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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Leisching, Julius: Das Grabmal, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0012
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DAS GRABMAL

Grabmal Kasimir des Grossen im Dome zu Krakati, gezeichnet von Direktor J. LeischixG, Brunn.

Grösseren Wert als auf die äussere Erscheinung
legt das junge Christentum, freilich nach uralt heid-
nischer Sitte, auf die Beigaben, die man auch jetzt
noch und bis ins späte Mittelalter nebst duftenden
Wurzeln und Spezereien mit dem Toten in die Erde
senkte. Bei der Frau ist es die Spindel und Schmuck,
beim Manne das Schwert. Das 4. und 5. Jahrhundert
hatte einem neubekehrten Christen sogar das Tauf-
becken ins Grab mitgegeben. Unsere Museen zeigen,
dass es nicht die schlechtesten Arbeiten waren, mit
denen man solcherart den Abgeschiedenen ehrte. Wie
jedes kulturhistorisch wichtige Moment wirft auch

diese Sitte ein bedeutsames Licht auf die gleichzeitigen
Kunstverhältnisse. Zu einer Zeit, da es dem neuen
Glauben noch an monumentaler Baugesinnung und
an Kräften gebrach, sie ins Leben zu rufen, fehlte es
doch nicht an pietätvoller Verklärung des Schmerzes
wenigstens durch sinnige Opferung von Werken so-
genannter Kleinkunst.

Ein auffälliger Beweis, wie lange wenigstens im
Süden römische Vorbilder Nachahmung fanden, ist das
Grabmal Theodorichs zu Ravenna. Die Erinnerung
an die Mausoleen der Kaiser, namentlich des Hadrian,
ist in ihm sehr lebendig. Es ist auf dem Zehneck
 
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