältnisses von Kunsthandwerk und Kunstindustrie
und ein Überblick über die Fortschritte und die Geschmacks-
entwickelung im deutschen Kunstgewerbe seit der Aus-
stellung von 1888 ins Auge gefaßt.

Die Karlsruher Akademie der bildenden Künste,
welche ihr heuriges Studienjahr mit dem Fest ihres fiinfzig-
ährigen Bestehens beschloß, hat aus Anlaß ihres Jubiläums
eine Ausstellung veranstaltet, zu welcher sämtliche, als
Lehrer oder Schüler an der Geschichte der Akademie be-
teiligten hiesigen Künstler eingeladen waren. Tatsächlich
wurde es mit dieser Bedingung nicht allzu streng ge-
nommen, und da auch im übrigen bei der Zulassung der
eingereichten Werke die Absicht einer möglichst vielseitigen
Vertretung der hiesigen Künstlerschaft deutlich zum Aus-
druck kam, so ist das Resultat ein aus dem Gröbsten ge-
sichtetes Durchschnittsbild des gegenwärtigen Standes
hiesiger Kunsttätigkeit. Dabei ist allerdings in Abrechnung
zu bringen, was durch die Konkurrenz der großen aus-
wärtigen Kunstausstellungen, durch die gerade einige
unserer wichtigsten Namen schon anderwärts stark engagiert
waren, ausgefallen ist. Auch war mit den Künsten der
Raumgestaltung und Raumausstattung eine sehr wesent-
liche Nummer des hiesigen Kunstlebens vom Programm
ausgeschlossen. Und schließlich noch zu bedenken, daß
bei dem Prinzip einer für alle gleichmäßig beschränkten
Zulassung — in diesem Fall auf zwei Werke für jeden —
das Gesamtbild sich leicht zugunsten der Mittelmäßigkeit
verschiebt. Im übrigen fehlt, was Plastik und Malerei be-
trifft, keine einigermaßen in Betracht kommende Persön-
lichkeit. Daß die Ausstellung große Überraschungen
bringen, dem mit hiesigen Kunstverhältnissen Bekannten
eine andere als eine wohlvertraute Physiognomie zeigen
werde, war nach alledem nicht zu erwarten. Wer nichts
Neues parat hatte, durfte auch mit Arbeiten kommen, die
man schon früher auf hiesigen oder auswärtigen Ausstel-
lungen gesehen hatte, übrigens ein Standpunkt, dessen
Vernünftigkeit nicht genug betont werden kann: manche
der interessantesten Nummern, wie z. B. Trübners (in-
zwischen für die Karlsruher Galerie erworbene) Titanen-
schlacht und seine Kreuzigung würden sonst fehlen.

Ursprünglich war auch eine große retrospektive Aus-
stellung geplant, die mit der Entwickelung der Akademie
zugleich ein wichtiges Kapitel deutscher Kunstgeschichte
veranschaulichen sollte. Aus äußeren Gründen ist nichts
daraus geworden, vor allem aus Raummangel. Nur für
die Graphik, die Skizzen und die Handzeichnungen wurde
eine historische Abteilung zusammengestellt. Die Plastik
und Malerei beschränkt sich auf die Lebenden. Auch so
mußte man sie in getrennten Räumen unterbringen — die
Malerei im Kunstverein, die Plastik mit der historischen
Abteilung zusammen im Orangeriegebäude. Die letztere

enthält in ihrer Stufenfolge von Schirmer, Lessing und
Feuerbach bis zu den Werken unserer modernen Maler-
radierer und Malerlithographen manche Perle, die nicht
nur den Kunsthistoriker interessieren, sondern auch dem
genießenden Kunstfreund volle Befriedigung gewähren
wird, genannt seien unter anderen einige Handzeichnungen
von Feuerbach, eine kleine Kollektion von Zeichnungen,
Skizzen und dekorativen Entwürfen aus dem Nachlaß von
Wilhelm Volz. Im allgemeinen hängt das Interesse an
solchen retrospektiven Veranstaltungen überhaupt mehr
oder minder von dem ab, was bei solchen Gelegenheiten
aus der Verborgenheit privater Sammlungen wieder an
das Licht der Öffentlichkeit kommt; im übrigen sind die
modernen Abteilungen unserer öffentlichen Galerien an
und für sich schon »Retrospektivausstellungen« der Kunst
des ig. Jahrhunderts, die gewöhnlich weniger an Ausführ-
lichkeit als an Auswahl zu wünschen übrig lassen. Auch
die Karlsruher Gemäldesammlung enthält für den, der sich
von der Entwickelung der Karlsruher Akademie und dem
sich damit abspielenden Stück Kunstgeschichte ein über-
sichtliches Bild machen will, Material im Überfluß.

K. Widmer.

Antwerpen. Im nächsten Jahre wird hier eine Jakob
jordaens-Ausstellung stattfinden, die alle erreichbaren Werke
des Meisters umfassen und in der Art der unvergeßlichen
van Dyck-Ausstellung inszeniert werden soll.

Middelburg. Wie im vorigen Jahre in Dinant, so ist
dieses Jahr in Middelburg eine Ausstellung von Kupfer-
und Messingarbeiten, die sich im Besitze von niederlän-
dischen Museen, Kirchen und Privatleuten befinden, eröffnet
worden und gibt in ca. 700 Nummern ein anschauliches
Bild von der großen Produktion und der künstlerischen
Bedeutung der Kupferguß- und Treibarbeiten auch in
Holland während des Mittelalters. Ein illustrierter Katalog
ist darüber erschienen.

Innsbruck. Die fahresausstellung des Tiroler Künstler-
bundes hat ein sehr interessantes Bild ergeben. Man
hofft auch durch eine Verlosung zahlreicher von den Künst-
lern gespendeter Werke einen wesentlichen Beitrag zu
den Kosten des langersehnten Künstlerhauses zu gewinnen.

VERMISCHTES

In Nr. 21 der »Kunstchronik« vom 15. April dieses
Jahres hat Herr Geheimrat von Seidlitz im allgemeinen
die Art einiger Besprechungen in den »Kunstgeschicht-
lichen Anzeigen, Wien« beanstandet, den Maßstab, der
starre Forderungen aufstellt, den Mangel an Respekt vor
verdienstvollen Forschern, den persönlichen Ton und anderes
gerügt. Darauf antwortet in Nr. 3 der »K. A.« ein Herr
M. Dvofäk in schroffer Weise, indem er Herrn von Seidlitz
wegen der Rücksicht, die er fordert, zu den »alten Tanten«
gesellt, und ziemlich klipp und klar die Art der Kritik, wie
sie in den »K. A.« gepflegt wird, als die einzig vollberech-
tigte hinstellt.

Um diese Art der Kritik nochmals näher zu beleuchten,
möchte ich mir erlauben, in der »Kunstchronik« einige
Zeilen über eine neue Besprechung jener Zeitschrift zu
bringen. Daß es sich um ein Werk von mir selbst handelt,
wird man in diesem Falle nicht mißdeuten, denn zweifel-
los kann die Art jeder Kritik am besten vom Verfasser des
besprochenen Buches beurteilt werden. Zugleich möchte
ich einige tatsächliche Berichtigungen bringen, mit denen
ich nach den neuerlichen Äußerungen des Herrn Dvorak
den Gerechtigkeitssinn der dortigen Schriftleitung nicht auf
die Probe zu setzen wage.

Das von Arpad Weixlgärtner besprochene Buch ist
mein »Versuch einer Dürer-Bibliographie«.
 
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